Benedikt VIII.                              Papst (21.V.1012-9.IV.1024)
------------------
um 980
9.4.1024 

Jüngerer (2.) Sohn des Grafen Gregor I. von Tusculum ( vor 2.6.1013) aus dem Hause der CRESCENTIER und der Maria; Bruder von Graf Romanus von Tusculum, dem späteren Papst Johannes XIX. ( 6.11.1032) und Graf Alberich III. von Tusculum ( nach 1032), Enkel vom Patricius Alberich II. von Rom ( 31.8.954) und der Alda von Provence

eigentlich Theophylakt Graf von Tusculum  

Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 1859
********************
Benedikt VIII., Papst seit 21. Mai 1012
-------------------
    
9. April 1024

zuvor Theophylakt, Sohn des Grafen Gregor von Tusculum

Er wurde als Laie zum Papst erhoben und hatte sich nach kurzem Schisma gegen Gregor (VI.), den Kandidaten der CRESCENTIER, durchgesetzt; erster in der Reihe der TUSKULANER-Päpste (Johannes XIX., Benedikt IX.). Selbstbewußt und tatkräftig sicherte sich Benedikt VIII. mit Rückhalt an HEINRICH II., den er am 14. Februar 1014 zum Kaiser krönte, die Macht über und den Kirchenstaat, die er jedoch als Oberhaupt der TUSKULANER-Familie in deren Dienst stellte. Durch einen Sieg pisanischer und genuesischer Schiffe vertrieb Benedikt 1016 die Sarazenen von den Küsten des italienischen Festlandes und Sardiniens. Der Mißerfolg seines Eingreifens in den gegen Byzanz gerichteten Aufstand in Apulien (1017/18, mit normannischer Hilfe) veranlaßte Benedikts Reise nach Deutschland, wo er Ostern 1020 in Bamberg mit HEINRICH II. zusammentraf; er weihte die dortige Stephanskirche und empfing vom Kaiser eine Neuausfertigung des Privilegium Ottonianum, die eine Übereignung des Bistums Bamberg an den Papst einschloß. Durch HEINRICHS Zug nach Süd-Italien (1022) konnte nur ein Teil der zuvor von Benedikt erlittenen Einbußen wettgemacht werden. Die kirchliche Zusammenarbeit mit dem Kaiser, die auf mehreren gemeinsamen Synoden (Rom und Ravenna 1014, Bamberg 1020, Pavia 1022) mit Beschlüssen gegen Simonie und Klerikerehe zum Ausdruck kam, ergab sich eher von Fall zu Fall und stand für Benedikt VIII. kaum im Vordergrund des Interesses. Wegen des Prozesses um die Hammersteiner Ehe geriet Benedikt 1023/24 in einen heftigen Streit mit Erzbischof Aribo von Mainz.

Quellen:
----------
LP II, 268 - Jaffe I, 506-514; II, 708f., 747f. - RI II/5, 425-501

Literatur:
-----------
DBI VIII, 350-354 - DHGE VIII, 61-92 - HKG III/1, 285-288 - Haller II, 168-172 - Seppelt II, 402-408 - K.J. Hermann, Das Tuskulanerpapsttum (1012-1046), 1973 (vgl. dazu DA 34, 1978, 626f.)


Kühner Hans: Seite 129
************
"Lexikon der Päpste"

Das Papsttum wurde jetzt für drei Pontifikate Privatbesitz - wie über ein Jahrhundert zuvor - die Grafen von Tusculum, zweier Brüder und ihres Neffen. Keiner dieser drei Päpste ist Priester gewesen. Der Papst war ein brutaler, begabter Condottiere, der seinen beiden Brüdern, Alberich III. und Romanus, zur Festigung seiner Macht den Titel Consul et Dux von Rom verlieh und sie mit entsprechenden Befugnissen ausstattete. Die CRESCENTIER, obwohl zur gleichen Familie der Grafen von Tusculum gehörend, stellten einen Gegen-Papst auf, der zu HEINRICH II. nach Deutschland reiste. Er fand Ablehnung, der König anerkannte den Papst, der ihn und seine Gemahlin Kunigunde zu Kaiser und Kaiserin krönte.
Der Papst konsolidierte den Kirchenstaat, stellte ein Heer auf, schlug bei Luni die nun auch Ober-Italien verwüstenden Sarazenen und verbündete sich, als diese Sardinien besetzten, mit den Seemächten Pisa und Genua, nachdem er zuvor eine Flotte hatte bauen lassen, die, gemeinsam mit den Seestreitkräften der beiden Republiken, Sardinien wieder befreite, worauf die Insel Lehen Pisas wurde. Er unterstützte die nationale Erhebung gegen Byzanz, das in Unter-Italien bei Cannae gegen die zum erstenmale auftauchenden Normannen gesiegt hatte, und reiste zum Kaiser nach Bamberg, wo er sich mit ihm zu einem Feldzug gegen die zum letztenmale sich festigende byzantinische Macht in Süd-Italien verbündete; es wurden jedoch nur Teilerfolge erzielt.
Erst nachdem der Kaiser als begeisterter Anhänger von Cluny ihn daran erinnerte, daß er nicht nur Feldherr sei, befaßte der Papst sich etwas mit kirchlichen Reformen und verbot zum erstenmale bei Strafe der Absetzung die Priesterehe; das praktische Ergebnis war sehr gering. Der Kaiser veranlaßte den Papst, das Credo des zweiten allgemeinen Konzils von Konstantinopel unter Damasus I. endgültig in die römische Meßordnung aufzunehmen.
Erschreckend war die Gemeinsamkeit von Kaiser und Papst in der Judenverfolgung. Benedikt VIII. ließ eine Anzahl von Juden hinrichten, weil er ihnen, abergläubisch wie er war, die Schuld an einem Orkan und einem Erdbeben zuschrieb.
Robert II. von Frankreich, der sich seinen zweifelhaften Beinamen "der Fromme" verdient hat, ließ in Orleans etwa 12 Kanoniker als Ketzer verbrennen - das erste Autodafe, ein Fanal für das Papsttum, das diese grauenvolle Exekutive des Glaubensterrors später aufgreifen und als "heilige Inquisition" mit juristischen Klauseln umgeben sollte.