Johann I.                                      Markgraf von Brandenburg (1220-1266)
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um 1213-4.4.1266
 

Begraben: Kloster Mariensee/Chorin
 

Ältester Sohn des Markgrafen Albrecht II. von Brandenburg und der Mathilde von der Lausitz, Tochter von Markgrafen Konrad
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 508
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Johann I., Markgraf von Brandenburg
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* um 1213, + Sommer/Herbst 1266

Begraben: Kloster Mariensee/Chorin

Ältester Sohn Markgraf Albrechts II.

  1. oo Sophia von Dänemark

Johann I. trat Februar 1230, gemeinsam mit seinem Bruder Otto III., die Herrschaft über Brandenburg unter der Regentschaft Erzbischof Albrechts II. von Magdeburg, später seiner Mutter Mechthild von der Lausitz, an. Im engen Einvernehmen mit Otto gelang es, die askanischen Landesherrschaft zu stabilisieren. Die Lehnshoheit über Pommern wurde wiedererlangt (1231), die Uckermark erworben (1250) und die Markgrafen von Meißen aus der Mittelmark (Köpenick, Mittenwalde) im Bündnis mit dem Erzbischof von Magdeburg verdrängt (1239). Im Kampf mit dem Bischof von Halberstadt, später auch mit dem Erzbischof von Magdeburg, sicherte man die westlichen Landesteile und expandierte nach Nordosten (1236 Erwerbung des Landes Stargard). Mit der Erwerbung des Landes Lebus stieß man über die Oder vor und sicherte das Land an der unteren Warthe (1252). Beim Ausbau des Städtewesens in allen Landesteilen setzten sich beide Markgrafen ein. Gegründet wurden unter anderem Frankfurt/Oder (1253) und Landsberg/W. (1257), erweitert bzw. privilegiert Prenzlau (1251) und Berlin. Erheblich war seine Förderung geistlicher Einrichtungen, unter anderem des Hausklosters Mariensee (später nach Chorin verlegt, Zisterzienser). 1258/60 erfolgte zwischen Johann I., Otto III. und beider Söhne eine Landesteilung, die freilich keine geschlossenen Territorien ergab.

Bibliographie und Quellen:
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G. Sello, Chronica Marchionum Brandenburgensium, FBPrG I, 1888 - H.-J. Schreckenbach, Bibliogr. zur Gesch. der Mark Brandenburg I, 1970.

Literatur:
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ADB XIV, 151-154 - NDB X, 472 - J. Schultze, Die Mark Brandenburg I, 1961 - W. Fritze, Das Vordringen der dt. Herrschaft in Teltow und Barnim (Ders., Frühzeit zw. Ostsee und Donau. Ausgew. Beitr. zum gesch. Werden im ö. Mitteleuropa vom 6. bis zum 13. Jh., 1982).



Thiele Andreas: Tafel 223
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

JOHANN I.
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* um 1213, + 1266

Sohn des Markgrafen Albrecht II. von Brandenburg

Johann I. folgte 1220 mit dem Bruder in völliger Eintracht, machte mit ihm alle Erwerbungen mit und verteidigte 1227 Braunschweig für den inhaftierten Schwager gegen König HEINRICH (VII.). Er wurde 1231 kaiserlich belehnt, erhielt die brandenburgischen Lehensansprüche für Pommern und Mecklenburg bestätigt und gründete Kloster Chorin als Hauskloster seiner Linie. Er förderte die Zisterzienser in der Neumark gegen die Templer, stritt viel mit den Erzbischöfen von Magdeburg, den Bischöfen von Halberstadt und von Hildesheim wegen Rechts- und Besitzfragen. Er stritt auch mit den Anhalter Vettern um alten gemeinsamen Besitz, gewann unter anderem die Hoheit über Zerbst und das Land Jerichow gewann er als Magdeburger Lehen. Er führte Feldzüge gegen Mecklenburg und Pommern durch, gewann Teile der Uckermark mit Schwedt/Küstrin, Prenzlau und Vietz und sicherte sich die Schutzhoheit über Lübeck. Er anerkannte wie der Bruder 1251 König WILHELM VON HOLLAND, wählte 1257 König ALFONS X. VON KASTILIEN mit, womit erstmals das brandenburgische Kurrecht wahrgenommen wurde. Er teilte mit dem Bruder 1258/60 in Gemengelage und nahm Stendal als Residenz. Er förderte Städte und Handel, gründete unter anderem Berlin, Frankfurt/Oder und Neubrandenburg, griff in die dänischen Thronwirren ein, war jahrelang Pfandbesitzer von Rendburg und hielt 1261-1264 König Erich V. gefangen.

