Montbeliard
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 780
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Montbeliard (dt. Mömpelgard)
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Stadt und ehemalige Grafschaft in O-Frankreich, nahe der Burgundischen Pforte

Die Grafschaftsrechte lagen im 10. Jh. anscheinend bei den Grafen von Macon. Der mit einer Nichte König Rudolfs III. von Burgund vermählte Ludwig von Mousson erhielt Montbeliard vermutlich kurz vor 1044 von König HEINRICH III. Die Grafschaft Montbeliard wird erstmals nach 1070 erwähnt und dürfte durch die Heirat von Ludwigs Sohn Dietrich (+ 1102) mit Ermentrud, Tochter Graf Wilhelms von Burgund und Erbin der Grafschaftsrechte, entstanden sein. Nach dem Tode Dietrichs II. (+ 1162), der keine Nachkommen hatte, übernahm dessen Enkel Amadeus von Montfaucon aus der älteren Linie dieses Hauses die Grafschaft Montbeliard, die in Sohnesfolge an Richard (+ 1237), dann an Dietrich II. ‚le grand baron‘ (1222-1282), der schon zu Lebzeiten seines Vaters mitregierte, überging. Dietrich gründete das Spital in Montbeliard, wurde 1255 Mitglied des Rheinischen Städtebundes, erwarb Pruntrut als Pfand des Bischofs von Basel (bis 1461) und nahm die Grafschaft von König RUDOLF von Habsburg zu Lehen. Er setzte seine Urenkelin Wilhelmine von Neuenburg und deren Ehemann Rainald von Burgund als Erben ein. Letzterer gewährte der Stadt Montbeliard umfangreich Privilegien. Sein Versuch, die Lehnsabhängigkeit Montbeliards vom deutschen König zu lösen, scheiterte 1284 am Widerstand König RUDOLFS. Da Rainalds Sohn Othemin (+ 1332) geisteskrank und unverheiratet war, kam Montbeliard 1322 an dessen Schwester Agnes und ihren Ehemann Heinrich von Montfaucon (aus der jüngeren Linie), dessen Fehden Montbeliard ebenso belasteten wie mehrfache Seuchen. Heinrichs Nachfolger Stephan (+ 1397) überlebte seinen 1396 bei Nikopolis gefallenen Sohn Heinrich. Dessen Erbtochter Henriette wurde 1397 verlobt mit Graf Eberhard IV. von Württemberg, der (nach anfänglicher Regentschaft des Vaters) 1409 die Regierung in Montbeliard antrat. Die Grafschaft Mömpelgard, mit Stadt und rund 50 Dörfern, den Herrschaften Cherval und Passavant den orten Etobon, Granges und Saulmot sowie Pruntrut, wurde in SW-Deutschland zum Leitbegriff für sämtliche linksrheinische Besitzungen Württembergs. Nach Eberhards Tod regierte 1419-1444 seine Witwe Henriette. Einer kurzen Gesamtherrschaft ihrer Söhne Ludwig I. und Ulrich V. folgte die alleinige Regierung des ersteren gegen eine Schuldverschreibung von 40.000 fl. Die Grafschaft wurde 1473-1482 von Graf Heinrich von Württemberg (+ 1519) von Neuburg regiert, kam durch den Münsinger Vertrag über Eberhard den Jüngeren an Graf Eberhard im Bart. Seit 1801 definitiv bei Frankreich.
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