Begraben: Kloster Langheim
Ältester Sohn des Grafen
Berthold VI. von Andechs-Meran und der Agnes
von Rochlitz, Tochter von Markgraf Dedi V. von der Niederlausitz
GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 162
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60. Otto I. (VI.)
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F. u. eV.
(1195/96) dux Meranie et filius suus als Teilnehmer an
dem geplanten Kreuzzug HEINRICHS VI.
SS 17, 168f
selbständig 1205 24/5 Otto
dux Meranie
MB 31 a, 4651 n 245
1211 11/10 auch Pfalzgraf von Burgund Oefele Reg. 459
1228 28/7 auch Markgraf von Istrien, verzichtet 1230
Juli Böhmer-Ficker n 1803
+ 1234 7/5 SS 17, 343 und 23, 936;
Dießen: Otto dux Meranie
1234,
sepultus Lancheim necr. 1, 18
Bamberg Dom Jaffe 5, 558.
Gemahlinnen:
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1. Beatrix,
Tochter des HOHENSTAUFEN Otto, Pfalzgraf
von Burgund, SS 23, 863 heiratet zu Bamberg 1208 21/5 SS 17,
822;
+ 1231 7/5 Dießen: anno 1231 Beatrix
ducissa Meranie, sepulta Lancheim Necr. 1, 18
2. (nach 1231) Sophie, Tochter Heinrichs I. von
Anhalt,
+ nach 2 weiteren Ehen 1272/74 Märkische Forschungen
9 (1865) Seite 18.
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GENEALOGISCHES HANDBUCH ZUR BAIRISCH-ÖSTERREICHISCHEN
GESCHICHTE
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Dungern Prof. Dr. Otto: Seite 26
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64. Otto I. (als Herzog von Meran)
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1188/1204 Hormayr Beitr. I/2, 273/6 mit seinem Vater und
seinen Brüdern
Eckbert
und
Heinrich
erstmals genannt;
1203/34 dux MeranieE (Rb. II. 31 dgl. IV. 1205 Mb. 31.I.
464/5
11.X.1211 dux Meranie et comes Burgundiae palatinus,
das heißt Graf in der sogenannten Freigrafschaft Burgund und burgundischer
Pfalzgraf: 5.IX.1212 dux Moravie Mb. 31 I. 481.2.
+ 7.V.1234 (MG. SS. 17. 343 und 23. 936 Nec. I.
18 (Diessen) und Jaffe bibl. germ. V. 558
begraben in Langheim.
Gattinnen:
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1. Beatrix,
Tochter des HOHENSTAUFEN Otto, Pfalzgrafen
von Burgund (MG. SS. 23. 863)
heiratet zu Bamberg am 21.VI., 1208 (MG. SS. 17. 822)
und
+ 7.V.1231 Nec. I. 18 (Diessen).
2. Nach 1230 Sofie, Tochter Graf Heinrich I. von
Anhalt (Märkische Forschungen IX. [1865] 18 chorn. prine. Saxone.
+ 1272/74, nachdem sie 2. Graf Siegfried von Reinstein
und 3. Graf Otto den Jüngeren von Hadmarsleben geheiratet hatte.
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Otto I. folgte 1204
im gesamten bayrischen und fränkischem Besitz, wurde Graf von Andechs
und Plassenburg und Herzog von Meranien-Dalmatien, ein Titel, der der Familie
die Reichsfürstenwürde brachte, aber keine wirkliche Herrschaft.
Er war eine treue STAUFER-Stütze,
war 1196 in Italien und Palästina und wurde durch seine Heirat 1208
Pfalzgraf von Burgund-Besancon, konnte sich dort aber gegen die beerbte
Sippe IVREA und den Landadel als Landfremder kaum durchsetzen. Er behauptete
Besancon und den Titel eines Pfalzgrafen, versuchte nach der Ermordung
König
PHILIPPS seine Herrschaft und sein Hausgut an der Seite OTTOS
IV. zu retten und zog 1209/10 mit ihm nach Italien, ging 1211
mit zu FRIEDRICH II. über und
gehörte bis zuletzt zu dessen engstem Gefolge. Er besaß viel
Einfluss, vermittelte 1230 mit den Frieden von Ceprano zwischen Papst und
Kaiser. Er nahm 1215 das Kreuz und zog 1217/18 mit nach Ägypten. Er
stand in Bayern schroff gegen die Wittelsbacher Herzöge und behauptete
alle ererbten Gebiete und Lehen. Er residierte vorwiegend zu Plassenburg,
erwarb unter anderem die Grafschaften im Inn- und Pustertal und machte
Innsbruck zur Stadt. Er hielt glänzend Hof und war wie die Vorfahren
ein begeisterter Anhänger des Ritterwesens.
Ausstellungskatalog Kloster Andechs:
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Herzöge und Heilige
Otto VII.
- allem Anschein nach der älteste der Söhne - erhielt
nach dem Tod des Vaters den Herzogstitel und die fränkischen Besitzungen,
dazu die Grafschaft Windberg, die er jedoch bereits 1207 an den Bischof
von Passau für 1.000 Mark Silber verkaufte.
Als sein Vater starb, war der Kampf um den römischen
Königsthron zwischen dem STAUFER PHILIPP
von Schwaben und dem WELFEN OTTO zwar
noch nicht entschieden, aber die Zeichen mehrten sich, dass das Kriegsglück
sich PHILIPP
zuneigen würde. Im
Herbst 1204 wurde Landgraf Hermann von Thüringen unterworfen; König
Ottokar I. von Böhmen trat wieder auf die Seite PHILIPPS,
und auch bei den niederrheinischen Fürsten fand der STAUFER
jetzt Anerkennung. Im Sommer des Jahres 1206 zog PHILIPP
schließlich von Nürnberg aus an den Niederrhein, traf am 27.
