Theophano Sklerina                      Deutsche Königin
-------------------------                     Römische Kaiserin seit 14.4.972
959/60
5.6.991
           Nymwegen

Begraben: Köln, St. Pantaleon  

Einzige Tochter des Konstantin Skleros (11.3.991) aus dem Hause SKLEROS und der Sophia Phokas, Tochter von Leon Phokas;
Nichte von Kaiser Johannes I. Tzimiskes von Byzanz (
10.1.976 ermordet)  
Groß-Nichte von
Kaiser Nikephoros II. von Byzanz (10.12.969 ermordet )

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 664
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Theophanu, Kaiserin
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* ca. 960, 15. Juni 991 in Nimwegen

Begraben: Köln, St. Pantaleon

Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes
 
Anstelle der Porphyrogenneta Anna, wie nach der Brautwerbung Erzbischof Geros von Köln erwartet, heiratete sie am 14. April 972 in Rom den Sohn OTTOS I. und Mit-Kaiser OTTO II. und wurde zur Kaiserin gekrönt. Eine Pracht-Urkunde besiegelte die reiche Morgengabe, die Fürstentümer Capua und Benevent (seinerzeit der Tochter Hugos von Arles an Byzanz mitgegeben) brachte sie als Mitgift ein.

Kinder:
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Sophia (* 975)
Adelheid (* 977)
Mathilde (* 978)
ungenannt (* 979) und
Otto (III., * 980)

Bis zum Tode OTTOS II. (7. Dezember 983) trat sie nur als »consors regni« bzw. »coimperatrix« an der Seite ihres Gatten in Erscheinung, anhand ihrer wachsenden Interventionen in den Diplomen ist allerdings eine wohl nicht von ihr betriebene, langsame Verdrängung der Schwieger-Mutter Adelheid vom Hof zu beobachten.
Ohne Wissen vom Tod OTTOS II. wurde am Weihnachtsfest 983 OTTO III. in Aachen gekrönt; Th
eophanu und Adelheid hielten sich bis Ende April 984 in Pavia auf und trafen erst Mitte Juni in Deutschland ein. Während dieser Zeit suchte der Herzog von Bayern, Heinrich der Zänker (31. H.), gestützt auf sein Recht als Vormund und wohl noch auf rudimentäre Mitherrschafts-Ansprüche, das Königtum dem geschäftsunfähigen Kind streitig zu machen.
Erzbischof Willigis von Mainz setzte noch 984/985 die Regentschaft
Theophanus für ihren Sohn, die höchstens auf einer vagen Rechtsbasis beruhte, durch. Die bereitwillige Unterstützung durch Willigis (Erzkanzler) und Bischof Hildebold von Worms (Kanzler) leitete ein institutionalisiert enges Verhältnis des Reichsepiskopats zur Königs-Herrschaft ein.
Indem
Theophanu ihre Schwieger-Mutter schrittweise aus dem Regentschaftsrat verdrängte, ihr 987 das Wittum uneingeschränkt bestätigte, vollendete sie die Individualsukzession.
Indem sie ferner 984 den Abt Unger von Memleben zum gleichzeitigen Bischof von Posen einsetzte, bahnte sie die spätere Ostpolitik ihres Sohnes an zum Nachteil der sächsischen Adelsopposition, die zusammen mit Heinrich dem Zänker dem Böhmen-Herzog zuneigte.
Und durch schnelle Anerkennung Hugos Capet als König Frankreichs festigte sie die immer noch unsichere Zuordnung Lotharingiens dem Reich. Obwohl nach ihrem Tod die Regentschaft für drei Jahre auf Adelheid überging, ließ sich der von
Theophanu eingeschlagene Weg nicht mehr ändern.
O. Engels

