Und nun schreitet der Zeiger auf 1 Uhr
nachmittags
zu,
während das Kalenderblatt den 13.
Februar 1457 anzeigt:
Gräfin
Charolais bringt eine
gesunde
Prinzessin zur Welt. Für das nach festlichen
Anlässen geradezu lechzende Volk bliebt es einerlei, ob die Geburt
eines Prinzen oder einer Prinzessin zu begießen ist. Doch Vater
und
Großvater des Sprößlings denkan anders. Karl,
der in seinem Jagdrevier verständigt wurde, macht zunächst
aus
seiner Enttäuschung kein Hehl, da Burgund bisher nur
männliche
Thronfolger kennt. Auch der alte Herzog, der sich in Nivelles
aufhält,
verbirgt nicht seine Enttäuschung darüber, daß seine
Nachfolge
eines Tages in weibliche Hände übergehen könnte. Man hat
vielfach gerätselt, weshalb weder Vater noch Großvater zur
Taufe
nach Brüssel kamen.
Einige Monate nach der Geburt Maries
entschlossen sich der Graf und die Gräfin von Charolais ihre
Residenz
nach Quesnoy zu verlegen, einem Schloß, in dem früher die
Grafen
von Hennegau wohnten. Hier fanden sie ein ungestörtes Nest
für
ihre junge Ehe, und hier verbrachte Maria
ihre ersten Lebensjahre. Im September 1463 verließ das Ehepaar Charolais
Quesnoy, um sich in Gorcum niederzulassen, wo Karl
die
Funktion eines Statthalters von Holland übernahm. Es mag
überraschen,
daß die jetzt sechsjährige Marie
die Eltern nicht begleitete. Doch die Genter hatten sich die
Gunst
ausbedungen,
die Tochter ihres Herrn in ihre Obhut zu nehmen, eine Gunst, aus der
sie
gerne ein Privileg, wenn nicht gar ein Druckmittel machen möchten.
Tatsächlich sollte dem Vater später die Tochter streitig
gemacht
werden. In Gent wurde der Prinsenhof die Residenz der jungen
Prinzessin.
In diesem festungsartigen Palais mit gepflegten Gärten und
kunstvollen
Wasserspielen sollte also die Erbin von Burgund den
größten
Teil ihres Lebens verbringen. So sehr sie auch Eltern und
Großeltern
missen mochte, so verlief doch ihre Jugend keineswegs freudlos oder
eingeengt.
Auch ihre Erziehung war nicht an eine starre Ordnung gebunden.
Insgesamt wurde Marie
entsprach. Im Vordegrund stand ein vielseitiger
Sprachunterricht. Vorrang hatte das eine Bildung vermittelt, die dem
hohen Niveau des Hofes von Burgund und
der Stellung einer Erb-PrinzessinLateinische,
dessen Kenntnis als Sprache
der Wissenschaft, der Kirche und der Diplomatrie unerläßlich
war. Daß nach dem Willen des Vaters auch dem flämischen
Element
gebührend Raum gegeben wurde, beweist die bevorzugte Stellung der
Dame d'Halewyn. So war dafür
gesorgt,
daß die Prinzessin entsprechend
der Struktur der burgundischen Lande zweisprachig aufwuchs. Man
weiß
jedoch, daß Maria das
elegenatere Französisch
bevorzugte. Daß
auch die Musik, entsprechend
ihrem hohen Rang am Hof der Herzöge,
ausgiebig gepflegt wurde, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Was
die Einführung in die christliche Lehre anbelangt, so dienten
kostbar
illuminierte Andachtsbücher der Veranschaulichung. Die sogenannten
"Stundenbücher" verhalfen gleichzeitig dazu, den Sinn für
Ästhetik
und künstlerisches Empfinden zu wecken. Maria
selbst hat ein von ihr benutztes Stundenbuch hinterlassen, an dem man
sich
noch heute erfreuen darf. Insgesamt wird Maries
Fertigkeit in allen schönen Künsten, einschließlich
feiner
Handarbeit, hervorgehoben. Der geistigen Anspannung wurde durch Spiel
und
Sport der gehörige Ausgleich geboten. Dabei fehlte es nicht an
vielfältiger
Abwechslung, welche die Phantasie eines Kindes anzuregen vermag. Man
spielte
Kreisel, jagte Schmetterlinge oder ließ sich jagen und fangen. An
Spielgefährten mangelte es nicht. Mit ihr wuchsen nämlich
mehrerer
gleichaltrige Vettern und Cousinen auf, unter ihnen Johann von Kleve und
Philipp von Ravenstein.
