STAMMTAFEL im Anhang Band IX des Lexikons des Mittelalters
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 554
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Brandenburg, Mark
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A. FRÜHMITTELALTER
Die Kerngebiete der späteren Mark
Brandenburg, sind früh besiedelt worden. Die germanischen Semnonen,
die vor und während der Völkerwanderungszeit im Havelraum saßen,
gerieten wohl zunächst unter thüringische Herrschaft, seit 531
unter die der fränkischen Könige. Nach der Mitte des 6. Jh. setzte
König
Childebert die semnonische Restbevölkerung des Havel-Spree-Gebietes
in Landstriche westlich der Saale um. Ihre alten Wohnsitze wurden von Slaven
eingenommen, die aus Süd und Ost einwanderten. In frühslavischer
Zeit ist es vielleicht unter der Schirmherrschaft des merowingischen
Hausmeiers Karl Martell zu Anfängen einer großräumigen
slavischen Herrschaftsbildung gekommen. Keimzelle war der slavische Stamm
der Heveller (Stodoranen) und deren politischem Zentrum, die Brandenburg.
Die außerordentlich günstige strategisch und politische Lage
inmitten von Wasserwegen, die nach vielen Richtungen führen, hat ohne
Zweifel die Expansion ihrer Herren erleichtert. Eventuell grenzten später
Elbe, Elde, Peene, Oder sowie die Stammesgebiete der Milzener und Coledici
jenen Herrschaftsbereich ab. Diese Reichweite früh-brandenburgischer
Herrschaft läßt die Politik territorialer Ausdehnung, wie sie
Jahrhunderte danach die ASKANIER von
Brandenburg aus betrieben, möglicherweise als eine - vielleicht nicht
einmal unbewußte - Rekuperationspolitik erscheinen. Seit den fränkischen
Kriegszügen von 789 bzw. 812 haben vermutlich mindestens Teile des
späteren Brandenburg zum karolingischen
Markengürtel
gehört. Nach 839 ist das hevellisch-wilzische Herrschaftsgebiet anscheinend
vom ostfränkischen Reich unabhängig gewesen, denn seine Bewohner
und Herrscher tauchen nicht unter den slavischen Gegnern ostfränkischer
Heere auf. Nach der Zerschlagung des Großmährischen Reiches
durch die Ungarn versuchten die hevellischen Fürsten wohl im Bündnis
mit den böhmischen PREMYSLIDEN,
die alten slavischen Stämme zwischen Erzgebirge und Havel stärker
in ihren Einflußbereich zu ziehen. Grundlager der Allianz war die
Heirat der hevellischen Prinzessin Drahomira mit dem Böhmen-Herzog
Vratislav. In den deutsch-hevellischen Kämpfen, die im Winter
928/29 von deutscher Seite ausgelöst wurden und bis in den Beginn
der 40-er Jahre reichten, wurde die slavische Herrschaft zerschlagen; das
Gebiet bildete fortan im wesentlichen die Nordmark, die durch OTTO
I. dem Markgrafen Gero unterstellt wurde. Tugumir, der rechtmäßige
Erbe, beherrschte nach 940 unter der Oberhoheit der deutschen Könige
bzw. Markgrafen wohl nur noch das engere Havelland.
Im großen Slavenaufstand von 983 brach die politische
und kirchliche Ordnung OTTOS I. zusammen.
Allerdings gelang es offenbar nicht, die Havelslaven ähnlich fest
dem Lutizenbund anzufügen wie die nordöstlich gelegenen Gebiete,
und die slavischen Herren der Brandenburg versuchten, sich zwischen dem
Reich, dem Staat der
PIASTEN und dem
Lutizenbund politischen Spielraum zu bewahren. Trotzdem war das territorium
nach 983 häufig Ziel deutscher Angriffe, die mitunter gemeinsam mit
den Polen durchgeführt wurden (Mieszko I.,
Schwiegersohn des Markgrafen Dietrich, im Nekrolog von Fulda als
comes und marchio genannt.
In der 1. Hälfte des 12. Jh. vermochte der letzte
Vertreter der brandenburgischen Herrscherfamilie, der Christ Pribislav-Heinrich,
die Bedeutung der Dynastie (der DRAWITI?)
durch die Gewinnung der Königskrone ein letztes Mal zu unterstreichen.
Er arbeitete während seiner gesamten Regierungszeit eng mit seinen
westlichen Nachbarn, vor allem mit dem Markgrafen Albrecht (Lausitz,
Nordmark) zusammen. Diese Politik sowie das Christentum des Herrschers
führten vermutlich dazu, dass Pribislav-Heinrichs
Herrschaft vom Wendenkreuzzug 1147 verschont wurde. Als Pate des ältesten
Sohnes Albrechts des Bären, des späteren Markgrafen
Otto I., übergab er diesem die Zauche. Da der Heveller kinderlos
blieb, setzte er Albrecht
als seinen Erben ein. Nach seinem Tod
1150 gelangten so die Kerngebiete des Fürstentums in askanische
Hände
(ASKANIER), mußten aber gegen
die Ansprüche Jaxas von Köpenick
verteidigt werden, den Albrecht
am 11. Juni 1157 aus Brandenburg
vertrieb.
