Auch die beiden unmündigen Söhne Siegfrieds
traf es hart: Die Pfalzgrafschaft am Rhein erhielt Gottfried von Calw.
Außerdem ließ sich der Kaiser durch ein Fürstengericht
die Weimarer Allode zusprechen. Obendrein wurde Siegfried II.
und Wilhelm wohl große Teile der väterlichen Eigengüter
vorenthalten.
Leider ist unbekannt, worauf sich Kaiser und Papst 1119
bezüglich der askanischen Rechte an der Pfalz und an Weimar-Orlamünde
geeinigt
hatten. Offenbar kamen jetzt aber Siegfrieds Söhne Siegfried
II. und Wilhelm wenigstens in den Genuß der Eigengüter
ihres Vaters [1119 bezeichnet Erzbischof Adalbert I. von Mainz Siegfried
den Jüngeren als Vogt der Erfurter Marienkirche (Mainzer
Urkundenbuch 1, Nr. 482; CDA 1, nr. 186). Wann und auf welchem Wege der
ASKANIER
dieses Amt erhalten hatte, ist damit allerdings nicht gesagt.Voraussetzunge
zu seiner Ausübung war aber sicher Besitz in Thüringen. - Es
muß damit gerechnet werden, daß in den Wirren inzwischen Teile
der Hinterlassenschaft der Grafen von Weimar-Orlamünde in andere Hände
gekommen waren, so vermutet A. Tille: Weimar (wie EN 106), Seite 56, daß
der Erzbischof von Mainz und Graf Hermann I. von Winzenburg (Burg nordwestlich
von Bad Gandersheim) davon profitiert hätten. Er zählt auch die
Eckartsburg
(nördlich von Apolda) zu den Reichslehen oder Allodien der WEIMARER.
Die Burg gehörte zu den ekkehardinischen Besitzungen, die das 1046
ausgestorbene Geschlecht - wie schon gesagt - dem König vermacht hatte.
1066 befand sich HEINRICH IV.
auf der
Burg (D H IV., Nr. 183). Ob sie davor oder später an die Weimarer
Grafen
gelangt ist, bleibt unklar. 1112 hat der Kaiser die Burg nach den Pegauer
Annalen (MG SS 16, Seite 251) an den jüngeren Wiprecht von Groitzsch
verlehnt. Das könnte allerdings ein Hinweis darauf sein, daß
der Monarch die Feste damals als Teil der heimgefallenen
WEIMARER
Reichslehen
neu vergab. Wiprecht der Jüngere - noch 1115 genannt, als er in der
Schlacht am Welfesholz den kaiserlichen Feldherrn Graf Hoyer von Mansfeld
erschlug ( R L III., Nr. 36) -, starb in einem nicht bekannten Jahre, doch
vor seines Vaters Tod (1124). Wohl 1122 entschädigte
HEINRICH
V. Ludwig den Springer mit der Übergabe der Eckartsburg
für den Verlust der Wartburg (siehe dazu H. Assing: Aufstrieg
(wie EN 138), Seite 288). - Zur Eckartsburg generell jetzt Boje
Schmuhl in Verbindung mit Konrad Breitenborn (Hg.): Die Eckartsburg (Schriftenreihe
der Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt
1). Halle/Saale 1998.]. Der erste starb bereits 1124/25 ohne Nachkommen;
ob er die Pfalzgrafenwürde erlangt hat, bleibt unklar. Sein Bruder
ist später im Besitz der askanischen Allode in Thüringen
und erhielt auch die Pfalzgrafschaft am Rhein [Einem Schreiben Kaiser
HEINRICHS V. an Erzbischof Gottfried von Trier, das Anfang 1125
auf dem Lütticher Hoftag aufgesetzt wurde, ist zu entnehmen, daß
Wilhelmus
palatinus, Sigefridi filius, in das Erzstift eingefallen
war (CDA 1, Nr. 196). Spätestens zu diesem Zeitpunkt muß der
SALIER
also zumindest
Wilhelms Ansprüche auf die Pfalzgrafschaft
am Rhein anerkannt haben.
