Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 645
********************
Formbach
-------------
Formbach, Grafen von
Bedeutendes Adelsgeschlecht mit Herrschafts- und Besitzschwerpunkt
im östlichen Bayern, der bayerischen Ostmark und Steiermark,
aber auch in Sachsen-Thüringen. Die frühe Genealogie ist trotz
der Arbeiten von Trotter und Tyroller erst unzureichend erforscht. Deutliche
verwandtschaftliche Beziehungen bestanden in Bayern zu den LUITPOLDINGERN,
EBERSBERGERN, BABONEN (PAPONEN), WELS-LAMBACHERN, in Sachsen zu den WETTINERN,
SEEBURG-KÄFERNBURGERN und BRUNONEN.
Ab Mitte des 11. Jh. werden in Bayern 3 "Linien" fassbar:
FORMBACH-NEUBURGER,
VIECHTENSTEINER und
WINDBERG-RATELNBERGER.
Die FORMBACH-NEUBURGER (EKBERTE), an die ein Teil
des Erbes der WELS-LAMBACHER übergegangen war, hatten die Grafschaft
im Künzi(n)ggau (Nieder-Bayern, rechts der Donau, zwischen Isar und
Vils) inne. Sie starben mit Ekbert III. 1158
aus, ihr Erbe fiel
unter anderem an die ANDECHSER und OTAKARE.
Der
VIECHTENSTEINER Besitz ging durch Heirat an
die Hallgrafen von Wasserburg über.
Den WINDBERG-RATELNBERGERN, die sich in Sachsen
nach der Winzenburg nannten, gelang der Aufstieg in den Reichsfürstenstand.
Hermann
I. von Windberg-Winzenburg (+ 1122) war verheiratet mit Hedwig von
Krain-Istrien, der Nichte des Ulrich II. von Weimar-Orlamünde (+ 1112),
über die das WEIMARER Erbe in Sachsen-Thüringen an ihren Sohn
Hermann
II. von Winzenburg überging. Formbachische
Ahnen
hatte auch Kaiser LOTHAR von Süpplingenburg,
dessen Mutter Hedwig aus der Verbindung des Friedrich von Formbach
mit Gertrud von Haldensleben stammte. Die FORMBACHER
gründeten die Klöster Formbach und Suben und waren Vögte
von St. Nikola bei Passau und Göttweig.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 211
************************
Formbach
--------------
Niederbayerisches Hochadels-Geschlecht
Der Ahnherr der Familie, Meginhard, hatte die Grafschaft im Traungau im 10 Jh. inne; im Laufe des 11. Jahrhunderts als Grafen im Schweinachgau, Künziggau und als Vögte des Hochstiftes Regensburg und der Klöster Göttweig und St. Nikola bei Passau nachweisbar. Die mit den WELS-LAMBACHERN, Markgrafen der karantanischen Mark (Steiermark), verwandten FORMBACHER stifteten auf ihrem Stammsitz das Benediktinerkloster Vornbach am Inn (1094). Errichten Neuburg, nachdem sie sich fortan nannten. Einzelne Mitglieder der Familie nannten sich seit dem Ende des 11. Jahrhunderts nach ihren Burgen Radelnberg, Windberg, Kreuzenstein und Pitten (Wachau, Umgebung von Wien und Pittener Gebiet). Erlöschen der Familie 1158; ihr Erbe traten im wesentlichen de OTTOKARE und die BABENBERGER an.
Literatur:
-----------
O. v. Dungern, Handbuch zur baier.-österr. Gesch.,
1931; K. Lechner, Die Babenberger, 1976: Lexikon d. dt. Gesch., hrsg. V.
G. Taddey, 1979. F. Jungmann-Stadler, Beitr. Z. Genealogie und Besitzgeschichte
d. Formbacher, in: ZBL 641, 1978.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bayerisches Adelsgeschlecht, deren Besitzungen in den
Landstrichen am unteren Inn, zwischen Inn und Enns und am linken Donauufer
zwischen Passau und Linz lagen und das 1158 ausstarb. Als sicherer Ahnherr
erscheint
Thiemo I. Graf im Schweinachgau und Vogt der Abtei Formbach.
Hermann I. nahm nach seiner Niederlassung in Sachsen von der in
der Diözese Hildesheim gelegenen Burg den Namen "Graf von Winzenburg"
an.
