Sohn des Abodriten-Fürsten
Uto-Pribigniew
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1610
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Gottschalk, Fürst der Abodriten nach 1043
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†
1066
Vater:
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Udo
dänische Mutter
Enkel des christlichen NAKONIDEN Mstislaw
oo Sigrid, Tochter des dänischen Königs Sven Estridsen
Söhne:
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Budivoj
Heinrich
Im Lüneburger Kloster St. Michael erzogen, verbrachte Gottschalk nach der Vertreibung seines Großvaters 1018 durch die heidnischen Lutizen und die mit ihnen verbündeten Teile der abodritischen Oberschicht und nach der Ermordung seines Vaters ca. 1028 15 Jahre im dänischen Exil, wo er als Gefolgsmann des dänischen Königs Knut der Große diente. Ein Neubeginn wurde den NAKONIDEN erst möglich, als Gottschalk bald nach 1043 im siegreichen Kampf mit oppositionellen herrschaftlichen Gewalten die Rückkehr in sein Land gelang. Er nahm seinen Hauptsitz in der Mecklenburg. Politisch angelehnt an das dänische Königtum und an das sächsische Herzogtum, betrieb Gottschalk erfolgreich die Wiedererrichtung einer christlichen Kirchenorganisation, unterstützt durch Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen. Nach außen konnte Gottschalk seine Herrschaft nach Süden in die Prignitz hinein ausdehnen, nach Osten, in der Folge eines innerlutizischen Konfliktes um 1056, bis in den Raum der Odermündung. Im Innern gehen auf Gottschalk anscheinend die Anfänge einer fürstlichen Burgbezirksverfassung zurück, die wohl dänischem und polnischem Vorbild folgte. Gottschalks tragischer Ausgang zeigte freilich, dass er die Stärke der abodritischen Opposition erheblich unterschätzt hatte. Nach dem Sturz seines wichtigsten Verbündeten, des Erzbischofs Adalbert, 1066, brach ein neuer heidnischer, lutizisch inspirierter Aufstand los. Gottschalk wurde ermordet, die NAKONIDEN vertrieben, das christliche Kirchenwesen abermals vernichtet. Gottschalks Nachfolger wurde der heidnische Fürst Kruto aus dem Teilstamm der Wagrier.
Literatur:
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B. Friedmann, Untersuchungen zur Geschichte des
abodritischen
Fürstentums bis zum Ende des 10. Jahrhundert, 1986 - Ch.
Lübke,
Regesten zur Geschichte der Slaven an Elbe und Oder, V, 1988 [Register,
S. 38].
GOTTSCHALK
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† 1066 ermordet
Im Kloster St. Michael in Lüneburg erzogen, führte 1030/31 Rachefeldzüge durch, wurde inhaftiert und weilte danach jahrelang im dänischen Exil. Gottschalk nahm an etlichen Feldzügen teil und gewann 1043 die väterliche Herrschaft durch die Schlacht bei Schleswig zurück. Er unterwarf in vielen Kriegen die anderen Slawenstämme, wie Wilzen, Kessiner und Circipanen und wurde bei seiner Christianiserungsarbeit in Mecklenburg und Wagrien, wo er auch regierte, von Erzbischof Adalbert von Bremen gefördert. Gottschalk sorgte für Ruhe und Ordnung unter den Slawen, wurde Vasall des Deutschen Reiches und residierte vorwiegend im Raum Lübeck. Die Bistümer Oldenburg/Wagrien, Ratzebuirgund Mecklenburg wurden gegründet, von denen aus die Christianisierung erfolgte. Er konnte trotz deutscher Hilfe die Selbständigkeit der Liutizen nicht brechen und fiel nach dem Sturz Adalberts von Bremen als Reichsregent der Verschwörung seines heidnischen Schwagers zum Opfer.
1.) oo N.N.
†
2.) oo SIGRID VON DÄNEMARK, Tochter des
Königs
Swen Astridsen
†
Sie wurde 1006 mit Heinrich
verjagt.
Jordan Karl: Seite 18
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"Heinrich der Löwe"
Was Adalbert von Bremen im Zusammenwirken mit dem christlichen Obodriten-Fürst Gottschalk erreicht hatte, war bei einem großen Wendenaufstand im Jahre 1066 vernichtet worden. Die drei Missionsbistümer Oldenburg in Wagrien, Ratzeburg und Mecklenburg waren einer heidnischen Reaktion zum Opfer gefallen. Gottschalk selbst hatte damals den Tod gefunden; seine Witwe floh mit ihrem kleinen Sohn Heinrich zu ihrem Vater, dem Dänen-König Svend Estridson.