König LOTHAR
III. beließ nach seiner Thronbesteigung im September 1125
dem von seinem Vorgänger 1113 eingesetzten Gottfred von Calw die Würde
eiens Pfalzgrafen, akzeptierte aber auch Wilhelm, den Neffen der
Königin
Richenza, in diesem Amt, so daß es nun zwei rheinische
Pfalzgrafen gab. Dieser Zustand erneuerte sich nach dem wahrscheinlich
1133 erfolgten Tode Gottfrieds, weil LOTHAR
ihm
1134 in Gestalt Ottos von Rheineck (Burg über dem linken Rheinufer,
nordwestlich von Andernach) einen Nachfolger gab. So sollte der Übergang
der Pfalz nach dem Tod des söhnelosen Wilhelm auf die RHEINECKER
gesichert werden [Persönlicher Einwurf: Diese Behauptung des
Autors ist nur dann schlüssig, wenn mit dem baldigen Tod des damals
22 Jahre alten, kinderlosen Pfalzgrafen Wilhelm zu rechnen war.
Wenn Otto von Rheineck die seit 1113 verwitwete Gertrud von Northeim
um
1115/20 heiratete, muß er vor 1100 geboren sein und war damit 15
bis 20 Jahre älter als Wilhelm.]. Otto war
Wilhelms
Stiefvater, da er nach dem Tode Pfalzgraf Siegfrieds I. (1113) dessen
Witwe Gertrud, Richenzas
Schwester,
geehelicht hatte, die 1154 noch lebte. KONRAD
III. entzog dem RHEINECKER jedoch 1138 die Pfalzgrafenwürde,
um das Amt nach Wilhelms Ableben (1140) erst an den BABENBERGER
Heinrich Jasomirgott und 1142 oder 1143 an Graf Hermann von Stahleck zu
verleihen. Otto von Rheineck starb 1150, sein gleichnamiger Sohn hatte
den Kampf um die Palz gegen den STAHLECKER eröffnet, fiel dabei 1148
in dessen Hände und wurde im gleichen oder im nächsten Jahr auf
der Schönburg bei Oberwesel erdrosselt (sie EN 832).].
Und die Hinterlassenschaft der STADER interessierte den
ASKANIER
schon! Außerdem dürfte es am 15. Juli 1128 Gespräche zwischen
dem Markgrafen Albrecht und seinem ebenfalls anwesenden kinderlosen
Vetter gegeben haben. Denn auch Pfalzgraf Wilhelm bei Rhein war
auf Burg Rusteberg [Er ist erster Laienzeuge vor Albrecht.].
Und auf dessen thüringische Güter hoffte Albrecht gewiß
[Persönlicher Einwurf: Es ist kaum möglich, daß
Albrecht
der Bär zu diesem Zeitpunkt auf die Güter seines 16 Jahre
alten Vetters spekulieren konnte.].
Der ASKANIER, die Erzbischöfe von Bremen
und Magdeburg, Pfalzgraf Friedrich von Sachsen und Markgraf Heinrich von
der Lausitz sowie Albrechts Vettern, Herzog Heinrich der Stolze
von Bayern und Pfalzgraf Wilhelm von Lothringen nahmen am Hoftag
von Bamberg teil (17. März 1135), auf dem sich Herzog Friedrich II.
von Schwaben dem Monarchen zu Füßen warf.
Eine andere Nennung des ASKANIERS in den Quellen
gehört spätestens dem Jahr 1137 an. Sie wird daher ebenfalls
hier eingereiht. Als sein Vetter, Pfalzgraf Wilhelm vom Rhein, und
dessen Mutter Erzbischof Adalbert I. von Mainz unter anderem die zu den
heute sogenannten "Drei Gleichen" gehörenden Festen Gleichen und
Mühlburg übertrugen, willigte Albrecht der Bär ein.
