Mit dem Tode HEINRICHS V.
und der Thronbesteigung LOTHARS waren
die Aussichten der Nachkommen Siegfrieds gestiegen. Denn LOTHARS
Gemahlin Richenza war die Schwester
der NORTHEIMERIN Gertrud, der Gemahlin
Siegfrieds. Der neue
König wollte wie HEINRICH V. den
Rhein sichern durch einen verläßlichen Pfalzgrafen. Die beiden
Brüder Siegfried und
Wilhelm,
Söhne des von 1099 bis 1113 amtierenden Pfalzgrafen, hatten wohl die
ganze Regierungszeit
HEINRICHS V. hindurch
mehr oder minder aktiv dem KALWER Widerstand geleistet. 1124 starb Siegfried,
Wilhelm
aber setzte den Kampf fort. Ja, er führte zum Zeichen seiner Ansprüche
den Pfalzgrafentitel. 1125 noch forderte der Kaiser den Erzbischof Gottfried
von Trier auf, den
Pfalzgrafen Wilhelm
zur Ruhe zu bringen.
Wenn der Sachsen-König also Wilhelm
einsetzte, so konnte er bestimmt auf diesen zählen. Es scheint damals
zu einem gütlichen Ausgleich zwischen Gottfried und dem Sohne Siegfrieds
gekommen zu sein, dahin, dass die Nachfolge an Wilhelm
von Ballenstädt übergehen sollte, der bereits seit
1126 in den Urkunden LOTHARS als Pfalzgraf
auftritt.
Wohl wurde Wilhelm in die orlamündischen
Allodialgüter und Lehen damals schon eingesetzt (Orlamünde-Rudolstadt,
Weimar, Besitzungen in Thüringen, der heutigen Landschaft Franken
und dem Vogtland). Ob jedoch das Pfalzgrafengut gleich an Wilhelm
kam, ist keineswegs sicher, denn auch Gottfried behielt den Titel comes
palatinus bei. Da weder von Gottfried noch von Wilhelm
Urkunden
zwischen 1125 und 1130 (dem Todesjahr des KALWER) vorhanden sind, wissen
wir nicht, ob die Pfalz von ihnen gemeinsam oder von einem allein verwaltet
wurde. In den Königsurkunden kommt der Titel palatinus comes beiden
zu, ja in dem Diplom vom 20. Januar 1129 in Worms erscheinen beide zusammen,
und Gottfried wird vor Wilhelm genannt.
LOTHAR konnte sowohl
dem KALWER wie auch dem BALLENSTEDTER volles Vertrauen schenken.
Wilhelm
tritt in mehreren kölnischen Urkunden als Zeuge auf. Aber auch diese
Beziehung scheint auf dem mittelrheinischen Chrakter des Pfalzgrafen zu
beruhen, denn wir hören, dass Wilhelm Lehen
von dem Erzbischof hatte, und es liegt nichts näher als anzunehmen,
dass diese im Gebiet seines Territoriums lagen. Als Lehensträger von
Köln und Vogt von Trier hat aber Wilhelm
einen
allerdings beschränkten Einfluß auf die Besetzung der Erzstühle.
Durch Wilhelm wurde
aber der Bereich der Pfalzgrafen bis ins östliche Herzogtum Franken
hinein erweitert, denn zu den orlamündischen Besitzungen gehörten
auch Güter im ehemaligen Herzogtum Franken. Diese bildeten für
ihn nicht nur eine Brücke nach Orla und Weimar, sondern sie mußten
auch die Verbindung Wilhelms mit dem
fränkischen Stamm verstärken. Der Pfalzgraf bei Rhein erscheint
jetzt als Rechtsvertreter für alle Franken. So kam es, dass in einer
Königsurkunde vom 10. Februar 1129 als Zeugen genannt werden: "Comites
palatini Wilehelmus francorum et Fridericus saxonum".
Auch unter LOTHAR
blieben die Beziehungen des rheinischen Pfalzgrafen zum König sehr
eng. Sowohl Gottfried wie Wilhelm begegnen
sehr oft in der Begleitung des Königs. Nach dem Tode Gottfrieds von
Kalw (+ 6.2.1131) war Wilhelm wieder
der einzige Pfalzgraf für Franken und Mosellanien. Auch für ihn
war die Mosel, trotzdem doch jetzt Weimar-Orlamünde in seinem
Besitz war, das eigentliche Zentralland. Hier war Kochem sein Sitz, das
wohl durch seinen Stiefvater Otto von Rheineck,
den natürlichen Sohn des LUXEMBURGERS HERMANN
VON SALM, auf Wilhelm kam
und somit wieder zum Pfalzgut. Das von Erzbischof Bruno von Trier gegründete
Kloster Springiersbach bestimmte er sich zur Begräbnisstätte,
wahrscheinlich hat er auch die Vogtei über dieses Kloster innegehabt.
Stiftete Heinrich II. Laach, so ließ Wilhelm
dieser
Abtei im Kondelwald seine Hauptschenkungen zufließen, sie lag seiner
Zentralstellung am nächsten, da Wilhelm
wie
sein Vater Vogt von Trier war. Ja Wilhelm
hatte so wenig Interesse mehr an der Stiftung des Pfalzgrafen Heinrich
II., dass er 1131 die Oberherrlichkeit über die Benediktiner-Abtei
am Laacher See an Köln abtrat.
Die Schenkungen, die nach dem Tode Wilhelms
dem
Kloster Springiersbach zufielen, mögen ein ungefähres Bild geben
von der Lage der Beziehungen des Pfalzgrafen an der Mosel. Es waren Güter
in Kaimt, Bengel, Kröv, Risbach, Trarbach, Enkirch, Burg (Kr. Bitburg),
Mülheim (Kr. Bernkastel), Reil, Pünderich, Briedel, Speia (Wüstung),
Bischofs-Alf, St. Aldegund, Bremm, Nehren, Klotten, Alkenbach, Wittlich,
Noviand, Alfen, Immerath, Winkel (Kr. Daun), Scheide (Wüstung), Usch
(Kr. Bitburg), Dockweiler (Kr. Daun), Hunresdorf (unbestimmt), Wengerohr
(Kr. Wittlich), Lötzbeuren bei Sohren (Kr. Zell), Summethof bei Treis,
Wirfuß bei Pommern, Oedingen bei Remagen. Danach lag der meiste Besitz
des Pfalzgrafen an der mittleren Mosel und in den Kreisen nördlich
davon. Möglicherweise waren Trierer Güter in derselben Gegend
gelegen, so hatte der Pfalzgraf und Vogt des Erzstifts einen Besitzkomplex,
und natürlich sah er hier seine Zentrale, da in Franken die Güter
verstreut lagen.
Behielt Wilhelm den
pfalzgräflichen Besitz somit fest in der Hand, so finden wir ihn auch
wie seine Vorgänger in der Begleitung des Königs. Er war auf
Reichstagen zugegen und erscheint als Zeuge in königlichen Urkunden.
1136 beteiligte er sich am Romzuge
LOTHARS.
Auch sein Stiefvater Otto von Rheineck machte dieses Unternehmen mit. Damals
muß Otto den Pfalzgrafentitel erhalten haben, denn unter diesem erscheint
er in drei königlichen Urkunden von 1136 und 1137, während 1135
und im August 1136 noch von Otto de Rinegge die Rede ist. Man kann diesen
Titel des RHEINECKERS wohl nicht durch die Ehe mit der Witwe des Pfalzgrafen
Siegfried erklären, diese Verbindung muß lange vorher geschlossen
worden sein.