  1. oo Sofie von Dänemark, Tochter des Königs Waldemar II.
                + 1248

  2. oo Jutta von Sachsen, Tochter des Herzogs Albrecht II. zu Wittenberg, Base
                + 1267



Assing Helmut: Seite 20
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"Die frühen Askanier und ihre Frauen."

Ottos I. nacheinander regierende Söhne, Otto II. (1184-1205) und Albrecht II. (1205-1220), begannen damit noch recht verhalten, doch die Söhne des letzteren, Johann I. und Otto III., eilten, nachdem sie mündig geworden waren, in seltener brüderlicher Einigkeit und Gemeinsamkeit von Erfolg zu Erfolg, ohne die weitere innere Ausgestaltung zu vernachlässigen. Neben den territorialen Zugewinnen reichte ihr Aufbauwerk von der Anlage großer, stattlicher Anger- und Straßendörfer bis zur umfassenden Förderung und Neugründung zahlreicher rechtlich relativ freier Städte wie Spandau, Berlin, Frankfurt/Oder und Prenzlau. Ihre gemeinsame Regierung endete erst 1258/60, als offenbar die Erben - jeder besaß mehrere Söhne - auf abgegrenzte Besitzungen drängten. So entstanden vorübergehend zwei Linien, deren Territorien miteinander verzahnt wurden, so dass die Gefahr einer Aufspaltung der Mark Brandenburg  in zwei Fürstentümer gering blieb. Beide Linien setzten auch nach dem Tode der beiden Brüder - Johann starb 1266, Otto 1267 - im wesentlichen die bisherige Politik fort.

Assing Helmut: Seite 17,33-34,51121
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"Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter. Askanier und Ludowinger beim Aufbau fürstlicher Territorialherrschaften."

Entscheidende Bedeutung besitzen unseres Erachtens die Vorgänge, die zur Entstehung der Städte Berlin und Cölln führten. Sicher scheint zu sein, daß die endgültige Stadterhebung Berlins unter Johann I. und Otto III. vor 1237 erfolgte, also der Zeit um 1230 angehört.
Gegen die Zugehörigkeit Brietzens zur Zauche im 13. Jahrhundert spricht, daß zwar 1258, als die Markgrafen Johann I. und Otto III. die Mark Brandenburg teilten, Otto und seine Nachkommen unter anderem Zauche erhielten, daß aber die Söhne Johanns über Brietzen verfügten.
Die Urkunde galt dem Zehnten im Dorf Drewitz, das Markgraf Johann I. zwei Jahre zuvor dem Kloster Lehnin geschenkt hatte.
Zumindest bis 1225 waren Johann I. und Otto III., die 1220 ihrem Vater in der Markgrafschaft gefolgt waren, unmündig. Einige Jahre danach, 1229, standen sie zwar im Kampf mit dem Erzbistum, doch ging er für sie unglücklich aus. Der Sieger, Erzbischof Albrecht II., zeigte sich nach dem Kampf sehr großzügig, und das dürfte als Indiz dafür gewertet werden, daß er kurz zuvor keine Gebietsverluste durch die jungen Markgrafen erlitten hatte.

Thorau, Peter: Teil I Seite 197,205,312,323,325
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"Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich (VII.)"