Die Nachricht kann nur in die Jahre von 1125 bis 1137 gesetzt werden. Hermann
Krabbo vermutet, daß sie in den Beginn dieser Zeitspanne gehört,
weil die Mitwirkung von Wilhelms Mutter erwähnt wird. Die überlieferte
Zustimmung Albrechts läßt darauf schließen, daß
er damals als potentieller Erbe der thüringischen Besitzungen des
kinderlosen Vetters galt.
Dazu können verwandtschaftliche Beziehungen als
weiteres Motiv für die Einreihung der genannten Herren in die anti-askanische
Front in Erwägung gezogen werden. Konrad von Wettin und Siegfried
von Boyneburg waren Vettern der Kaiserin Richenza
[Die Väter von Siegfried und Richenza
sowie Konrads Mutter waren Geschwister und Kinder Ottos von Northeim.].
Vielleicht befürchtete der BOYNEBURGER auch, daß Albrecht
der Bär
von der Hinterlassenschaft seines kinderlosen Vetters
Wilhelm, des rheinischen Pfalzgrafen, Güter der NORTHEIMER
beanspruchen könnte [Wilhelms Mutter Gertrud war eine
Tochter Heinrichs des Fetten von Northeim, dessen Bruder Siegfried der
Vater Siegfrieds von Boyenburg war.].
Kurz nach dem Ende des Wormser Reichstages starb am 13.
Februar 1140 Pfalzgraf Wilhelm bei Rhein ohne Nachkommen. Wir wissen
nicht, ob sich dessen Vetter Albrecht Hoffnungen auf die Übernahme
der Pfalzgrafschaft machte. Zwar hatte KONRAD
III. dem von Kaiser LOTHAR
als Wilhelms Nachfolger vorgesehenen Grafen Otto von Rheineck, dem
zweiten Gemahl von Wilhelms Mutter, 1138 den Pfalzgrafentitel entzogen,
aber als Herzog von Sachsen kam Albrecht der Bär sicher als
Nachfolger in der lothringischen Pfalzgrafschaft in Frage. Anders sah es
im Falle der weimar-orlamündischen Besitzungen aus, die Wilhelm
hinterließ. Als deren Erbe hatte der Pfalzgraf seinen Vetter offensichtlich
akzeptiert [Siehe EN 471. - Die einzigen beiden bekannten Verbindungen
Wilhelms
mit Orlamünde erhellen aus einer Urkunde Erzbischof Konrads von Mainz
von 1194, in der der WITTELSBACHER
auf Ersuchen Graf Siegfrieds III. von Weimar-Orlamünde (1176-1206,
Sohn von Albrechts Sohn Hermann) unter anderem ein (nicht
erhaltenes) Diplom des Pfalzgrafen für die Orlamünder Nikolaikirche
bestätigt (Mainzer Urkundenbuch 2, 2, Nr. 588; Dobenecker 2, Jena
1900, Nr. 950, CDA 5, Nr. 271 a), und einer Nennung als Willehelmus
palatinua comes de Orlahemunde beim Abt von Hersfeld (nach 13.9.1137
- Dobenecker 1, Nr. 1343).]. Von einer Belehnung Albrechts mit diesen
Gütern hören wir jedoch nichts.
Außerdem mußte der ASKANIER endlich
die Übernahme der von seinem 1140 gestorbenen Vetter, dem Pfalzgrafen
Wilhelm bei Rhein, hinterlassenen Besitzungen um Weimar und Orlamünde
erreichen.