Juni bei Wassenberg nördlich von Aachen auf OTTO
und brachte ihm eine vernichtende Niederlage bei. Der schwer verwundete
WELFE
entkam
nur mit Mühe nach Köln. Von dort aus sammelte er sein Heer, um
noch einmal dem siegreichen
STAUFER
entgegenzutreten.
Doch als sich die Kölner, seine getreuen Bundesgenossen, König
PHILIPP unterwarfen, eilte er zurück nach Sachsen, das
er - von einem kurzen Besuch bei seinem Onkel, König
Johann von England, abgesehen - für nahezu zwei Jahre nicht
mehr verlassen sollte.
Zu PHILIPPS Erfolg
hatten auch die ANDECHSER durch ihre
unverbrüchliche Treue und Anhängerschaft beigetragen. Sie wurden
jetzt dafür belohnt. Mit der Heirat von Kaiser
FRIEDRICH I.
und Beatrix,
der Tochter des Grafen Rainald von Burgund, waren die
STAUFER seit 1156 auch Herren in einem Gebiet, das durch die
obere Saone im Westen und die Ausläufer der südlichen Vogesen
sowie den Sundgau im Norden begrenzt wurde, während sich im Osten
die Schweizer Juraberge und im Süden die Grafschaft Savoyen anschlossen.
Die Pfalzgrafschaft Burgund, die Kaiser FRIEDRICH
BARBAROSSA 1189 zur Pfalz- oder Freigrafschaft erhoben hatte,
erhielt Otto, der jüngere Bruder
Kaiser HEINRICHS VI. Als Otto im Januar
1200 starb, hinterließ er zwei unmündige Töchter: Johanna,
die schon 1205 starb, und Beatrix.
Ottos Witwe Margarete, eine Tochter
des Grafen von Blois, war zwar nach dem Tod ihres Mannes durch König
PHILIPP mit der Freigrafschaft belehnt worden; aber es lag auf
der Hand, dass ihre Tochter Beatrix
sich mit einem Mann verehelichen müsste, der in der Lage wäre,
die Regierung zu übernehmen und für die Sicherheit in dem keineswegs
friedfertigen Land zu sorgen. Beatrix
mit
einem ihrer staufischen Verwandten
zu verheiraten und die Pfalzgrafschaft Burgund damit dem eigenen Haus zu
erhalten, ging nicht an, da König PHILIPP
nur Töchter hatte und auch FRIEDRICH,
der 1194 geborene Sohn seines Bruders, Kaiser
HEINRICHS VI., wegen zu naher Verwandtschaft mit der burgundischen
Erbtochter ausschied, entferntere Verwandte aber fehlten. Für Beatrix
kam daher nur eine Verheiratung mit einem der staufischen
Parteigänger
in Frage. Zu den treuesten Anhängern der STAUFER
zählten zweifellos die ANDECHSER;
so fiel die Wahl König PHILPPS
auf Herzog
Otto VII. von Meranien,
den ältesten Sohn des verstorbenen Herzogs
Berthold IV.
Seit wann man sich mit dem Gedanken einerstaufisch-andechsischen
Verbindung
trug ist nicht bekannt. Die abschließenden Verhandlungen mit der
Festsetzung der Mitgift dürften spätestens im Februar 1208, als
sich Herzog Otto
VII. und
Bischof
Ekbert bei
König PHILIPP in
Straßburg aufhielten, geführt worden sein. An den Hochzeitsfeierlichkeiten
seiner Nichte mit dem meranischen Herzog
am 21. Juni 1208 nahm auch König PHILIPP
teil.
Die Anwesenheit des Königs verlieh dem Fest zusätzlichen Glanz.
Zugleich aber sollte sich mit diesem Tag das Schicksal des Hauses
ANDECHS grundlegend wenden: König
PHILIPP fiel im Palast seines bischöflichen Verwandten,
Ekberts
von Andechs, einem Anschlag zum Opfer.
Das Gerücht von der Ermordung des Königs verbreitete
sich mit Windeseile im ganzen Land und war eine Woche später schon
über die Alpen gelangt. Der Kardinalbischof Hugo von Ostia und Velletri,
der sich bereits auf dem Weg nach Deutschland befand, um im Namen des Papstes
mit dem STAUFER Frieden zu schließen,
erhielt die Nachricht von PHILIPPS Ermordung
in Mantua; er reiste nach Verona weiter, wo er Näheres von einem Boten
erfuhr, der vom Ort des Geschehens kam. Dessen Bericht stimmte weitgehend
mit dem überein, was das Domkapitel von Trient dem Kardinallegaten
bereits brieflich mitgeteilt hatte. Danach soll an jenem Unglückstag
Pfalzgraf Otto von Wittelsbach zusammen mit Markgraf
Heinrich von Istrien in den Palast gegangen sein, in dem der König
sich aufhielt. Nachdem der WITTELSBACHER an die Tür des Gemachs geklopft
hatte, in dem der König ruhte, wurde er eingelassen, weil man glaubte,
er werde den König wie üblich mit Scherz und Spiel unterhalten.
Aber nichts dergleichen geschah; der WITTELSBACHER zog vielmehr sein Schwert,
stürzte sich auf den König und durchbohrte ihn. Der Truchsess
Heinrich von Waldburg wollte das Verbrechen verhindern, aber auch er habe
eine tödliche Wunde erhalten. Das waren die Worte des Boten aus Bamberg.