Literatur:
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JDG O II., Bd. 1, 1902, 1967 [K. Uhlirz] und O. III., Bd. 2, 1954 [M. Uhlirz] - Byzantium and the Low Countries in the Tenth Century, hg. V.D. van Aalst-K. N. Ciggar, 1985 - Ksn. Th., Begegnungen des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jt., hg. A. v. Euw-P. Schreiner, 2 Bde, 1991 - G. Wolf, Ksn. Th., Prinzessin aus der Fremde, des Westreichs große Ksn, 1991 - O. Engels, Th., Die w. Ksn. aus dem Osten (Die Begegnung des Westens mit dem Osten, hg. Ders.-P. Schreiner, 1993) 13-16 - The Empress Th., hg. A. Davids, 1995 - Propyläen Gesch. Dtl.s I, 1994, 546-581 [J. Fried] - G. Althoff, Otto III, 1966, 37-72.


Hlawitschka Eduard: Seite 143-145
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"Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137"

X : Königin und Kaiserin Theophanu (von Byzanz), Gemahlin König und Kaiser Ottos II.

1 : Königin und Kaiserin Theophanu

(Zur griechischen Namensform Thephano, die im Westen zum lateinischen indeklinablen Namen Theophanu geworden ist, vgl. W. OHNSORGE, Heirat Kaiser Ottos II. Seite 24 Anm. 1, ND  Seite 128 Anm. 1; G. St. HENRICH, Theophanu oder Theophano Seite 89-111).
Nachdem Kaiser OTTO I. 967 vergeblich bei Kaiser Nikephoros Phokas um die Hand Annas, der Tochter Kaiser Romanos II., für seinen Sohn OTTO II. geworben hatte (vgl. BO nr. 536 b; BMik nr. 589 a; Contin. Reginonis ad 967, MGH SS rer. Germ. Seite 178; Liudprand von Cremona, Legatio cap. 7,15,53,57, MGH SS rer. Germ. Seite 180,184,204,207), war 972 eine erneute Werbung beim Kaiser Johannes Tzimiskes, der Nikephoros ermordet hatte und auf dem Thron nachgefolgt war, erfolgreich. Dieser schickte magnificis muneribus comitatuque egreio non virginem desideratam (= Anna, siehe oben), sed neptem suam, Theophanu vocatam, imperatori nostro trans mare ... Fuere nonnulli, qui hanc fieri coniuncionem apud imperatorem inpedire studerent eandemque remitti consulerent. Quos idem non audivit, sed eandem dedit tunc filio suiment in uxorem ...; Thietmar von Merseburg; Chron. lib. II cap. 15, MGH SS rer. Germ. NS 9 Seite 56. - Vgl. auch die Dotations-Urkunde für Theophanu vom 14.IV.972 anläßlich des Eheschlusses in Rom, MGH D O II 21:
Unde et ego Otto superno numine imperator augustus ... consultu ... genitoris nostri Ottonis piisimi imperatoris augusti ... Theophanu, Iohannis Constaninopolitani imperatoris neptim clarissimam ... in copulam legitimi matrimonii consortiumque imperii despondere ac ... coniugem decrevi assumere.
Außerdem Ann. Casinat. ad 969, MGH SS 3 Seite 172:
magnus Otto (= Otto I.) ... accepit coniugem filio suo Ottoni neptem Iohanni Constantinopolitani imperatori qui cognominatus est Cimiski.