Bork Ruth: Seite 128,156-160
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"Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des
deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert."
Gottschalk, der Enkel
des oben erwähnten Mistui
und
Sohn des Wenden-Fürsten
Uto (Pribignev?)
befand
sich ungefähr um das Jahr 1029 zur Erziehung in dem
Michaelskloster
in Lüneburg, das zu jener Zeit vom Bischof Gottschalk von Sklara
geleitet
wurde, von dem er eventuell auch seinen Namen erhielt, als er erfuhr,
daß
ein Sachse seinen Vater erschlagen habe. Zornentbrannt ließ er
seinen
Glauben und die Wissenschaften fahren, begab sich über die Elbe zu
seinen Stammesgenossen, mit deren Hilfe er alsbald Rache nahm an den
Sachsen.
Dabei wurde er von dem Herzog gefaßt und in Haft genommen. Bald
aber
schloß Bernhard, da er
die Tapgferkeit
Gottschalks
achtete, ein Bündnis mit ihm, ließ ihn frei, und Gottschalk
begab sich zu König Knut († 12.
November 1035) nach
Dänemark, um mit diesem (wohl im Frühjahr
1032) [2 Gebhardi, Geschichte von Dänemark und Norwegen I,
432.]
für längere Zeit nach England zu gehen [3 Adam II, 66
(64) Seite 126.].
So konnte der aus England zurückgekehrte Wenden-Fürst
Gottschalk unter den in ihren Grenzen
zurückgewiesenen
Wenden umso kräftiger seine Macht entfalten, von deren
späterer
Ausdehnung oben schon die Rede war [9 Siehe oben Seite 128.].
Also
haben die BILLUNGER ihm nicht
nur durch die einstige Freilassung, sondern
auch
durch ihre Teilnahme an jenen Kämpfen gegen die Wenden und das
Geschlecht
des Fürsten Ratibor direkt zu
seinem Aufstieg mitverholfen.
Außerdem stand Gottschalk
in einem guten Verhältnis zu Sven
Estridson,
der nach dem Tode des Königs Magnus
im Jahre 1047 in Dänemark zur Herrschaft gelangte und dessen
Tochter
Sigrid
Gottschalk zur Gemahlin erhielt [1 Adam III, 9 (18)
Seite
162, ohne Namen, wie auch II, 51 (50) Seite 190, vgl. Saxo Grammaticus
X, 557 "Sueno
rex ... morum candorem sola libidinis intemperantis maculabat.
Et filia Siritha (=
Sigrid), quae postmodum Guthskalco
Sclavico conjux accessit, in
sequentibus referenda, pellice orta proditur."
Die Zeit der Vermählung ist unbekannt. Suhm, IV, 259 nahm
dafür
das Jahr 1058 an, und bezeichnet sie als eine uneheliche Tochter Svens.
Gottschalk
war vorher schon einmal verheiratet und hatte von jener uns unbekannten
Gemahlin den später noch eingehender zu behandelnden Sohn Buthue,
der älter als sein von Sigrid empfangener
Sohn Heinrich war.].
Daß er selber
der Sohn einer Dänin gewesen sei, wird zwar mitunter behauptet,
beruht
aber auf einer Angabe, die sich im Chron. S. Mich. Lun. [2 Chron.
S. Mich. Lun. SS XXXII, 398] und in der Sächsischen Weltchronik [3
Sächsische
Weltchronik MG. Dt. Chron. II, 166] findet, während die
zeitgenössischen
Quellen nichts darüber bringen [4 Siehe Hofmeister,
Hansische
Geschichtsblätter 1920/21, Seite 281 ff.].
Unter den Obodriten wie auch unter den ihnen
benachbarten
Stämmen wußte Gottschalk
nun für die nächsten Jahrzehnte ein straffes und den Frieden
sicherndes Regiment zu führen, so daß er auch seitens der
Kirche,
vor allem beim Hamburg-Bremer Erzbistum volle Anerkennung und
Unterstützung
fand. Adam schreibt direkt:
"Jenseits der Elbe aber und im Slawenland wurden
unsere Angelegenheiten noch mit großem Glück geführt. Gottschalk
nämlich, ein wegen seiner Klugheit und Tapferkeit zu preisender
Mann,
nahm eine Tochter des
Dänen-Königs zur Gattin und bezwang die
Slawen so, daß sie ihn wie ihren König fürchteten, ihm
Tribute darbrachten und bei ihrer Unterwerfung um Frieden baten Unter
diesen
Zeitverhältnissen hatte unser Hamburg Frieden, und das Slawenland
war voll von Priestern und Kirchen. Gottschalk
also,
ein gottseliger und gottesfürchtiger Mann, auch dem Erzbischof
bereundet,
ehrte Hamburg wie eine Mutter."
