Jüngerer (2.) Sohn des Grafen Gregor I. von Tusculum († vor 2.6.1013)
aus dem Hause der CRESCENTIER und der
Maria; Bruder von Graf Romanus von Tusculum, dem späteren Papst Johannes XIX. († 6.11.1032) und Graf Alberich III. von Tusculum
(† nach 1032), Enkel vom Patricius Alberich II. von Rom († 31.8.954) und der Alda von Provence
eigentlich Theophylakt Graf von Tusculum
Lexikon des Mittelalters: Band I Seite
1859
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Benedikt VIII., Papst seit 21. Mai 1012
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†
9. April 1024
zuvor Theophylakt, Sohn des Grafen Gregor von Tusculum
Er wurde als Laie zum Papst erhoben und hatte sich nach kurzem Schisma gegen Gregor (VI.), den Kandidaten der CRESCENTIER, durchgesetzt; erster in der Reihe der TUSKULANER-Päpste (Johannes XIX., Benedikt IX.). Selbstbewußt und tatkräftig sicherte sich Benedikt VIII. mit Rückhalt an HEINRICH II., den er am 14. Februar 1014 zum Kaiser krönte, die Macht über und den Kirchenstaat, die er jedoch als Oberhaupt der TUSKULANER-Familie in deren Dienst stellte. Durch einen Sieg pisanischer und genuesischer Schiffe vertrieb Benedikt 1016 die Sarazenen von den Küsten des italienischen Festlandes und Sardiniens. Der Mißerfolg seines Eingreifens in den gegen Byzanz gerichteten Aufstand in Apulien (1017/18, mit normannischer Hilfe) veranlaßte Benedikts Reise nach Deutschland, wo er Ostern 1020 in Bamberg mit HEINRICH II. zusammentraf; er weihte die dortige Stephanskirche und empfing vom Kaiser eine Neuausfertigung des Privilegium Ottonianum, die eine Übereignung des Bistums Bamberg an den Papst einschloß. Durch HEINRICHS Zug nach Süd-Italien (1022) konnte nur ein Teil der zuvor von Benedikt erlittenen Einbußen wettgemacht werden. Die kirchliche Zusammenarbeit mit dem Kaiser, die auf mehreren gemeinsamen Synoden (Rom und Ravenna 1014, Bamberg 1020, Pavia 1022) mit Beschlüssen gegen Simonie und Klerikerehe zum Ausdruck kam, ergab sich eher von Fall zu Fall und stand für Benedikt VIII. kaum im Vordergrund des Interesses. Wegen des Prozesses um die Hammersteiner Ehe geriet Benedikt 1023/24 in einen heftigen Streit mit Erzbischof Aribo von Mainz.
Quellen:
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LP II, 268 - Jaffe I, 506-514; II, 708f., 747f.
- RI
II/5, 425-501
Literatur:
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DBI VIII, 350-354 - DHGE VIII, 61-92 - HKG
III/1, 285-288
- Haller II, 168-172 - Seppelt II, 402-408 - K.J. Hermann, Das
Tuskulanerpapsttum
(1012-1046), 1973 (vgl. dazu DA 34, 1978, 626f.)
Das Papsttum wurde jetzt für drei
Pontifikate Privatbesitz
- wie über ein Jahrhundert zuvor - die Grafen von Tusculum, zweier
Brüder und ihres Neffen. Keiner dieser drei Päpste ist
Priester
gewesen. Der Papst war ein brutaler, begabter Condottiere, der seinen
beiden
Brüdern, Alberich III.
und Romanus, zur
Festigung seiner Macht den
Titel Consul et Dux von Rom
verlieh und sie mit entsprechenden Befugnissen
ausstattete. Die CRESCENTIER,
obwohl zur gleichen Familie der Grafen von
Tusculum gehörend, stellten einen Gegen-Papst auf, der zu HEINRICH
II. nach Deutschland reiste. Er fand Ablehnung, der König
anerkannte den Papst, der ihn und seine Gemahlin Kunigunde
zu Kaiser und Kaiserin krönte.
Der Papst konsolidierte den Kirchenstaat,
stellte ein
Heer auf, schlug bei Luni die nun auch Ober-Italien verwüstenden
Sarazenen
und verbündete sich, als diese Sardinien besetzten, mit den
Seemächten
Pisa und Genua, nachdem er zuvor eine Flotte hatte bauen lassen, die,
gemeinsam
mit den Seestreitkräften der beiden Republiken, Sardinien wieder
befreite,
worauf die Insel Lehen Pisas wurde. Er unterstützte die nationale
Erhebung gegen Byzanz, das in Unter-Italien bei Cannae gegen die zum
erstenmale
auftauchenden Normannen gesiegt hatte, und reiste zum Kaiser nach
Bamberg,
wo er sich mit ihm zu einem Feldzug gegen die zum letztenmale sich
festigende
byzantinische Macht in Süd-Italien verbündete; es wurden
jedoch nur
Teilerfolge erzielt.
Erst nachdem der Kaiser als begeisterter
Anhänger
von Cluny ihn daran erinnerte, daß er nicht nur Feldherr sei,
befaßte
der Papst sich etwas mit kirchlichen Reformen und verbot zum erstenmale
bei Strafe der Absetzung die Priesterehe; das praktische Ergebnis war
sehr
gering. Der Kaiser veranlaßte den Papst, das Credo des zweiten
allgemeinen
Konzils von Konstantinopel unter Damasus
I. endgültig in die
römische Meßordnung aufzunehmen.
Erschreckend war die Gemeinsamkeit von Kaiser
und Papst
in der Judenverfolgung.
Benedikt VIII.
ließ eine Anzahl von Juden hinrichten, weil er ihnen,
abergläubisch
wie er war, die Schuld an einem Orkan und einem Erdbeben zuschrieb.
Robert II. von Frankreich,
der sich seinen zweifelhaften Beinamen "der Fromme" verdient hat,
ließ
in Orleans etwa 12 Kanoniker als Ketzer verbrennen - das erste
Autodafe,
ein Fanal für das Papsttum, das diese grauenvolle Exekutive des
Glaubensterrors
später aufgreifen und als "heilige Inquisition" mit juristischen
Klauseln
umgeben sollte.