Schließlich berichtet auch Ordericus Vitalis um 1130 in seiner Historia ecclesiastica lib. V, ed. M. CHIBNALL, Band 3 Seite 82:
Iohannes [Tzimiskes] occiso Niceforo per uxorem eius regnavit. Cuius neptis Theophanu Ottoni imperatori nupsit.
Ähnlich die Ann. Uticenses, MGH SS 26 Seite 498; ed. A. LE PREVOST Seite 156.
Zum Vollzug der Ehe am 17.IV.972 in Rom vgl. Ann. Altah. maior. ad 972, MGH SS rer. Germ. Seite 11:
... ac post tercia nocte [nach der Hochzeit] cum divino timore naturaliter illi coniuncta. (Die dort voranstehende Kennzeichnung Theophanus als filia imperatoris de Graecia ist unrichtig). Vgl. auch N. GUSSONE; Trauung und Krönung Seite 161-174; G. WOLF, Zum lokalen Datum Seite 11-14.
Die Geburtszeit Theophanus ist nur aus verschiedenen Anhaltspunkten erschließbar:
Vom ganz zeitgenössischen Widukind von Corvey, Rer. gest. Saxon. lib. III cap. 73, MGH SS rer. Germ. Seite 149, wird betont, daß Kaiser Johannes Tzimiskes puellam cum magno exercitu et claris muneribus ad imperatorem (= Otto I.) destinavit. Quam ipse statim filio (= Otto II.) tradidit, celebratisque magnifice nuptiis omnem Italiam super hoc et Germaniam laetiores reddidit.
Die Bezeichnung puella scheint ein sehr jugendliches Alter der Braut bei ihrer Ankunft in Italien auszudrücken; denn sie dürfte in der auf Isidor von Sevilla zurückreichenden und besonders von Hrabanus Maurus verbreiteten früh- und hochmittelalterlichen Altersstufenlehre - gleich
wie puer und pueritia - ein Mädchen bis zum Ende des 14. Lebensjahres bezeichnet haben; vgl. A: HOFMEISTER, Puer iuvenis, senex Seite 289f.; E. HLAWITSCHKA, Kontroverses Seite 53 bze. ND Seite 375. Beachtenswert ist, daß Benedikt von Monte Soracte (MGH SS 3 Seite 718; ed. G. ZUCHETTI Seite 183) Theophanu gleichfalls als puella kennzeichnet. Andererseits ist die Ehe OTTOS II. und Theophanus am 17.IV.972, drei Tage nach dem Empfang der Braut und der Vermählung (14.IV.972), vollzogen worden (vgl. oben und bei IX : Kaiser Otto II. nr. 1), was zeigt, daß Theophanu damals doch wohl 12-13 Jahre alt gewesen sein muß. Da Kinder OTTOS II. und Theophanus offenbar erst seit Sommer 975 geboren wurden (vgl. O. PERST, Reihenfolge Seite 230-236; W. GLOCKER, Verwandte der Ottonen Seite 294ff.), dürfte Theophanu am Beginn der Ehe aber noch nicht voll gebärfähig gewesens ein. So liegt eine Geburtszeit ca. 959/60 nahe.