[Sein Vetter, Pfalzgraf Wilhelm vom Rhein, scheidet
hierfür aber wohl aus. Denn der - obgleich Trierer Hochvogt
- haderte mit Erzbischof Adalbero, dessen Wahl 1131 er schon zu unterbinden
versucht hatte (sie dazu R L III, Nr. 275). Der kinderlose Wilhelm plante
wohl, den zweiten Mann seiner Mutter, den Grafen Otto von Rheineck, zum
Erben einzusetzen. Deswegen konnte Adalbero von LOTHAR
III., der Wilhelms Vorhaben billigte, nicht die gewünschte
Reichsabtei St. Maximin erlangen. Odilo Engels nimmt deshalb an, daß
der Trierer KONRADS Wahl aus Furcht
vor Wilhelm betrieb (Odilo Engels: Der Erzbischof von Trier, der
rheinische Pfalzgraf und die gescheiterte Verbandsbildung von Springiersbach
im 12. Jahrhundert. In: Ders.: Stauferstudien. Beiträge zur Geschichte
der Staufer im 12. Jahrhundert. Festgabe zu seinem sechzigsten Geburtstag.
Hg. von Erich Meuthen/Stefan Weinfurter. Sigmaringen 1988 (zuerst 1978),
Seite 160-176, hier Seite 167-170; Odilo Engels: Die Staufer. 6. Auflage,
Stuttgart/Berlin/Köln 1994; Seite 34f.). - W. Petke: Kanzlei (wie
EN 184), Seite 185 f., 387f., meint dagegen, daß der Kaiser den RHEINECKER,
zu dem er vielleicht verwandtschaftliche Beziehungen hatte und der Richenzas
Schwager war (ebd., Seite 379-381), Anfang Januar 1134 neben Wilhelm
von Orlamünde-Ballenstedt als Pfalzgraf eingesetzt habe. - Wilhelm
und Albrecht werden wohl im Hinblick auf die Nachfolge im Reich
und in der Pfalzgrafschaft am Rhein konträrer Auffassung gewesen sein.
Allerdings scheint sich Wilhelm schnell der neuen Lage angepaßt
zu haben, denn er besuchte schon KONRADS
ersten Hoftag (Anfang April 1138 zu Köln, EN 51). Möglicherweise
kommt Abt Wibald von Stablo als eventueller Verbindungsmann des ASKANIERS
in Frage, auch wenn er vielleicht noch nicht bei der Wahl, sondern erst
zur Krönung KONRADS III. anwesend
war (siehe dazu U. Vones-Liebenstein: Neue Aspekte (wie EN 484), Seite
326 mit Anmerkung 19). - Albrecht und Wilhelm waren nach
dessen Worten enge Vertraute: ... vir sane prudens, totius bonestatis
et disciplinae speculum ... nobis intima fide et familiaritate coniunctus
... schrieb der Abt 1148 über den Markgrafen (Wibaldi epistolae. Hg.
von Philipp Jaffe: In: Monumenta Corbeiensia (Bibliotheca rerum Germanicarum
1). Berlin 1864 (ND Aalen 1964), Nr. 136 (Seite 213); CDA 1, Nr. 343; KW,
Nr. 162). Hierbei handelt es sich übrigens um eine einzige persönliche
Beschreibung Albrechts des Bären durch einen Zeitgenossen,
der nach eigener Angabe mit dem Markgrafen gut bekannnt war.]
Partenheimer Lutz:
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E-Mail vom 20.03.2003
Siegfried (II.) von Ballenstedt, Pfalzgraf (?) bei Rhein, starb nach den Quellen 1125. Sein Bruder Wilhelm hatte nach seiner eigenen Beurkundung von 1130 eine Gemahlin Adelheid, die Wäschke (Askanier in Anhalt, Nr. 433) für eine HENNEBERGERIN hält. Nach den Quellen starb Wilhelm 1140 ohne Erben.
Unter www. springiersbach/de fand ich:
Großzügig stattete Pfalzgraf Wilhelm,
der letzte seiner Dynastie, die junge Abtei materiell aus. Vor seinem Tod
(1140) schenkte er ihr seinen gesamten Besitz an der Mittelmosel
und in der Eifel, Weingüter und Höfe in rund 30 Orten. In der
Klosterkirche fand er seine letzte Ruhestätte in einem prächtigen
Sarkopharg, bis dieser 1769 beim Bau der heutigen Kirche zerstört
wurde