Natürlich wurde auch der Reitsport gepflegt,
der ihr erlaubte, schon in jungen Jahren Wald und Flur zu erobern.
Kein Zweifel, Maria
verehrte ihren Vater wegen seiner ritterlichen Erscheinung, seiner
schwarzen
Locken und seiner leider allzu seltenen Liebkosungen. Sie ging ihm aber
aus dem Wege, wenn seine Zornader schwoll und das energische Kinn
Gewitterstimmung
verriet. Nach der Aussöhnung von Vater und Sohn war Herzog
Philipp auch
für Marie
wieder zugänglicher geworden.
Im September 1465 konnte Marie
auch ihre Mutter, die sie zwei Jahre nicht gesehen hatte, wieder einmal
in die Arme schließen, ohne zu ahnen, daß dies zugleich der
Abschied für immer war.
Am 28. Juni 1467, also kaum 14 Tage nach dem Tod
des
Großvaters erlebte Maria
unter
dramatischen Umständen ihren ersten offiziellen Auftritt auf der
politischen
Bühne. Nun, da ihr Vater im gesamten Herzogtum die Regentschaft
angetreten
hat, nimmt sie als Erb-Prinzessin an seiner feierlichen
Einführung
als Herzog von Flandern teil.
Insgesamt vollzog sich diese Einwirkung so
behutsam und
freundschaftlich, daß die damals 11-jährige Marie
in Margarete
von York, die bei
ihrer
Heirat 22 Jahre zählte, eher die ältere Schwester als die
Stief-Mutter
sehen konnte. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen, werden die beiden
Frauen
bis zum Tode des Herzogs beisammen bleiben. Fast zehn Jahre hindurch
sollte
Margarete
die verstorbene Mutter und auch den Vater, der fast ständig
unterwegs
ist, ersetzen.
Seite 50-53
Schon in früher Kindheit war Maria
in Gefahr, verpfändet zu werden. Sie war gerade fünf Jahre
alt,
als Johann II., König
von Aragon, erstmalig um ihre Hand anhielt, und zwar für
seinen Sohn, den späteren Ferdinand den
Katholischen
Großvater.
Damals lag die Entscheidung bei Philipp,
der die Heirat in der Schwebe ließ.
Schon im folgenden Jahr, 1463, tritt erstmalig
das Haus
HABSBURG, diskret vorfühlend, in Erscheinung.
Während nun die verlockende Beziehung HABSBURG-Burgund
zunächst in der Schwebe bleibt, dreht sich das Karussell unentwegs
weiter. Als nächster Bewerber tritt 1463 der Bruder König
Ludwigs XI., der Herzog von Guyenne auf den Plan.
Die Anregung eines Bündnisses Burgund-HABSBURG
wurde nun 1469 wieder aufgegriffen, als nach dem Tode Herzog
Philipps der Vetter des
Kaisers, Sigismund
von Tirol, zu Verhandlungen in Hesdin eintraf.
Ludwig XI.
versucht,
seinen Baby-Dauphin, der kaum
den Windeln entschlüpft ist, Marie
als
künftigen Gemahl in den Schoß zu legen, eben jener
Prinzessin,
die er seinem Bruder, dem Herzog von Guyenne, planmäßig
verleidet
hatte.
Im Winter 1471/72 hält sich Marie
in Mons auf, um einer Epidemie, die in Flandern wütet, zu
entgehen.
Am 15. Dezember 1471 wird sie in aller Eile zum Schloß
Motte-au-Bois
gebracht, wo sie mit ihrem Vater von ihrer
sterbenden Großmutter
Isabelle
de Portugal Abschied nimmt. Sie kehrt dann nach Mons
zurück,
wo sie im Sommer 1472 erstamalig auch persönlich in das sie
betreffende
Heiratsgeschäft eingeschaltet wird. Diesmal ist es der Herzog von
Lothringen, Nikolaus von Kalabrien,
der um sie wirbt.