Die älteren Arbeiten zur Reihenfolge der Kinder Theophanus und die daraus gezogenen Schlüsse auf Theophanus Lebensalter dürften hinfällig sein; so etwa A. HOFMEISTER, Studien zu Thephano Seite 223ff., besonders Seite 234, wo aus der Geburtszeit der Kinder auf die Spanne zwischen 945/46 und 959/60 und besonders auf die Jahre um 950/55 als wahrscheinlichste Geburtszeit Theophanus geschlossen wurde; M. UHLIRZ, Studien über Theophano (III) Seite 122-135, wo aus Interventionen Theophanus für Nonnen-Klöster auf Entbindungsorte und die Jahre 977-980 als Geburtszeit ihrer 5 Kinder geschlossen wird, was in Studien über Theophano (V) Seite 385-393 gegen A. Hofmeister, verteidigt wurde; auch die Verteilung der Geburtsjahre der Theophanu-Kinder auf die Jahre 977-980 durch G. WOLF, Nochmals: Wer war Theophano Seite 272-283, besonders Seite 281ff., ist nicht überzeugend. Bei ihm spielt die Vorstellung eine wesentliche Rolle, daß die Namengebung bei den Töchtern konsequent nach folgender Reihenfolge geschah:
zuerst Namen des "nächsten weiblichen Verwandten aufsteigender Linie mütterlicherseits", hernach Benennung "nach der zweitnächsten weiblichen Verwandten aufsteigender Linie väterlicherseits" etc. Die Gültigkeit eines solchen Axioms kann man gewiß gelegentlich feststellen, aber sicherlich nicht stets voraussetzen.
Für die Bestimmung der Geburtszeit Theophanus könnte hingegen noch interessant sein, daß sie am 15. Juni 991 "vorzeitig" verstarb (Ann. Quedlinburg. ad 991, MGH SS 3 Seite 68; ed. M. GIESE Seite 478:
Theophanu imperatrix connsummato in bonis vitae suae cursu ... immatura dissolvitur morte XVII. Kal. Julii). Für eine 32-Jährige würde das gut zutreffen. - Wenn man mit P. E. SCHRAMM, Abstammung der Kaiserin Theophanu Seite 243 Anm. 13, annimmt, daß Theophanu ihren Namen als Patenkind von der Gemahlin des (Kaisers) Romanos II., Theophanu, erhielt, die dieser ca. 956 heiratet (vgl. dazu zuletzt O. KRESTEN, Byzantin. Epilegomena Seite 406 Anm. 47), dann ergäbe sich ebenfalls ein Hinweis auf eine Geburtszeit "nach 956", ja sogar, da Romanos II. erst 959 Kaiser wurde, wohl auf "nach 959". - Diesen Zeitansatz, "etwa 959/60 Geburt Theophanos", gibt jetzt auch G.  WOLF, Itinerar Seite 237, ND Seite 5, an.
Das Todesdatum ist vielfach bezeugt: vgl. etwa - neben dem oben angeführten Zitat aus den Ann. Quedlinburg. - Thietmar von Merseburg, Chron. lib. IV cap. 15, MGH SS rer. Germ. NS 9 Seite 148f.:
Et sequenti anno (= 991) consummato in bonis vitae suimet cursu in Niumagun (= Nimwegen) infirmatur imperatrix atque ab hac vita XVII Kal. Iulii discedens sepulta est ab Ewergero sanctae Coloniensis aeccle siae archiepiscopo in monasterio sancti Pantaleonis (Köln). - Weitere Quellenbelege bei M. UHLIRZ, Jahrbücher OTTOS III. Seite 138 Anm. 37; BU nr. 1035 b. - Zur Bestattung in Köln vgl. auch die Ann. Quedlinburg. ad 991, MGH SS 3 Seite 68, bzw. ed. M. GIESE Seite 479: ... ad urbem defertur Agrippinnam inque ecclesia sancti Panataleonis martyris ... tumulatur. Zum Grab in St. Pantaleon in Köln: H. FUSSBROICH, Metamorphosen Seite 231-243; DERS., Das Grab Seite 295-300.