Der Kardinalbischof sah keinen Anlass mehr, seine Reise nach Deutschland
fortzusetzen und kehrte nach Rom zurück. Alle Hoffnungen, die die
staufischen
Parteigänger
in den letzten Jahren gehegt hatten, waren mit einem Schlag vernichtet.
Dem Mörder des Königs, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach,
glückte die Flucht. Sein Verbrechen, das er wohl deshalb begangen
hatte, weil der König ihm eine seine Töchter zur Frau versprochen,
dies aber nicht eingehalten hatte, blieb vorerst ungesühnt. Otto wurde
erst im folgenden Jahr durch den Reichsmarschall Heinrich von Kalentin
gefangen und auf der Stelle getötet. Aber nicht nur gegen den WITTELSBACHER
richtete sich die Wut der Anhänger des Toten; auch Bischof
Ekbert, in dessen Palast der König ermordet worden war, und
sein Bruder, Markgraf
Heinrich von Istrien, der vielleicht mit der Sorge um die Sicherheit
des Königs betraut gewesen war, gerieten in den Verdacht, am Tod PHILIPPS
von Schwaben mitschuldig zu sein. Mochten sie am Anschlag auch
nicht persönlich beteiligt gewesen sein, so konnten sie von ihm gewusst
und ihn gebilligt haben. Da sie in der Stadt ihres Lebens nicht mehr sicher
waren, beschlossen sie zu fliehen.
Der frühere Gegner des Ermordeten, König
OTTO, dürfte die Nachricht vom Tod PHILIPPS
in
den ersten Julitagen erhalten haben; hatte es bislang den Anschein gehabt,
als wären die Tage seines Königtums gezählt, so wendete
sich jetzt seine Lage. Mit dem Erzbischof von Magdeburg, der in den vergangenen
Monaten den staufischen Hof aufgesucht
hatte, konnte er ein Abkommen abschließen, Ende September auch mit
den bislang auf der Seite PHILIPPS
stehenden sächsischen Fürsten. Am 11. November fand OTTO
auf einem Reichstag in Frankfurt allgemeine Anerkennung.
Der König verhängte über den Mörder
PHILIPPS
die Reichsacht. Aber auch gegen
Bischof Ekbert und Markgraf
Heinrich wurde vorgegangen. Es war - der Papst hielt es König
OTTO später ausdrücklich vor - ein ungesetzliches
Verfahren, bei dem den Beschuldigten keinerlei Möglichkeit zur Verteidigung
oder zur Darlegung ihrer Unschuld gegeben wurde. Am Ende stand, wie nicht
anders zu erwarten, ebenfalls die Reichsacht. Die Strafe für die Verurteilten
war schwer: Ihre Reichslehen fielen an den König zurück, und
sie verloren jeglichen Besitz, alle Rechte, Würden und Einkünfte;
auch diese standen dem Herkommen gemäß dem König zu. Ekbert
und Heinrich
waren
somit fried- und rechtlos.
Die treibende Kraft hinter diesen Vorgängen war
Herzog Ludwig von Bayern, auch er bislang ein entschiedener Anhänger
König
PHILIPPS von Schwaben. Der wittelsbachische Herzog hatte in
den zurückliegenden Jahren allen Grund gehabt, den staufischen
König zu unterstützen. Das bayerische Herzogtum, das er als Sohn
Herzog Ottos I. von Wittelsbach besaß, war dem Vater
König OTTOS, Herzog Heinrich dem Löwen, durch Kaiser
FRIEDRICH I. aberkannt worden; ein siegreicher WELFE
hätte diese Entscheidung von 1180 wieder rückgängig machen
können. Ludwig von Bayern war sich dieser Gefahr bewusst und versuchte
deshalb, die Freundschaft des neuen Königs zu gewinnen. Seine Hoffnungen
gingen in Erfüllung, denn König OTTO
bestätigte
ihm noch in Frankfurt den erblichen Besitz seines bayerischen Herzogtums.
Der WELFE kam aber Ludwig noch weiter
entgegen. Der wittelsbachische Familienbesitz wurde durch den Königsmord
in Bamberg nicht gemindert; so erhielt Ludwig zur herzoglichen Würde
die Lehen zugesprochen, die sein Verwandter Otto durch das Verbrechen anPHILIPP
eigentlich
verwirkt hatte.
Aber nicht nur das Gut des Königsmörders war
ihm zugedacht; auch die Lehen des Markgrafen von Istrien bekam er zugesprochen.
In gleicher Weise wurde über das Eigengut des geächteten ANDECHSERS
verfügt.
In Dießen übernahm ein herzoglicher Beamter die Verwaltung;
der Graf von Valley, mit den WITTELSBACHERN verwandt, suchte in Ludwigs
Auftrag die Tegernseer Besitzungen heim; und ähnlich dürfte man
mit dem übrigen Gut der ANDECHSER
verfahren sein, soweit es an den Markgrafen vererbt worden war und in Altbayern
lag. Nichts deutet darauf hin, dass Herzog Ludwig bei seinem Vorgehen gegen
die ANDECHSER nennenswerter
Widerstand geleistet worden wäre. Allerdings konnte Ludwig nicht alle
seine Erwerbungen behalten. Die Markgrafschaft Istrien musste er bereits
im Januar 1209 zurückgeben, da Wolfger, der Patriarch von Aquileja,
sie - gestützt auf ältere Rechtstitel - vom König für
seine Kirche einforderte. Auch die Andechser Besitzungen im Inntal scheinen
dem Zugriff des Herzogs nur teilweise offengestanden zu haben. Trotzdem
war der Gewinn, den man aus König PHILIPPS
Ermordung zog, beträchtlich: Alles, was an Andechser Gütern
außerhalb des Gebirges auf altbayerischem Gebiet lag, gehörte
jetzt dem wittelsbachischen Herzog.