Seite 60
Natürlich wurden auch die diplomatischen
Fäden
weitergesponnen, insbesondere das um Marie
gesponnene Netz: So empfing der Herzog am 26. November 1474 den
Gesandten
des Königs von Neapel,
der sich im Namen seines zweiten
Sohnes, des
Prinzen
Friedrich von Tarent, offiziell um die Hand der Prinzessin
bewarb.
Seite 73
An dieser Stelle scheint es nun angebracht, eine
erste
Charakteristik
Marias
mit
möglichem Bezug auf das elterliche Erbteil zu versuchen.
Mut und
Entschlossenheit, gewiß ein väterliches
Vermächtnis,
mußte sie zumal in den kommenden Monaten entschieden unter Beweis
stellen. Ja sie setzte, um es vorwegzunehmen, sogar ihr Leben aufs
Spiel,
als sie im März 1477, ganz auf sich gestellt, für ihre
todgeweihten
Ratgeber eintrat. Bei anderer Gelegenheit verwandte sie sich in Mons -
gleichfalls nicht ohne Risiko - für 40 gefangene italienische
Soldaten,
eine Geste, die umso nobler war, als es sich um Abteilungen eines
Condottiere
handelte, der nicht ohne Grund beschuldigt wurde, in der Schlacht von
Nancy
ihren Vater verraten zu haben. Bei diesen Anlässen gingen, wenn
man
so sagen darf, der Mut des Vaters mit der Großmut der
Mutter
Hand in Hand. Auch gegenüber ihren zahlreichen Bewerbern
behauptete
sie trotz aller Abhängigkeit eine durchaus entschiedene Haltung,
so
daß ihr der Bischof von Metz, welcher der kaiserlichen Delegation
angehörte, "menlichen und kecken Mut" bescheinigte.
Überhaupt dürfen wir sagen, daß
Maria nahezu alle
guten Eigenschaften ihrer Eltern in sich
vereinigte:
die Anmut der Mutter, den Mut
des Vaters sowie beider Sinn für
Ritterlichkeit und Anstand, gepaart mit echter Frömmigkeit,
die mehr war als eine nur zeitgemäße Pflichtübung.
Insgesamt
bot sie eine glückliche Mischung von weiblichem Charme und
männlicher
Entschlossenheit. Frohgemut bewahrte sie sich auch in den
ritterlichenn
Künsten, soweit für Damen schicklich. Als forsche Reiterin
hatte
sie gelernt, Hindernissen nicht aus dem Wege zu gehen.
Seite 90
Heiratskandidaten nach dem Tode Karls
des Kühnen
Herzog Johann von Kleve
hielt für seinen Sohn Johann
(* 1458, † 1521)
um Marias
Hand
an.
Sympathischer und diskreter erschien die
Kandidatur des
Philipp von Kleve, eines
Sohnes
des Herrn von Ravenstein (* 1425,
†
1492). Dieser war der jüngere Bruder des Herzogs Johann
von
Kleve.
Lange im Gespräch war ferner der Herzog von
Clarence,
der Bruder Eduards IV. von England.
Verständlich, daß insbesondere Margarete
von York diese Verbindung für ihre Stief-Tochter
anstrebte.
Es wäre seltsam zugegangen, hätten
nicht auch
die treibenden Kräfte von Gent ihren Kandidaten zu diesem
Heiratskarusell
beigesteuert. Der Mann ihrer Wahl war Herzog
Adolf von Geldern.
Seite 93
MAXIMILIAN gab
insbesondere
der Hinweis aus dem Brief zu denken, Maria
sei gegebenenfalls nicht mehr Herrin ihrer Entschlüsse. Demnach
stand
ihr Verlöbnis, das beide seit der Vereinbarung vom 6. Mai 1476 als
bindend ansahen, auf dem Spiel. Am liebsten wäre er deshalb sofort
aufgebrochen, um seiner Bedrängten zu Hilfe zu eilen.
Seite 96
Am 21. April, knapp vier Wochen nachdem Maria
ihre Notruf per Geheimkurier auf den Weg gebracht hatte, findet dann im
Prinsenhof zu Brügge die Heirat "per procurationem" statt. Und
zwar
vollzieht, stellvertretend für
den Bräutigam, Herzog
Ludwig von Bayern symbolisch die Hochzeit.