Sch
wennicke Detlev: Tafel 10

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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

OTTO II.
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* 955, Rom 7.XII.983

Begraben: Rom S. Pietro

Aachen 26. V 961 MIT-KÖNIG
25.XII.967 MIT-KAISER

   14.IV.972
  oo THEOPHANU, 984/91 REGENTIN, LAIEN-ÄBTISIN von NIVELLES
              Nimwegen 15. V 991

Begraben: Köln St. Pantaleon

neptis des basileus Ioannes Tzimiskes 


Althoff Gerd: Seite 367
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                    K 21

Me:     15.6.   Theophanu imp(eratrix) ODDONIS II.   991 Gemahlin OTTOS II.

(Es.) Im Merseburger Necrolog war Theophanu bereits vor der Einschreibung der Ergänzungsschicht verzeichnet.
Vom Schreiber der Ergänzungsschicht wurde ihrem Namen angefügt:
Oddonis imp. II.

Das beweist, daß Theophanu auch in der Vorlage der Ergänzungsschicht gestanden hat

Allg. vgl. Hofmeister, Studien zu Theophanu, Seite 223-262; Kirchner, Kaiserinnen, Seite 20ff.; Biogr. Wörterbuch 3, Spalte 1868ff.; FW K 42.


Theophano erhielt eine auch für byzantinische Verhältnisse der Zeit hervorragende Ausbildung. Sie beherrschte neben ihrer griechischen Muttersprache fließend Latein, später erlernte sie rasch Deutsch. Die antiken Meister waren ihr ebenso bekannt wie die Dichter und Denker ihrer Zeit. Darüber hinaus verfügte sie über eine erstaunliche Auffassungsgabe, sie wußte Menschen sicher und richtig einzuschätzen und entwickelte viel Sinn für das Wesentliche. Aufgrund ihrer Bildung ragte sie am kaiserlichen Hof im Deutschen Reich hoch aus ihrer Umgebung heraus. Sicher erkannte man ihre Begabung früh, so daß die Bemühungen ihrer Ausbildung von vornherein auf eine hochgestellte politische Aufgabe abzielten. Theophano heiratete also nach dem Willen ihres Onkels und ihres Schwieger-Vaters als 16-jährige am 14.4.972 in Rom OTTO II. Das Brautpaar lernte sich erst wenige Tage vor der Heirat in Italien kennen. Dennoch keimte recht bald in ihnen die Liebe auf, die die beiden eng aneinander band. Besonders für Theophano bedeutete diese Liebe viel, war sie doch als Ausländerin mit nur wenigen byzantinischen Bedienten eine Fremde im Reich, und schon bald erkannte sie, dass ihr keineswegs von allen am kaiserlichen Hof Respekt und Anerkennung entgegengebracht wurde. Besonders angespannt gestaltete sich ihr Verhältnis zu ihrer Schwieger-Mutter Adelheid, das sich schon bald so sehr trübte, dass Adelheid vom Hof entfernt werden mußte. In der Affäre stand OTTO II. ganz auf der Seite seiner Frau. Allerdings lag die Ursache der Mißstimmungen eindeutig bei der Mutter des Kaisers, die glaubte, den Respekt, den ihr verstorbener Gatte genossen hatte, für sich einfordern zu können, ohne ähnliche charakterliche Eigenschaften aufzuweisen. Die Eifersucht der verblühten Schönheit auf die jugendliche Theophano spielte eine ebenso große Rolle in diesem Streit wie die auch in diesem Falle unangebrachte Besserwisserei der Älteren gegenüber der nachfolgenden Generation. Der Verlauf der familiären Auseinandersetzungen zwischen den beiden zeigt aber eindeutig, dass auch Theophano eine kluge Frau war. Adelheid räumte letztlich das Feld und ging als Regentin nach Italien. Die Ehe des Kaiserpaares blieb dadurch zunächst von weiteren Belastungen frei, bis das Engagement des Kaisers in Italien zu einer Aussöhnung