Herzog Otto VII. von Meranien
stand von Anfang an nicht im Verdacht der Mitschuld an König
PHILIPPS Tod. Papst Innocenz III. hatte ihm schon im Sommer
1208 empfohlen, sich mit dem neuen Herrn, König
OTTO, ins Benehmen zu setzen; der Herzog war diesem Rat gefolgt.
Bereits Anfang Januar 1209 fand er sich bei König
OTTO in Augsburg ein, und als der WELFE
im Sommer des gleichen Jahres nach Rom zur Kaiserkrönung zog, gehörte
der MERANIER zu
seinem Gefolge. Herzog Otto hatte Grund,
alles zu unterlassen, was als Unbotmäßigkeit gegenüber
dem neuen Herrscher ausgelegt werden konnte - wäre es diesem
doch ein Leichtes gewesen, die Schwierigkeiten zu vermehren, die der Gemahl
der Pfalzgräfin
Beatrix in seiner neuen burgundischen Herrschaft zu bewältigen
hatte. So scheint sich Herzog Otto VII. nach
seiner Abreise aus Rom im Oktober 1209 in die Freigrafschaft Burgund begeben
zu haben, um gegen Graf Stephan von Auxonne Krieg zu führen. Graf
Stephan stammte wie Herzog Ottos Gemahlin
Beatrix von dem 1102 verstorbenen Grafen Stephan von Macon, genannt
Tete-Hardi ab; er hatte seinen Sohn Johann mit Beatrix
zu verheiraten gesucht und machte, nachdem ihm dies nicht gelungen war,
jetzt Ansprüche auf die Pfalzgrafschaft mit der Begründung geltend,
sein Familienzweig stamme - anders als bei Beatrix
der Fall - in ununterbrochener männlicher Linie von jenem Grafen Stephan
Tete-Hardi ab.
Die Kämpfe mit dem Grafen dürften sich über
längere Zeit hingezogen haben und, wie üblich, weniger in offenen
Feldschlachten als vielmehr im Verwüsten und Niederbrennen des gegnerischen
Landes bestanden haben. Erst am 18. Oktober 1211 konnte der Herzog von
Burgund in seiner Hauptstadt Dijon zusammen mit dem Erzbischof von Besancon
und dem Bischof von Langres einen Frieden vermitteln. Der Friedensvertrag
war eher von der Erschöpfung der Mittel geprägt, als dass die
Probleme wirklich zu lösen imstande gewesen wäre. Herzog
Otto VII. von Meranien verzichtete
auf Schadenersatz und erklärte darüber hinaus, die in der Freigrafschaft
gelegenen Güter des Grafen nicht zurückfordern zu wollen. Auch
könne Johann, der Sohn Stephans, seine Burgen und Befestigungen behalten.
Sollte der Graf aber durch Angehörige der Freigrafschaft - wohl wegen
der im Krieg verursachten Schäden - vor dem Kaiser belangt werden,
so würde sich Herzog Otto VII.
beim Kaiser für den Grafen verwenden und ohne das Einverständnis
des Grafen keinen Frieden in dieser Angelegenheit mit dem Kaiser schließen.
Bemerkenswert war der Zusatz, dass Otto von Meranien
seine Freigrafschaft nur mit Zustimmung des Grafen Stephan verkaufen, verpfänden
oder vertauschen dürfe. Solche Bestimmungen wurden bei Friedensschlüssen
normalerweise nicht in die Vertragsurkunde aufgenommen. Umso mehr könnten
sie daher ein Hinweis auf andere Pläne des ANDECHSERS
sein, die es nötig machten, sich den Rücken in Burgund freizuhalten.
Tatsächlich scheint Herzog Otto seine
burgundische Herrschaft bald verlassen zu haben. Es mochten ihm Nachrichten
aus Deutschland zugegangen sein, die seine Anwesenheit in den Stammlanden
der ANDECHSER erforderten.
Im September 1211 hatten sich nämlich auf Anraten
des Papstes in Nürnberg Reichsfürsten versammelt, die Kaiser
OTTO IV., der sich immer noch in Italien befand und das unteritalienische
Königreich bekriegte, für abgesetzt erklärten und den jungen
STAUFER
FRIEDRICH II. aufforderten, nach Deutschland zum Empfang der
Königskrone zu kommen. Als Kaiser OTTO IV.
- er stand mit seinen Truppen gerade in Kalabrien und war im Begriff, nach
Sizilien überzusetzen - die Nachricht von dem Aufstand erhielt, kehrte
er sofort nach Deutschland zurück.
Der junge STAUFER-König,
der nach den ursprünglichen Plänen des Papstes eigentlich nicht
auf den römischen Königs- und Kaiserthron hätte gelangen
dürfen, nahm das Angebot der deutschen Fürsten an. Anfang 1212
verließ er sein unteritalienisches Königreich, fand sich noch
einmal beim Papst in Rom ein und zog dann weiter nach Norden, um Mitte
September über den Comer See, Chur und St. Gallen nach Konstanz zu
gelangen. Kaiser OTTO IV. war über
das Kommen seines Gegners unterrichtet. Von Thüringen aus zog er im
August seinem Konkurrenten entgegen und traf im September in Überlingen
ein. Aber es war zu spät, denn der STAUFER
hatte schon Aufnahme im wohlbefestigten Konstanz gefunden. Auch ein zweiter
Versuch, den Gegner bei Breisach zu stellen, misslang. FRIEDRICH
II. fand, unterstützt von den staufischen Parteigängern
in Schwaben und am Oberrhein, rasch Anerkennung in weiten Teilen S-Deutschlands.