B. HOCH- UND SPÄTMITTELALTER
[1] Askanische Herrschaft (1157-1320)
Im Rahmen des Wendenkreuzzuges von 1147 versuchten neben deutschen Reichsfürsten auch Edelfreie und Ministeriale, die lutizischen Kleinstämme im nörrdlichen Brandenburg sowie in Mecklenburg und Pommern unter ihre Herrschaft zu zwingen. Es entstanden in diesem Zusammenhang in der Prignitz und im Rhingebiet kleinere Herrschaften in Konkurrenz zu den ASKANIERN, von denen sich jedoch lediglich die Grafen von Lindow (Herren von Ruppin) auf Dauer durchsetzen konnten. Als die Brandenburg nach dem Tode Pribislavs 1150 in die Hand des Lutizen-Fürsten Jaxa von Köpenick gekommen war, ließ Albrecht der Bär die Befestigung 1157 stürmen und unter Ausschaltung der königlichen rechte zum Vorort der sich nun bildenden Mark Brandenburg ausbauen. Albrecht betrieb eine weitschauende Territorialpolitik, obwohl er stark in der Reichspolitik engagiert war und die Regentschaft schon frühzeitig seinem mitbelehnten Sohn Otto I. überließ (nach 1157). Im Wettbewerb mit den nördlichen und südlichen Nachbarn versuchten die ASKANIERständig, ihr Territorium auszuweiten, wobei unter anderem der Zugang zur Ostsee eine entscheidende Rolle spielte. Da der Weg über Mecklenburg und Vorpommern zunächst versperrt blieb, erwarben sie die Neumark und versuchten, von dort aus nach Danzig oder gar darüber hinaus vorzudringen. Dieses erst viel später von den HOHENZOLLERN realisierte Vorhaben scheiterte vor allem am erbitterten Widerstand des Deutschen Ordens. Der mächtigste Kontrahent der askanischen Expansionsbestrebungen in Richtung Ostsee war aber das dänische Königtum. Nach Ausschaltung der WETTINER Konkurrenten 1244 erreichten die ASKANIER bis 1287 schließlich die Abtretung des Landes Lebus durch das Erzstift Magdeburg, wodurch "Polen für Jahrhunderte definitiv von der Oderlinie abgedrängt wurde" (Ludat). Die nachfolgenden kriegerischen Auseinandersetzungen in den ersten beiden Jahrzehnten des 14. Jh., aber auch die Folgen der askanischen Landesteilungen des 13. Jh. haben die brandenburgischen Landesherrschaft so geschwächt, dass zum Zeitpunkt des Aussterbens der Dynastie das gesamte Territorium vor dem wirtschaftlichen Ruin stand.
Bibliographie:
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F. Beck u.a., Übersicht über die Bestände
des Brandenburg. Hauptarchivs Potsdam, 2 Teile (Veröff. des Staatsarchivs
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Zopf-G. Heinrich (Veröff. der Hist. Komm. zu Berlin), 1965 [wird fortges.]
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Staatsarchivs in Berlin-Dahlem, 2 Teile, 1966-1967 - H.-J. Schreckenbach,
Bibliogr. zur Gesch. der M.B., I-IV, 1970-1974 [Regbd. fehlt] - W. Ribbe,
Q. und Historiographie zur ma. von Berlin-Brandenburg (Schr. des Ver. für
die Gesch. Berlins, H. 61), 1977.
Landesgesch. Zss. [Auswahl]:
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Märk. Forsch. (MärF), 1841-1887, fortges. als:
Forsch. zur Brandenburg. und Preuß. Gesch. (FBPrG), 1888-1943, fortges.
als: Jb. für Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands (JGNODtl), 1953ff.
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brandenburg. KG (JbrKG), 1940-1943, fortges. als: Jb. für Berlin-Brandenburg.
KG (JbrKG), 1950ff.
Quellen:
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Z I-VII, 1769-1785 - Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
G.W. v. Raumer, T. I und II, 1831-1833 - (Novus) Codex diplomaticus Brandeburgensis,
ed. A. F. Riedel, I-IV Hauptabt., Suppl., Namensverz. und Chronolog. Reg.,
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Lfg. 1-12, 1910-1955-Tractatus de captione urbis Brandenburg., ed G. Sello,
Jber des Altmärk. Vereins für Vaterländ. Gesch. und Industrie
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einer spätma. Q. zur Gesch. der M. B. (Einzelveröff. der Hist.
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II = Stud. zur europ. Gesch. 13), 1976.