mit seiner Mutter und dann zu politischen Verwicklungen mit Byzanz führte. Der Tod ihres Mannes traf Theophano nicht so sehr, wie es noch vielleicht drei Jahre zuvor gewesen wäre, zu sehr hatten sich die beiden während ihres zweiten Italien-Aufenthalts aufgrund des neuerlichen Einflusses Adelheids am Hofe und der auf Konfrontation abzielenden Politik OTTOS II. gegenüber Byzanz menschlich voneinander entfernt. Bereits einige Tage nach dem Tod OTTOS II. unterzeichnete Theophano eine Urkunde mit Theophano Imperator. Am 24.12.983 krönten der Erzkanzler des Reiches, Erzbischof Willigis von Mainz, und der Erzbischof Johannes von Ravenna den dreieinhalbjährigen Knaben in Aachen zum deutschen und italienischen König, ohne zu wissen, daß der Vater zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben war, und gaben ihn in die Obhut des Erzbischofs Warin von Köln. Im Februar des Jahres 984 erhielt Kaiserin Theophano in Paris die Nachricht, dass ihr Sohn von Heinrich dem Zänker unter Mithilfe des Kölner Erzbischofs entführt wurde. Das bedeutet offene Rebellion im Reich. Theophano kehrte unverzüglich in das Reich zurück. Im Mai versuchte Heinrich der Zänker in Quedlinburg, sich als König des Deutschen Reiches ausrufen zu lassen. Doch damit überspannte er den Bogen seiner Möglichkeiten. Der Reichstag vom Worms im Juni 984 zwang den Zänker, Theophanos Sohn zurückzugeben. Die entscheidende Unterstützung erhielt Theophano in den Zeiten dieser problematischen Angelegenheit von Erzbischof Willigis von Mainz, der mit seiner Reichstreue und Zuverlässigkeit sowie seiner klugen Politik als Reichsverwalter während der Abwesenheit der Kaiserin die Voraussetzungen schuf, daß Theophano sich überhaupt als Regentin durchsetzen konnte. Heinrich der Zänker erhielt trotz seines mehrmaligen Verrats 985 einen Teil seines ursprünglichen Herzogtums Bayern zurück und versank fortan in Vergessenheit. Inzwischen aber entbrannte der Krieg mit den westfränkischen KAROLINGERN. Zunächst erlitt Frankreich eine militärische Niederlage im Elsaß, womit die Auseinandersetzung jedoch noch nicht beendet war. 986 starb König Lothar von Frankreich, der Krieg bekam einen Aufschub. Aber der Sohn König Lothars, Ludwig V., starb bereits ein Jahr nach seinem Regierungsantritt unter mysteriösen Begleitumständen. Am 3. Juli 987 wurde Hugo Capet als erster Vertreter des Hauses KAPETINGEN zum französischen König gekrönt. In der Friedensurkunde, die zur gleichen Zeit mit dem Reich ausgetauscht wurde, verzichtete Frankreich unwiderruflich auf den Besitz von Lothringen. Theophanos kluge Politik hatte Früchte getragen. Die Kaiserin starb im Alter von 31 Jahren am 15.6.991 in Nymwegen, möglicherweise an kapetingischen Gift. Ihr früher Tod muß hinsichtlich der Entwicklung des jungen Deutschen Reiches als nationales Unglück angesehen werden. Theophano war eine Realistin, und so gestaltete sie unterstützt von Reichskanzler Willigis auch ihre Politik realistisch, an den vorhandenen Möglichkeiten orientiert. Die schwärmerische Verklärung ihres Sohnes OTTO III. für den Gedanken der Wiederbelebung des Römischen Weltreiches hätte sich niemals so entfalten können, wenn es Theophano vergönnt gewesen wäre, die Erziehung ihres Sohnes abzuschließen und ihn zu Beginn seiner Regierung hilfreich zu unterstützen.
Die Kaiserin Theophano wurde in der Stiftskirche St. Panteleon in Köln beigesetzt.