Seite 124
Davon abgesehen, setzt Maria
am 17. September, also schon wenige Wochen nach der Heirat, auf eigenen
Beschluß MAXIMILIAN zum
Gesamterben
ein, sollte sie kinderlos sterben. Damit sind, was auch geschehen mag,
die burgundischen Länder an die Dynastie
HABSBURG gebunden.
Seite 137
Während sich nun der Herzog im Felde
müht,
für das allgemeine Wohl zu streiten, strengt sich seine Gattin an
einer anderen Front für das Wohl ihrer Länder an, indem sie
in
ihrer Stadt Brügge am 22. Juni 1478 gegen drei Uhr morgens einem
hübschen
Sohn das Leben schenkt. Er erhielt den Vornamen seines
Ur-Großvaters
Philipp.
Seite 143
All diese Enttäuschungen aber können
dem
Eheglück
keinen Abbruch tun. Am 10. Januar 1480 wird der Bund
Burgund-Österreich
durch eine gesunde Tochter gesegnet. Wie ihre Mutter schlägt sie
erstmals
die Augen im Palais Coudenberg zu Brüssel. Niemand konnte daran
zweifeln,
daß dieses Mädchen nach Margarete
von
York benannt würde.
Seite 144
Im Herbst 1481 wurde der Herzogin erneut
Mutterglück
zuteil, und zwar gebar sie am 2. September ihr drittes Kind. Es wurde,
wiederum in der Kirche St. Gudula zu Brüssel, durch den Bischof
von
Cambrai auf den Namen Francois
getauft. Pate
war Herzog
Franz von der Brertagne, den man als
Bündnuspartner
schätzte.
Doch das Familienglück sollte nicht lange währen, da das
schwächliche
Kind schon wenige Tage nach der Geburt starb. Dieser Verlust ging
insbesondere
der jungen Mutter sehr nahe. Maria hatte
sich nach dem Tod ihres dritten Kindes wieder gefangen.
Seite 149-152
Wenige Tage später (am 6. März) trat
nun
jenes
Ereignis ein, das dem trauten Glück der herzoglichen Familie und
dem
burgundischen Staat einen harten Schlag versetzen sollte. So sieht man
am frühen Morgen des 6. März eine beschwingte
Jagdgesellschaft
zum Tor von Sainte-Croix hinausreiten. Die Bürger winken freudig
zu,
denn sie lieben ihre Herzogin
in der Frische ihrer sportlichen Erscheinung.
Etwa 20 km südlich von Brügge liegt das Schloß
Wynendaele.
Dort sammelte sich die Kavalkade, um sodann in das Moor von
Bienzenbosch
auszuschwärmen. Maria,
beschwingt
im Rhythmus des schon dampfenden Pferderückens wiegend,
überläßt
sich beglückt dem mitreißenden Schwung der Jagd. Da fliegt
vor
ihr aus sumpfigen Gehölz ein stattlicher Reiher auf, flugs gibt
sie
ihren Falken frei. Ihr Blick ist zum Himmel gerichtet, dem sicheren
Tritt
ihres Pferdes vertrauend. Doch da legt sich plötzlich ein
versteckter
Baumstumpf in den Weg! Ihr Zelter stolpert und wirft seine Reiterin in
vollem Lauf kopfüber zu Boden. Dabei kommt die Herzogin so
unglücklich
zu Fall, daß sie wie reglos liegenbleibt.
Die Herren ihres Gefolges waren starr vor
Schrecken,
als sie eintrafen. Sie drängten sich um sie und erkannten,
daß
sie zwar lebte, aber bewußtlos war. Sie versorgten sie, so gut
wie
möglich, und brachten sie mit äußerster Vorsicht zu
einem
Haus in der Nähe, wo man sie auf Kissen an einem wärmenden
Kaminfeuer
bettete. Inzwischen ward er Herzog eingetroffen - untröstlich bei
dem Anblick, der sich bot. Als Maria
seine
Stimme hörte, kam
sie wieder zu sich. Sogleich war sie darauf bedacht, die schmerzhaften
Folgen des Sturzes abzuschwächen, um ihren treuen Gemahl nicht zu
ängstigen: "Bitte ängstige Dich nicht, dieser Unfall wird
wohl keine
Folgen haben. Am besten bringt man mich in einem Wagen nach
Brügge."