Am 5.Dezember ließ er sich in Frankfurt erneut zum König wählen,
am 9. Dezember in Mainz durch den Erzbischof krönen.
Auf dem Hoftag, den FRIEDRICH
für Ende Februar 1213 in Nürnberg einberufen hatte, fand sich
auch Herzog Otto VII. von Meranien
ein. Seither war Otto VII.
ein treuer Parteigänger seines Verwandten. Als er sich im Juni
1214 bei König FRIEDRICH II. in
Eger aufhielt, war das Königtum des STAUFERSzwar
immer noch nicht allgemein anerkannt, doch sollte sich
Kaiser OTTOS IV. Schicksal bald entscheiden: nicht im Kampf
mit König FRIEDRICH II., sondern
auf dem Schlachtfeld bei Bouvines in Frankreich. Dort stießen wenige
Wochen später die Heere König Philipps
II. von Frankreich und König Johanns
von England aufeinander. Johann
wurde vernichtend geschlagen, mit ihm aber auch sein Neffe, Kaiser
OTTO IV., der dem Onkel mit eigenen Truppen zu Hilfe geeilt
war. Der Reichsadler fiel dem französischen König in die Hände,
der ihn seinem Verbündeten, König FRIEDRICH
II., zusandte. Der geschlagene Kaiser aber zog sich zuerst nach
Köln, dann in seine sächsischen Stammlande zurück. Seine
Rolle als Herrscher, mochten seine Anhänger es auch nicht sogleich
wahrhaben, war damit zu Ende gegangen. 3 Jahre später, am 19. Mai
1218, starb OTTO.
König FRIEDRICH II.
hatte, obgleich er selbst nicht auf dem Schlachtfeld war, in Bouvines einen
Sieg über seinen Rivalen errungen. Nun galt es, das unverhoffte Glück
zu nutzen und die Anhänger des Gegners in raschen Feldzügen niederzuringen.
Auch der Herzog von Meranien war wieder zur Stelle. Er nahm am Kriegszug
teil, der Mitte August an den Niederrhein führte, besuchte im November
den Reichstag zu Basel, auf dem vornehmlich burgundische Angelegenheiten
verhandelt wurden, und zog zu Beginn des Jahres 1215 mit dem König
in die elsässischen Lande. Als sich FRIEDRICH
II. im Sommer 1215 in Aachen erneut krönen ließ,
war Herzog Otto wiederum in seinem
Gefolge. Seither wurde er in den Urkunden des STAUFERS
nicht
nur als Herzog von Meranien, sondern auch als Pfalzgraf von Burgund bezeichnet.
Offensichtlich war er am Krönungstag des Königs, der altem Brauch
folgend bei dieser Gelegenheit bedeutsame Regierungshandlungen vorzunehmen
pflegte, förmlich mit seiner burgundischen Freigrafschaft belehnt
worden.
Noch einmal, im Frühjahr 1218, nahm Otto
an
einem Kriegszug seines Herrn - er führte diesmal nach Lothringen -
teil. Damit hatte er seine militärischen Pflichten am Königshof
erfüllt, doch auch in Zukunft war ihm kein ruhiges Leben beschieden.
Schon im Sommer 1217 hatte er sich zusammen mit seinem Bruder Ekbert
im Gefolge seines Schwagers, des ungarischen Königs, auf den Kreuzzug
begeben, von dem er allerdings bereits Anfang 1218 wieder zurückkehrte.
Das Unternehmen war schlecht organisiert gewesen und ohne größere
Erfolge geblieben. Auch hatte es König Andreas
vorgezogen,
bei seinem Verwandten Bohemund von Antiochien Feste zu feiern und den Kampf
gegen die muslimischen Machthaber seinen Untergebenen, insbesondere dem
Schatzmeister Dionys, zu überlassen. Immerhin hatte
Herzog
Otto damit ebenso wie sein Bruder
Ekbert
das Kreuzzugsgelübde erfüllt, das er bei der Aachener Krönung
FRIEDRICHS
II. zusammen mit vielen anderen Reichsfürsten abgelegt
hatte.
Was den Herzog vor allem beanspruchte, war das burgundische
Erbe seiner Frau. Es verging kaum ein Jahr, in dem er sich nicht über
Monate hinweg in dem so weit von seinem angestammten Besitz entfernten
Land aufhalten musste. Aber so sehr er sich bemühte, Ordnung in jener
südwestlichen Ecke des Heiligen Römischen Reiches zu schaffen
und die Rechte des Herrn der Freigrafschaft zu wahren: ein dauerhafter
Erfolg wollte sich nicht einstellen. Graf Stephan von Auxonne und dessen
Sohn Johann ließen sich nicht bezwingen, auch standen beide mit dem
Grafen Heinrich von Vienne, ebenfalls einem Abkömmling jenes Grafen
Stephan Tete-Hardi, im Bunde. Zum Schluss - es muss im Jahr 1225 gewesen
sein - sah der MERANIER ein, dass es
eines Herrn bedurfte, der gefürchteter war als er, sollte endlich
Ruhe ins Land einkehren. Dieser fand sich in der Person Theobalds, des
Grafen von der Champagne, eines Lehensmann des französischen Königs.