Obwohl sich "Herzog Heinrich von Sachsen" in den letzten Jahren durchaus um die Aufrechterhaltung und Durchsetzung des Friedens verdient gemacht hatte, war es zwischen ihm und seinen askanischen Rivalen Herzog Albrecht I. von Sachsen zu einer ernsthaften Auseinandersetzung um die brandenburgischen Angelegenheiten gekommen: Markgraf Albrecht II. von Brandenburg hatte bei seinem Tod 1220 zwei minderjährige Söhne zurückgelassen. FRIEDRICH II., dem als König nach Lehnsrecht die Reichstutel über die beiden Brüder Johann I. und Otto III. zustand, hatte von seinem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern die Lehnsvormundschaft und den Nießbrauch der Lehnseinkünfte, das sogenannte Angefälle, Erzbischof Albrecht von Magdeburg übertragen. Die private Vormundschaft war an den Grafen Heinrich I. von Anhalt als nächsten Schwertmagen gefallen; er war ein Vetter ihres Vaters und der ältere Bruder Herzog Albrechts I. von Sachsen. Mit dessen Einwilligung als Privatvormund kaufte Mechthild von Landsberg, die Mutter der beiden minderjährigen Markgrafen, dem Erzbischof 1221 die Lehnsvormundschaft mitsamt dem Angefälle ab. Gemäß einem 1196/97 geschlossenen Vertrag war Albrecht von Magdeburg aber nach wie vor Lehnsherr der Allodialgüter der märkischen ASKANIER. Als der Erzbischof aufgrund einer zwiespältigen Wahl im Bistum Brandenburg 1221 nach Italien reiste und sich nicht mehr um die Belange der beiden Halbwaisen kümmern konnte, nutzte der ASKANIER Herzog Albrecht von Sachsen zum Schaden Johanns I. und Ottos III. die Lage für sich aus. Diese Übergriffe führten nicht nur zu einem Zerwürfnis zwischen Heinrich von Anhalt und Albrecht von Sachsen, sondern riefen auch den WELFEN Heinrich von Braunschweig auf den Plan; er war in zweiter Ehe mit Agnes, der Schwester der verwitweten Markgräfin Mechthild, verheiratet und hatte seine Tochter aus dieser Ehe seinem Neffen und Erben Otto von Lüneburg averlobt. Aus dieser Mächtekonstellation und den damit einhergehenden Zwistigkeiten wird sich der kaiserliche Auftrag und die Aufforderung des königlichen Hofes erklären.
Wohl aber fällt auf, daß Pfalzgraf Heinrich von Braunschweig und sein Neffe Otto von Lüneburg sowie Herzog Albrecht von Sachsen und die beiden jungen Markgrafen von Brandenburg dem Hoftag in Nordhausen fernblieben. Bei den Brandenburger Markgrafen könnte ihre Minderjährigkeit die Erklärung sein. Es darf über nicht übersehen wwerden, daß sie mit den WELFEN verschwägert waren, die in engen verwandtschaftlichen Beziehungen zum dänischen Königshaus standen.
Nach den Erfolgen Waldemars sahen sich die nordelbischen Verbündeten nach weiterer Unterstützung für ihren Kampf gegen den dänischen König um. Weder von Kaiser FRIEDRICH II. noch von König HEINRICH beziehungsweise dem Reich stand irgendwelche Hilfe in Aussicht. An die benachbarten Markgrafen von Brandenburg konnte man sich schwerlich wenden: vielleicht weniger, weil die beiden vereint regierenden Brüder Johann I. und Otto III. erst zwölf und dreizehn Jahre alt waren, als vielmehr, da sie mit Otto von Lüneburg verschwägert waren und man deshalb eher fürchten mußte, sie könnten an seiner Seite in den Krieg eintreten [Zu ihrem Alter vgl. Schultze, Die Mark Brandenburg, Seite 138. Ihre Schwester Mechthild war die Verlobte Ottos von Lüneburg, und ihre Tante Agnes war 1211 mit Pfalzgraf Heinrich von Braunschweig vermählt worden; vgl. hierzu Bauch, Die Markgrafen Johann I. und Otto III. von Brandenburg, Seite 11. Bauchs Meinung (ebd., Seite 9 f. und Seite 16), der Kaiser habe 1226 die Belehnung der beiden jungen Markgrafen in der Absicht, sie zu verärgern, nicht wahrgenommen, scheint wenig überzeugend. Selbst wenn man FRIEDRICH II. die "berechnende Schlauheit eines Italieners" unterstellt, so ist es doch etwas weit hergeholt zu glauben, FRIEDRICH habe erreichen wollen, daß die BRANDENBURGER sich dem dänischen Lager anschließen, um so einen Grund zu haben, "sie ihrer Lehen verlustig zu erklären" und diese seinem Haus zu sichern, weil man solche Pläne bei FRIEDRICH, "der nach einer absoluten Kaisermacht strebte, sehr wohl vermuten darf."].
Soweit esrichtlich, spricht keine Quelle davon, daß die königlichen Truppen bei der Besetzung Braunschweigs (1227) auf Widerstand stießen. Sie wurden vielmehr kurze Zeit später von den Braunschweigern im Kampf gegen den welfischen Anhang unterstützt. Es liegt deshalb die Vermutung nahe, daß man die Soldaten bewußt eingelassen hatte, vielleicht weil den Bürgern versprochen worden war, ihre Stadt ans Reich zu nehmen. Dem eilends heranziehenden Otto von Lüneburg, dem noch seine jugendlichen Schwäger Johann I. und Otto III. von Brandenburg Unterstützung zuführten, blieb zunächst nichts anderes übrig, als mit seinen Mannschaften bei dem unweit der Stadt gelegenen Kloster Riddagshausen in Stellung zu gehen. Wahrscheinlich zu schwach, die Stadt zu belagern oder gar anzugreifen, verlegte er sich aufs Verhandeln. Schließlich wurde er entweder von Verrätern oder von welfisch gesinnten Bürgern in den Stadtteil Hagen eingelassen. Er vermochte das dort gelegene Tor im Sturm zu nehmen und in die Altstadt einzudringen. Nach heftigen Straßenkämpfen gelang es Otto, sich der Burg und der Stadt zu bemächtigen und die feindlichen Truppen hianuszudrängen.
Nach der Gefangennahme Ottos in der Schlacht bei Bornhöved harrten die Braunschweiger an seiner Seite aus und leisteten den Aufständischen Widerstand. Wie schon einmal erprobt, eilten zudem die beiden brandenburgischen Markgrafen mit bewaffneter Macht herbei. Mit ihrer Hilfe bewahrte die Bürgerschaft Otto von Lüneburg seine Stadt Braunschweig.
 