Lechner Karl: Seite 88
***********
"Die Babenberger"
Die engen sächsischen und bayerisch-österreichischen
Beziehungen zeigen sich an einem der bedeutendsten Hochadelsgeschlechter,
die in der Mark Besitz- und Hoheitsrechte hatten - den Grafen von Formbach
und Ratelnberg (Radlberg bei Herzogenburg an der Traisen). In der Annahme,
dass die RATELNBERGER ein Zweig der Grafen von Formbach waren, ist
sich der größte Teil der Forscher einig. Sie sind im 10. Jahrhundert
als Grafen im Traungau nachgewiesen, wobei der Name Meginhard auch
für spätere Generationen als Leitname erscheint. Verwandt mit
ihnen waren aber auch die Grafen von Wels-Lambach mit dem Leitnamen Arnold.
Die Tochter Markgraf Gottfrieds von Lambach, Mathilde, heiratete
den Grafen Ekbert I. von Formbach. Die später nach ihrem Stammsitz
Vornbach bei Passau so genannten FORMBACHER
sind seit Anfang des 11. Jahrhunderts als Grafen im bayerischen Schweinachgau
(Landgericht Vilshofen), in der 2. Hälfte des Jahrhunderts auch im
benachbarten Künzinggau (Landgericht Landau-Osterhofen) nachweisbar.
Sie waren die Vögte des Hochstiftes Regensburg (1028) sowie des bei
Passau liegenden Klosters St. Nikola. Ende des 11. Jahrhunderts haben sie
das Kloster Formbach (Vornbach) gegründet.
In der Mark Österreich haben sie reichen Besitz.
Im Raum von Wien 1015 an der Wien, im heutigen Unter-St. Veit, und 1028
nennt sich einer ihrer hochfreien Gefolgsleute nach Simmering; weiter nördlich
von Wien, im Gebiet von Kreuzenstein-Bisamberg (sie nennen sich ab 1115/20
Grafen
von Kreuzenstein); ferner im Raum um Melk und in der Wachau, sowie
im Raum zwischen Traisen und Perschling; in der karantanischen Mark haben
sie (zumindest seit Beginn des 12. Jahrhunderts) die Grafschaft Pitten
(Bucklige Welt - Wechsel), nach der sie sich auch nennen (seit 1108 de
Putine), und reichen Besitz südlich des Wechsels bis in die Obersteiermark.
Aus Quellen des Klosters Melk, den 1122/23 begonnenen Annalen und den Nekrologien,
ergeben sich enge Beziehungen der Grafen von Formbach und von Ratelnburg
zum Kloster Melk sowie zu dem um 1070/72 gegründeten Kloster Göttweig,
dessen Vögte die Grafen von Ratelnburg seit der Gründung waren.
Nun wissen wir, dass der Graf im Schweinachgau, Thiemo II. von Formbach,
mit einer Tochter Graf Brunos von Braunschweig (aus seiner Ehe mit der
oft genannten späteren Kaiserin
Gisela) verheiratet war, aus welcher Ehe mehrere Söhne
hervorgingen:
Bruno, Graf im Künzinggau (1064), der die
jüngere Linie der Grafen von Formbach begründete;
ferner Meginhard, der 1066 mit seinem jüngeren
Bruder Pilgrim erschlagen wurde; er war mit einer Tochter des Grafen
Elli von Reinhausen (bei Göttingen, südöstlich des Harzes),
sein Bruder Friedrich
aber mit einer Tochter des
sächsischen Grafen Konrad von Haldensleben vermählt. Aus dieser
Ehe stammte Hedwig, die Gemahlin des 1075 gefallenen Grafen Gebhard
von Supplinburg und Mutter des späteren Kaisers
LOTHAR III., was noch besondere Bedeutung für die Formbach-Ratelnberger
gewann!
Die Söhne Meginhards waren Udalrich, Graf
von Windberg (Landgericht Vilshofen), der sich 1070/75 zuerst
Graf
von Ratelnberg (Radelberg) nennt und mit Mathilde, der Witwe
Friedrichs von Tengling, vermählt war. Sein jüngerer Bruder
Hermann
nennt sich gleichfalls Graf von Ratelnberg und von Windberg und war ebenso
Vogt von Göttweig. Er heiratet Hedwig, die Tochter des sächsischen
Grafen von Assel-Woltingerode, die ihm die bischöfliche hildesheimische
Lehensburg Winzenburg (Kreis Alfeld) in die Ehe brachte, nach der
er (schon 1109) und seine Söhne sich nannten. Er wird auch als comes
provincialis de Saxonia bezeichnet. Die Beziehungen dieser Grafen von Formbach
und Ratelnberg zu sächsischen Hochadelsgeschlechtern spiegeln sich
auch in ihren Vornamen Bruno, Ekbert und Ida (von den BRUNONEN) und Hermann
(von den REINHAUSENERN) wider. Auch der bayerische Name Thiemo wandelte
sich in das sächsische Thietmar.