Sicher nachweisbar sind für uns aber die
freundschaftlichen
und, wie wie noch sehen werden, sogar entfernt verwandtschaftlichen
Beziehungen
der BILLUNGER zu jenen
wendischen Fürstengeschlecht, das im Unterschiede
zu anderen wendischen Nachbarn, allerdings oft auch im Gegensatz zu der
Stimmung der eigenen Untertanen, ein Zusammengehen mit den
sächsischen
und dänischen Nachbarn für das ratsamste hielt. Dies
gewiß
aus guten Gründen, wenn es auch gerade dem
Fürsten Gottschalk und
seinem ältesten Sohne zum Verhängnis
werden sollte. Denn zum Jahre 1066 berichtet Adam [4
Adam III, 50 (49) Seite 193 und ihm folgend Helmhold
I, 22], daß Gottschalk am
7. Juni in Lenzen beim Ausbruch eines größeren
Aufstandes
der Wenden, dem auch viele Priester und Laien unter grausamen Martern
zum
Opfer fielen, erschlagen worden sei.
Adam scheint das Verhältnis Gottschalks
zu Adalbert, die er beide
vorher schon als Freunde bezeichnet hatte [1
Adam
III, 19 (18) Seite 162.], noch einmal betonen zu wollen, wenn er
hervorhebt,
daß der Sturz des Erzbischofs und der Tod Gottschalks
fast in einem Jahr, und zwar dem 22. des Erzbischofs erfolgten [2 Adam
III, 51 (50) Seite 195f.]. Im weiteren Verlauf des Aufstandes wurde
Hamburg
völlig zerstört und das umliegende Land der Storarn von Grund
auf verwüstet. Der Urheber dieser Greuel war Blusso, ein Schwager
Gottschalks,
der nach der Rückkehr gleichfalls erschlagen wurde [3 Nur
dies
ist mit Sicherheit aus Adam (siehe Anmerkung 2) zu entnehmen.
Gewöhnlich
wird die Stelle dahin verstanden, daß Blusso der Urheber
des
ganzen Aufstandes und damit auch des Todes Gottschalks
gewesen sei.]. Die Gemahlin Gottschalks,
eine Tochter des
Dänen-Königs, trieb man zusammen mit ihren Frauen
nackt aus der Obotritenhauptstadt Mecklenburg fort [4 Davon,
daß
sie, wie Witte, Mecklenburgische Geschichte Seite 47 angibt, nach
Dänemark
geflohen sei, steht in den Quellen nichts. Es liegt aber nahe.]. Wohin
sie sich wandte, wird nicht berichtet. Von Helmhold erfahren wir nur,
daß
ihr und Gottschalks Sohn Heinrich,
den auch Adam hier erwähnt, zu den Dänen floh, während sein
älterer Stief-Bruder, Buthue,
sich
zu den Barden begab und bei den seinem Vater befreundeten
Sachsen-Fürsten
Hilfe suchte, die ihm auch in Erinnerung an vergangene Dienste, wie es
heißt, beistanden und ihn nach vielen mühseligen
Feldzügen
wieder einsetzten [5 Helmhold I, 25 Seite 47.]. Seine Macht
soll
aber gering geblieben sein, da er bei seinem Völke als
Verräter
galt. Von seinem unglücklichen Ende, das Helmhold zeitlich in
Zusammenhang
bringt mit der Hochzeit des Herzogs-Sohnes Magnus, ist nachher noch
einiges
zu sagen.
1. oo N.N.
†
-
2. oo Sigrid von Dänemark, Tochter des
König
Svend Estridsons
†
- nach 1066
Kinder:
1. Ehe
Butue
†
wohl
1073 gefallen
bei Plön
2. Ehe
Heinrich
um 1050/60 † 22.3.1127
Literatur:
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte
- Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte
des
deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation
Greifswald 1951 Seite 128,156-160 - DIE
SALIER UND DAS REICH. Gesellschaftlicher
und
ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan
Weinfurter.
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band II Seite 110 - Helmhold von Bosau:
Slavenchronik
Buch I Kapitel 22 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe,
Deutscher
Taschenbuch Verlag 1993 Seite 18 - Meyer von Knonau, Gerold:
Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1. - 7. Band,
Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band I Seite 411-412,516,
n. 42,
517-520,523
n. 55 - II 90,149,150,854-855,856- IV 416 - Thiele, Andreas:
Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I,
Teilband
2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II,
R.G.
Fischer Verlag 1994 Tafel 369 -