Literatur:
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Provinzialverband, bearb. P. Eichholz, I, 21ff., 1970ff. - Hist. Atlas
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Kirchenschutz und Landesherrschaft in der M. B. im späten 15. und
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der M. B. im hohen und späten MA, JGMOFtl 28, 1979, 42-178 - Germania
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Ribbe, Städt. Siedlungen im MA (Hist. Handatlas von B. und Berlin,
Nachträge zur Gesch. des hevell.-wilz. Fsm.s (6. und 10. Jh.), 1981.
Bernhard | Legat in der Ostmark | 928- 936 |
Siegfried | Markgraf der Ostmark | 936- 938 |
Gero | Markgraf der Nord- und Ostmark | 938- 965 |
Dietrich | Graf vonHaldensleben | 965- 983 |
Lothar | Graf von Walbeck | 983-1003 |
Werner | Graf von Walbeck | 1003-1009 |
Bernhard I. | Graf von Haldensleben | 1009-1018 |
Bernhard II. | Graf von Haldensleben | 1018-1044 |
Wilhelm | Graf von Haldensleben | 1044-1056 |
Dynastie der UDONEN 1056-1130
Lothar Udo I. | 1056-1057 |
Udo II. | 1057-1082 |
Heinrich I. der Lange | 1082-1087 |
Luder-Udo III. | 1087-1106 |
Heinrich II. | 1106-1128 |
Rudolf I. Vormund | 1106-1114 |
Helperich von Plötzkau | 1112-1118 |
Udo IV. | 1128-1130 |
Konrad von Plötzkau | 1130-1133 |
Dynastie der ASKANIER
Albrecht I. der Bär | 1134-1170 |
Otto I. | 1170-1184 |
Otto II. der Freigebige | 1184-1205 |
Albrecht II. | 1205-1220 |
Johann I. | 1220-1266 |
Otto III. der Fromme | 1220-1258 |
Teilung unter den Brüdern 1258
Linie zu Stendal
Linie zu Salzwedel
Johann II. | 1266-1281 | Otto III. der Fromme | 1258-1267 |
Otto IV. mit dem Pfeil | 1266-1308 | Johann III. | 1267-1268 |
Konrad I. | 1266-1304 | Otto V. der Lange | 1267-1298 |
Heinrich I. ohne Land | 1266-1318 | Otto VI. der Kleine | 1267-1303 |
Konrad II. | 1281-1319 | Albrecht III. | 1267-1300 |
Johann IV. | 1304-1305 | Hermann | 1298-1308 |
Woldemar der Große | 1304-1319 | Johann V. der Erlauchte | 1308-1317 |
Heinrich II. der Jüngere | 1318-1320 |
Rudolf I. von Sachsen Regent | 1320-1324 |
HAUS WITTELSBACH 1324-1373
Ludwig I. der Ältere | 1324-1351 |
Ludwig II. der Römer | 1351-1365 |
Otto VII. der Faule | 1365-1373 |
HAUS LUXEMBURG
1373-1415
KARL IV. | 1373-1378 |
WENZEL | 1373-1378 |
SIGISMUND | 1378-1415 |
Johann von Görlitz | 1378-1399 |
Pfandherren
JOBST von Mähren | 1388-1390 |
Wilhelm von Meißen | 1390-1396 |
JOBST von Mähren | 1396-1411 |
Statthalter
Lippold von Bredow | 1396-1401 |
Johann von Quitzow | 1401 |
Johann und Ulrich von Mecklenburg-Stargard | 1401-1403 |
Heinrich und Günther von Schwarzburg | 1403-1404 |
Johann und Dietrich von Quitzow | 1404-1409 |
Swantibor I. von Pommern-Stettin | 1409-1411 |
Hans Gaus von Putlitz | 1409-1411 |
Friedrich VI. Burggraf von Nürnberg | 1411-1415 |
HAUS HOHENZOLLERN
Friedrich I. | 1415-1440 |
Friedrich II. der Eiserne | 1440-1471 |
Albrecht Achilles | 1471-1486 |
Johann Cicero | 1486-1499 |
Joachim I. Nestor | 1499-1535 |
Joachim II. Hektor | 1535-1571 |
Johann von Küstrin | 1535-1571 |
Johann Georg | 1571-1598 |
Joachim Friedrich | 1598-1608 |
Johann Sigismund | 1608-1619 |
Georg Wilhelm | 1619-1640 |
Friedrich Wilhelm der große Kurfürst | 1640-1688 |
Friedrich III. (I.) König in Preußen | 1688-1713 |
Friedrich Wilhelm I. | 1713-1740 |
Friedrich II. der Große | 1740-1786 |
Friedrich Wilhelm II. | 1786-1797 |
Friedrich Wilhhelm III. | 1797-1840 |
Friedrich Wilhelm IV. | 1840-1861 |
Wilhelm I. | 1861-1888 |
Friedrich III. | 1888 |
Wilhelm II. | 1888-1918 |