Mit ihm schloss Otto
im Januar 1226 einen Vertrag, in dem sich der Graf verpflichtete, dem Herzog
gegen seine Feinde beizustehen. Dazu wurde die Ehe zwischen Otto,
dem unmündigen Sohn des Herzogs, und Blanche, der Tochter des Grafen
von der Champagne, verabredet. Sobald Herzog Ottos
Sohn das 14. Lebensjahr erreicht hatte, sollte die Hochzeit stattfinden,
bei der diesem auch die Freigrafschaft mit sämtlichen Rechten und
Einkünften übergeben werden musste. Lediglich eine jährliche
Rente in Höhe von 300 Pfund sowie eine nicht stark befestigte Burg
für eine Tochter des Herzogs sollen davon ausgenommen sein. Die Folgen
dieses Bündnisses zeigten sich bald. Im Juni 1227 wurde ein Frieden
geschlossen, den der Kardinaldiakon von Sant'Angelo, Romanus, zustandegebracht
hatte. Graf Stephan musste Lehensmann des Herzogs werden und damit als
Vasall seinem Lehensherrn die Treue halten. Der Ausgleich mit dem Grafen
von Vienne aber wurde bezeichnenderweise den Schiedsspruch des Grafen von
der Champagne anheim gestellt.
Anfang November 1227 war schließlich auch die Bezahlung
der Kriegskosten geregelt. Die Klöster Vaux-sur-Poligny und Baume-les-Messieurs
erhielten für die erlittenen Schäden eine Wiedergutmachung. Dem
Grafen von der Champagne wurde die Freigrafschaft in vollem Umfang für
15.000 Pfund Stephaner Pfennige, der dort gültigen Währung, übergeben.
Der Graf sollte sie zusammen mit ihren Einkünften verwalten, wobei
er 2 Drittel der ihm zufließenden Gelder als Ersatz für die
laufenden Unkosten behalten durfte, während das restliche Drittel
zur Abzahlung der Schuldsumme verwendet werden musste. Damit waren letztlich
Verzinsung und Tilgung der Kriegsschulden des Herzogs gesichert, auch wenn
das aufgrund des kirchlichen Zinsverbotes in den Urkunden nicht deutlich
zum Ausdruck kam. Wie lange der Graf von der Champagne die Freigrafschaft
als Pfand besaß, ist nicht bekannt; wenn nicht alles täuscht,
scheint die Pfandschaft bis 1242 gedauert zu haben. Die im Januar 1226
verabredete Ehe wurde im übrigen nicht geschlossen. Blanche, die Tochter
des Grafen, heiratete später den König von Portugal, während
Ottos
Sohn, Herzog Otto VIII.,
sich mit Elisabeth, der Tochter Graf Alberts von Tirol, vermählte.
Doch das änderte nichts daran, dass die Freigrafschaft seit dem Spätherbst
des Jahres 1227 über lange Zeit hinweg dem
Haus
ANDECHS nicht zu Gebote stand.
Es ist müßig zu fragen, ob das burgundische
Erbe wirklich die Anstrengungen lohnte, die Herzog
Otto VII. darauf verwandte. Gewiss hatte der MERANIER
sein Geld und seine Kräfte über Jahre hinweg für eine Herrschaft
verwendet, über die er zu guter Letzt nicht mehr bestimmen konnte;
auch hatte er es darüber sogar zum Streit mit dem Erzbischof kommen
lassen, der ihn 1222 exkommunizierte: ein Glücksfall übrigens,
wie es scheint, für eine Reihe fränkischer und bayerischer Klöster,
in denen der Herzog und die Herzogin - offenbar als Buße für
ihren Ungehorsam gegenüber dem Erzbischof - am 23. Oktober 1223 einen
Jahrtag stifteten. Trotzdem wird man behaupten dürfen, dass die burgundische
Mitgift ein Gewinn für das ANDECHSER
Geschlecht
war. Abgesehen vom Besitz des vornehmen Titels, der in der adeligen Gesellschaft
eine hohe Wertschätzung hatte, ist auf das Erbe, das Alice,
eine der Töchter des Herzogs nach dem Tod ihres Bruders Otto
VIII. antreten konnte, zu verweisen.
Das Einvernehmen, das kurze Zeit zwischen den
ANDECHSER Brüdern und Herzog
Ludwig I. von Bayern geherrscht hatte, blieb nicht ungetrübt; es hatte
in der Zwischenzeit vielmehr ein tiefes Zerwürfnis gegeben,
das diesmal nicht mit wittelsbachischem Gewinnstreben zu tun hatte, sondern
in den unterschiedlichen Ansichten über die Pflichten eines Reichsfürsten
begründet lag. Kaiser FRIEDRICH II.
hatte nämlich Anfang September 1227 den von ihm schon lange der Kurie
zugesicherten Kreuzzug von Brindisi aus angetreten. Doch musste er das
Unternehmen bereits nach 3 Tagen wieder abbrechen, da in seinem Heer eine
Seuche ausgebrochen war, der unter anderem der Landgraf von Thüringen,
der Ehemann der heiligen Elisabeth, zum Opfer fiel. Papst Gregor IX., weitaus
härter als sein Vorgänger Honorius III., sah in dem Abbruch eine
Verletzung gegebener Zusagen und verhängte über den Kaiser den
Kirchenbann, den dieser jedoch unbeachtet ließ.
FRIEDRICH
II. schiffte sich zu Beginn des Sommers 1228 erneut ein, um
Anfang September in Akkon an Land zu gehen und im Februar 1229 einen Vertrag
mit dem Sultan von Ägypten zu schließen, der - ohne Blutvergießen
zustandegebracht - den Christen Jerusalem sowie einige andere Orte öffnete.