 
 
 

    1230
  1. oo Sophia von Dänemark, Tochter des Königs Waldemar II.
          1217-3.11.1248

    1255
  2. oo Jutta von Sachsen, Tochter des Herzogs Albrecht I.
                -23.12.1287
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Johann II.
         -10.9.1281

  Otto IV. mit dem Pfeil
  ca 1238- Ende 1308

  Erich Erzbischof von Magdeburg (1283-1295)
  ca 1242-21.12.1295

  Konrad I.
  ca 1240-   1304

  Helene
  1241/42-7.6.1304

 1258
  oo Dietrich IV. Markgraf von Landsberg
      1242-8.2.1285

  Hermann Bischof von Havelberg (1290-1291)
          -   1291

2. Ehe

  Agnes
          -1.10.1304

 11.11.1273
  1. oo Erich V. Glipping König von Dänemark
           1249-22.11.1286

    1293
  2. oo Gerhard II. Graf von Holstein-Plön
                  -25.10.1312

  Heinrich I. ohne Land
         -14.2.1318

  Mechthild
          - vor 1209

  oo 1. Bogislaw IV. Herzog von Pommern-Wolgast
           1258-19.11.1309

  Albrecht
  ca 1258-   1290
 
 
 
 

Literatur:
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Assing Helmut: Die frühen Askanier und ihre Frauen. Kulturstiftung Bernburg 2002 Seite 20 - Assing Helmut: Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter. Askanier und Ludowinger beim Aufbau fürstlicher Territorialherrschaften. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1997 Seite 17,33-34,51,104,109, 121 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 217,219 - Partenheimer Lutz: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2001 Seite 151, 194,325 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 275 - Stürner Wolfgang: Friedrich II. Teil 2 Der Kaiser 1220-1250 Primus Verlag Darmstadt, 2000 Seite 283 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 223 - Thorau, Peter: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich (VII.) Teil I, Duncker & Humblot Berlin 1998, Seite 197,205,312,323,325 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich II. 1. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 355, 373,375,426,506,508,524 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich II. 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 64,65,69,221,328,331 -