Dort im Prinsenhof wandten die Ärzte ihre
ganze
Kunst auf, um ihr zu helfen. Doch sie konnten nur Linderung
verschaffen,
denn offenbar hatte sich die Herzogin ernste innere Verletzungen
zugezogen, mit Komplikationen durch vermutliche Schwangerschaft.
So war ihr Krankenlager überaus schmerzhaft. Dennoch trug sie ihr
Geschick - Wochen hindurch - tapfer und ergeben. Mit vollem
Bewußtsein
stellte sie sich auf den nahenden Tod ein. Maria
hatte testamentarisch ihre beiden Kinder zu Erben ihrer gesamten
Besitzungen
eingesetzt; ihrem Gemahl aber hatte sie die Regentschaft bis zur
Volljährigkeit
ihres Sohnes Philipp
übertragen.
Ärzte und andere Heilkundige standen
unterdes
ratlos
um das Krankenlager. Innere Blutungen waren nach dem damaligen Stand
der
Medizin nicht zu beheben. Jetzt konnte nur noch der Himmel eine Wende
bringen
Für wenige Stunden richtete sich die
Hartgeprüfte
noch einmal auf. Dann aber spürte sie, daß die Stunde, da
Gott
sie heimrufen würde, nahte. Noch einmal berief sie ihre Familie
sowie
die Ordensritter in ihr Krankenzimmer. Behutsam wurden ihre Kinder von
Madame la Grande an ihr Bett geführt, vor dem ihr Vater
schmerzversunken
kniete. Kaum vernehmbar sprach sie nun: Meine Herren, ich fühle,
daß
ich sterben werde, bevor der Tag sich neigt. Ich hoffe des ewigen
Glückes
teilhaftig zu werden, und so verabschiede ich mich: "Adieu donc, a vous
le Premier, duc
Maximilien" Ihr erstes
Gottbefohlen dachte sie also ihrem Gemahl zu. "Ach!", so fügte sie
hinzu, "wir werden bald voneinander scheiden müssen! Adie, Philippe,
adieu Marguerite - bald werdet ihr
Waisen sein! Ihr verliert Eure Mutter vorzeitig; aber ich muß
mich
dem Geschick beugen und denen folgen, die mir im Grabe vorangegangen
sind."
Und nachdem sie sich dann an jeden einzelnen der umstehenden Ritter
gewandt
hatte, schloß sie mit den Worten: "Sie verlieren vorzeitig ihre
Herzogin;
aber gegen den Tod gibt es kein Heilmittel. Meine Herren, bitte
verzeihen
Sie mir, wenn ich Ihnen jemals Verdruß bereitet habe."
Nach Empfang der Sterbesakramente öffnete Maria
ein letztes Mal die Augen, um Worte des Abschieds zu flüstern, die
dann ausklangen: "O Dieu! Prenez pitie de moi et recevez mon ame dans
votre
sein!" O Gott, hab Erbarmen mit mir und nimm meine Seele bei Dir auf!
Am 27. März gegen 11 Uhr abends schied
sie
sodann aus dieser Welt, im Alter von 25 Jahren, 1 Monat und 14 Tagen:
"la
tres ilustre princesse
dame Marie de Bourgogne (,
par la grace de Dieu archiduchese d'Autriche (Erzherzogin
von Österreich),
duchese
de Bourgogne, de Lothier (Lothringen), de
Brabent,
de
Lembourg, de Lucembourg et de Gheldre, comtesse de
Flandere,
d'Artois,
de
Bourgogne, palatine de Haynau (Pfalzgräfin des
Hennegau),
de
Hollande, de Zelande,
de Namur et de Zutphen, marquise
de Saint-Empire Markgräfin des Heiligen Reiches), dame
de Frise, de Salins et de Malines."
Am 3. April 1482 fand dann die Beisetzung statt.
Insgesamt
sollen nicht weniger als 15.000 Menschen die geliebte Herrin zur
letzten
Ruhestätte in der Liebfrauenkirche begleitet haben.