In der Zwischenzeit hatte freilich der Papst die Abwesenheit des Kaisers
benutzt, um ein päpstliches Heer nach Unteritalien zu schicken und
Teile des Königreichs zum Abfall von FRIEDRICH
II. zu bewegen.
Auch in Deutschland arbeiteten päpstliche Boten
gegen den Kaiser, und wieder glaubte Herzog Ludwig I. von Bayern, im raschen
Wechsel des Herrn seinen Vorteil finden zu können. Er täuschte
sich diesmal. Bischof
Ekbert und Berthold
von Aquileja gingen nach Ungarn, um ihren Schwager, König
Andreas, von einer Unterstützung des Papstes abzuhalten.
Der inzwischen volljährige König HEINRICH
(VII.) war seit Weihnachten 1228 mit seinem ehemaligen Vormund
Ludwig I. von Bayern verfeindet und überzog die wittelsbachischen
Besitzungen an der Donau mit Krieg. Von Westen her marschierten meranische
Truppen - wohl unter dem Kommando Herzog Ottos
VII. - gegen den WITTELSBACHER, der bereits im August 1229 um
Frieden bitten musste.
Dieser Friedenschluss hatte für die ANDECHSER
insofern Bedeutung, als ihnen vielleicht erst jetzt die Formbacher Güter
am unteren Inn ausgeliefert werden mussten. Dort blieben sie freilich nicht
lange; noch im gleichen Jahr gelangten sie zusammen mit dem angekauften
und ererbten Krainer Besitz als Mitgift an Agnes,
die Tochter Herzog Ottos VII., anlässlich
ihrer Heirat mit Friedrich, dem Sohn Herzog Leopolds VI. von Österreich,
die ebenfalls 1229 gefeiert wurde. Herzog Leopold VI., ein alter Freund
der ANDECHSER, konnte um die gleiche
Zeit den Freisinger Bischof bewegen, ihn mit den Besitzungen seiner Kirche
in Krain, die Markgraf
Heinrich von Istrien bislang besessen hatte, gegen Zahlung von
1.500 Mark Silber zu belehnen. Ein neues Zentrum babenbergischer Macht
schien sich damit im östlichen Alpenraum abzuzeichnen, was nicht zuletzt
auch im Titel "dominus Carniolae", "Herr von Krain", zum Ausdruck
kam, den der Gemahl der ANDECHSERIN,
der seinem Vater 1230 im Herzogtum folgte, seitdem führte.
Als die andechsisch-babenbergische
Hochzeit gefeiert wurde, war der Kaiser wieder in Unteritalien eingetroffen.
Auf die Kunde vom päpstlichen Einfall in seinem Königreich hatte
er Palästina verlassen, um bereits im Juni 1229 in Brindisi zu landen
und die in Feindeshand gefallenen Provinzen binnen kurzem zurückzuerobern.
Von einem Einfall in den Kirchenstaat nahm er Abstand; vielmehr bot er
dem Papst Verhandlungen an, die im Sommer 1230 zum Frieden führten.
Dass der Ausgleich mit der Kirche so rasch gelang, lag an der nachgiebigen
Haltung des Kaisers und dem Verhandlungsgeschick, das Hermann von Salza,
der Hochmeister des Deutschen Ordens, bewies. Aber auch die ANDECHSER
hatten ihren Anteil daran: Otto
und Ekbert
fanden sich zusammen mit anderen Reichsfürsten zu Beginn des Jahres
1230 beim Kaiser ein, um mit päpstlichen Vertretern die Bedingungen
für die Befreiung des Kaisers vom Bann auszuhandeln.
Auch in der Folgezeit rief der Kaiser die Andechser Fürsten
immer wieder an seinen Hof. FRIEDRICHS Sohn,
König
HEINRICH, betrieb durch die Begünstigung des niederen Adels
und der Reichsministerialität, nicht zuletzt auch durch die Förderung
der Selbständigkeitsbestrebungen der Bischofsstädte eine Politik,
die ihn in Konflikt mit den Reichsfürsten brachte.
FRIEDRICH II., der
in seinem unteritalienischen Königtum ähnliche Ziele, wenngleich
mit anderen Mitteln verfolgte, konnte mit Rücksicht auf seine oberitalienische
Politik ein solches Verhalten nicht hinnehmen und lud seinen Sohn daher
1231 auf einen Hoftag nach Ravenna, um die Misshelligkeiten zu bereinigen.
Der Ort des Treffens, auf halbem Weg zwischen Deutschland und Unter-Italien
gelegen, war nicht von ungefähr gewählt; von hier aus konnte
man sich nämlich bei einem etwaigen Angriff lombardischer Truppen
rasch im nahen Patriarchenstaat in Sicherheit bringen. Der Aufenthalt beim
Kaiser - alle drei ANDECHSER hatten
sich eingefunden - dauerte länger als geplant. König
HEINRICH (VII.) ließ sich erst auf Drängen der Reichsfürsten
hin bewegen, im April 1232 in Aquileja vor den Kaiser zu treten. Die Fürsten
vermittelten eine Aussöhnung zwischen HEINRICH
und
seinem Vater, die freilich eher einer Kapitulation glich. Der König
musste beeiden, dem Vater in Zukunft zu gehorchen. Die Fürsten aber
schworen dem Kaiser, ihm gegen seinen Sohn beizustehen, wenn dieser seine
Zusagen nicht einhalte.