Black-Veldtrup Mechthild: Seite 159-161,165,167-169
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"Kaiserin Agnes"

Die Provinzen Capua und Benevent, die Theophanu mit in die Ehe brachte, waren Grenzprovinzen zwischen dem byzantinischen und dem römischen Kaiserreich. Benevent - und das war mit Sicherheit kein Zufall - war denn auch der Ort, an dem Theophanu von Bischof Theoderich von Metz empfangen und zur Hochzeit nach Rom geleitet wurde. Theophanu erhielt bereits in der aus dem Jahre 972 datierenden Heiratsurkunde in Italien die Provinz Istrien, diesseits der Alpen die Provinzen Walcheren und Wichelen mit der Abtei Nivelles sowie die Höfe Boppard, Thiel, Herford, Tilleda und Nordhausen, von denen mindestens letzterer vorher der Königin Mathilde gehört hatte. Aber das war noch nicht alles:
Im Jahre 974 erhielt sie eine Urkunde, in der ihr Eschwege, Frieda, Mühlhausen, Tutinsoda und Schlotheim zugesprochen wurden; für 978 und 979 sind weitere Schenkungen in Pöhlde und Belecke überliefert.

Anlaß für eine Aufstockung des Dotalgutes der Königin schien unter anderem Schwangerschaften und Geburten gewesen zu sein. Eine der für Theophanu nach 972 ausgestellten Schenkungs-Urkunden OTTOS II. kann in Verbindung mit der Geburt ihrer dritten Tochter gebracht werden: Am 17. März 978 schenkte OTTO seiner Frau Pöhlde, am 25. März stellte er eine Schenkungs-Urkunde für das Damenstift Meschede aus, in der Theophanu intervenierte und die Mathilde Uhlirz in Zusammenhang mit der bevorstehenden Geburt ihrer dritten Tochter des Paares, Mathilde, gebracht hat. Ihren Forschungen zufolge intervenierte die Kaiserin in fünf weiteren Diplomen für Nonnenklöster, und dies jeweils anläßlich einer Schwangerschaft oder einer ihrer Geburten. Nur in dem genannten Fall allerdings ist in einem solchen Zusammenhang auch eine Schenkung an Theophanu ergangen bzw. überliefert. Ein weiterer Anlaß zur Erhöhung des Dotalgutes einer Königin war das bevorstehende Ausscheiden einer Tochter aus dem Familienverband. In diesen Zusammenhang ist wohl auch eine Schenkung OTTOS II. an Theophanu einzuordnen: Am 27. Oktober 979 erhielt die Kaiserin den Ort Belecke verbrieft; am selben Tag stellte OTTO II. auf Theophanus Intervention dem Stift Gandersheim eine Schenkungs-Urkunde aus, die ausdrücklich als Anlaß für diese Schenkung die Übergabe einer Tochter des Kaiser-Paares, Sophia, an das Stift zur Erziehung nennt.
 
 
 
 

14.4.972
    oo OTTO II.DER ROTE König des Deutschen Reiches
         955
7.12.983
 
 
 
 

Kinder:

  Sophie Äbtissin von Gandersheim und Essen
  Herbst 975
27.1.1039

  Adelheid Äbtissin von Quedlinburg (999-1045)
  ca 5.977
14.1.1043

  Mathilde
  Sommer 978
4.11.1025

 991
  oo Ezzo Pfalzgraf von Lothringen
       955
21.5.1034

  Tochter
  Sommer 979
vor 8.10.980

  OTTO III. König des Deutschen Reiches
  Ende 6./Anfang 7.980
23.1.1002
 
 


Quellen:
-----------

Annalen von Quedlinburg a. 991 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 39-41 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 32,36 - Liudprands von Cremona: Werke. in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 530,578 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 50,84,110,114,118,122,124,126,130,146 - 

Literatur:
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Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 140,157, 161,211,367 K 21 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Althoff, Gerd, Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 17,40,47-51,53-74,96 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 109,117,120,127,130-135,137,145,147 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 7-382 - Die Begegnung des Westens mit dem Osten, hg. von Odilo Engels und Peter Schreiner, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 13,17-19,20,21-24,25,26-30,32,34-36,125,389,392 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 26,103,106,113/Band II Seite 222,480 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 63-67,75,79,232 - Faber Gustav: Der Traum vom Süden. Die Ottonen und Salier. C. Bertelmanns Verlag 1983 Seite 14,110-115,132,134-147,149,158,229 - Ferdinandy Michael de: Der heilige Kaiser. Otto III. und seine Ahnen. Rainer Wunderlich Verlag Tübingen 1969 Seite 260,271,290,292,296,298,312,314,316,346,265,454 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 72,91 - Gregorovius Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. dtv-Bibliothek 1978 Band I Seite 634,636,646,649 -
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