In dieser Zeit wurden auch Fragen entschieden, die die
Andechser Brüder betrafen. Der Patriarch erhielt ein kaiserliches
Privileg, in dem alles für ungültig erklärt wurde, was Bertholds
Untertanen zum Schaden seiner Herrschaft verübt hatten.
Herzog Otto VII. nutzte die Zeit,
um mit Bischof und Domkapitel von Brixen wegen der Kirchenlehen zu verhandeln,
die seit den Zeiten seines Großvaters, Markgraf
Bertholds III., im Besitz der Familie waren, nach König
PHILIPPS Ermordung seinem Bruder jedoch aberkannt worden waren.
Diese Gespräche führten dazu, dass der Herzog auf seine Rückreise
vom kaiserlichen Hof - wohl im Juni 1232 - in Brixen von Bischof Heinrich
mit den Grafschaften im unteren Inntal sowie im Pustertal belehnt wurde
und außerdem alles wieder erhielt, was schon sein Vater und sein
Bruder besessen hatten.
Allein die Verleihung der Vogtei über das Hochstift
Brixen machte Schwierigkeiten, da es sich mittlerweile in Händen Graf
Alberts III. von Tirol befand; doch sollte darüber ein Schiedsgericht
befinden.
Herzog Otto VII. musste sich
als Gegenleistung dafür verpflichten, dem Hochstift seinen Markt Innsbruck
und das Dorf Amras zu übereignen oder ersatzweise 250 Mark Silber
zu zahlen. Diese Zusage war freilich ohne das Wissen der Brüder gemacht
worden, die später offenkundig nicht bereit waren, auf ihre Rechte
an den Ortschaften zu verzichten. So musste der Herzog dem Bischof die
vereinbarte Summe zahlen. In den Besitz der Hochstiftvogtei scheint Herzog
Otto VII. nicht mehr gekommen zu
sein. Aber soviel dürfte sicher sein, dass Verhandlungen zwischen
ihm und dem Grafen von Tirol in der Folgezeit stattfanden. Graf Albert
III. von Tirol war für den Herzog nicht zuletzt deshalb ein gefragter
Verhandlungspartner, als dieser lediglich zwei Töchter hatte, die
nach seinem Tod zu gleichen Teilen erben würden. Der Herzog aber hatte
neben vielen Töchtern einen noch unmündigen Sohn. So ist anzunehmen,
dass bereits damals der Plan gefasst wurde, Otto,
den Sohn des Herzogs, mit Elisabeth, der Tochter des Grafen, zu verehelichen.
Vielleicht war dabei auch schon für den Fall des Todes von Herzog
Otto VII. der zukünftige Schwiegervater Ottos zu einem
seiner Vormünder bestimmt worden. Der Andechs-Tiroler Ehehandel könnte
im übrigen Grund dafür gewesen sein, dass sich Herzog Otto VII.
im Februar 1234 ein letztes Mal an den Hof König
HEINRICHS (VII.) begab, ehe er am 7. Mai 1234 starb.
Seine letzte Ruhestätte fand er wie seine 1231 verstorbene Frau Beatrix
nicht in Dießen, sondern im Kloster Langheim.
21.6.1208
1. oo Beatrix von Burgund, Tochter des Pfalzgrafen
Otto I.
1192-7.5.1231
Enkelin BARBAROSSAS
1232
2. oo 1. Sophie von Anhalt, Tochter des Fürsten
Heinrichs I.
- 1272/74
2. oo Siegfried Graf von Reinstein
-
3. oo Otto der Jüngere Graf von Hadmarsleben
-
Kinder:
1. Ehe
Otto II. Herzog von Meran
um 1218-19.6.1248
Agnes Erbin von Schärding und Ried
um 1215-7.1.1263
1229
1. oo 2. Friedrich II. Herzog von Österreich
-1240 1211-15.6.1246
1248/50
2. oo Ulrich III. Herzog von Kärnten
-27.10.1269
Beatrix Erbin von Kulmbach-Plassenburg
- nach 14.11.1265
oo Hermann II. Graf von Orlamünde
-27.12.1247
Margarete Erbin von Schleßitz und Giech
-25.10.1271
25.9.1232
1. oo Premysl Markgraf von Mähren
-16.10.1239
2.6.1240
2. oo Friedrich Graf von Truhendingen
-30.8.1274
Adelheid Pfalzgräfin von Burgund
-8.3.1279
Evian
1239
1. oo Hugo Graf von Burgund-Salins
- 1266
11.6.1267
2. oo Philipp Graf von Savoyen, Bruder Peters
- 1285
Elisabeth Erbin von Hof und Bayreuth
-18.12.1272
oo Friedrich II. Burggraf von Nürnberg
-14.8.1297
Kadolzburg
Literatur:
-----------
Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches
Fürstentum im Hochmittelalter. Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998
Seite 30,33, 36-43,62-64,66,81,83-86,111,116,118-120,132,149,163,165,170-172,183,186-189,197,213,220,251,266,271,285,308,326,328,335
-
Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und
Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar
1992, Seite 198, 213,216,397 A 63;400 A 10 - Stürner, Wolfgang:
Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland
1194-1220, Primus-Verlag Darmstadt 1997, Seite 130,151,218 - Wies,
Ernst W.: Friedrich II. von Hohenstaufen. Messias oder Antichrist, Bechtle
Esslingen 1998, Seite 66,71,156 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich
II. 1. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 6,51,61,380,483,513
- Winkelmann, Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte,
Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 2. Buch Verlag von Duncker
& Humblot Leipzig 1873, Seite I 469 II 134,161,164,212,269,280,304,307,323,340,393,
450,454 -