MARIA, HERZOGIN VON BURGUND
Erzherzogin von Österreich
----------------------------------------------------
* 13.2.1457 Brüssel,† 27.3.1482 Brügge
⚰
Brügge, Liebfrauenkirche
GENEALOGIE:
---------------------
Aus dem Hause VALOIS
Vater:
--------
Herzog Karl der Kühne von Burgund (1433–1477), Sohn des Herzogs Philipp des Guten von Burgund (1396–1467) und der Isabella von
Portugal (1397–1472)
Mutter:
----------
Isabella
(1435/37-1465), Tochter des Herzog Karl von Bourbon (1401–1456) und der Agnes von Burgund (1407–1476)
Stief-Mutter:
----------------
(seit 1468) Margarethe von York (1446–1503, Schwester König Eduards IV. von England, 1442–1483)
Brügge/Gent 1477
oo Erzherzog (seit 1508 Kaiser) MAXIMILIAN I. († 1519, siehe NDB 16)
2 Söhne (1 früh †),
1 Tochter:
--------------------------------------
unter anderem
Erzherzog Philipp
der Schöne (1478–1506, Herzog von Burgund 1493, König von Kastilien 1504, oo
Johanna diie Wahnsinnige,
Infantin von Spanien, 1479–1555),
Margarethe († 1530, siehe NDB 16)
Enkel:
---------
Kaiser KARL V. († 1558, siehe NDB XI)
Leben:
---------
Maria verbrachte ihre
Kinder- und Jugendjahre mit gleichaltrigen Kindern aus Adels-Familien
vorwiegend in Quesnoy und Gent. Mit acht Jahren verlor sie ihre Mutter
und kam in die Obhut der Kammerfrau Johanna von Halewin und nach
der neuerlichen Heirat des Vaters zu ihrer Stief-Mutter Margarethe von York, mit der
sie ein inniges Verhältnis verband. Sie genoß eine
äußerst sorgfältige Erziehung, wie sie dem kulturell
hochstehenden burgundischen Hof
entsprach. Alle Zeitgenossen rühmten Marias besonderen Liebreiz.
Nachdem sich die Hoffnung auf einen Sohn nicht erfüllte,
führte Karl der Kühne mit vielen
Bewerbern Heiratsverhandlungen für Maria, die künftige Erbin der burgundischen
Länder (diese waren teils Reichslehen, teils Lehen der französischen Krone und von der burgundischen Dynastie geeint, in der männliches
und weibliches Erbrecht galt). Die ernstzunehmenden Kandidaten waren
Herzog Karl von Guyenne, Bruder Ludwigs XI. von Frankreich, Nikolaus von Kalabrien, Herzog von Lothringen, und Herzog
Philibert von Savoyen.
1463 hatte Papst Pius II. eine
Heirat zwischen Maria
und dem Kaiser-Sohn Maximilian
angeregt; 1469 wurde dieser Plan zwischen Karl dem Kühnen und
Erzherzog Sigmund von Tirol besprochen.
Die darauffolgenden Verhandlungen zwischen Kaiser FRIEDRICH III. und dem Herzog
von Burgund auf dem Hoftag zu Trier (1473) scheiterten jedoch an den
allzu hohen politischen Forderungen Karls des Kühnen. Erst
nachdem er schwere diplomatische und militärische Niederlagen
hatte hinnehmen müssen, gab Karl
seine Zustimmung zur Heirat:
zunächst mündlich, dann schriftlich und im Mai 1476 in
Lausanne in feierlicher Form ohne alle Bedingungen. Auch Maria anerkannte Maximilian
als künftigen Gemahl. Dagegen suchte Frankreich nach dem Tode Karls des Kühnen in der
Schlacht vor Nancy (5.1.1477) den burgundischen Staat zu zerschlagen und besetzte sofort
das Herzogtum, die Freigrafschaft Burgund sowie die südlichen
Grenzgebiete der Niederlande. Die niederländischen Stände erkannten Maria zwar als ihre „natürliche Erbherrin“ an,
waren aber zur Verteidigung gegen Frankreich zunächst nicht
bereit; in einer allgemeinen Erhebung erzwangen sie von ihr am
11.2.1477 in Gent das große Privileg für Flandern mit
weitgehenden Freiheiten und ständischen Mitregierungsrechten, dem
ähnliche Privilegien für die anderen Länder folgten.
Trotz größter Bedrängnis widersetzte sich Maria den
Werbungen König Ludwigs XI. für den
Dauphin Karl (VIII.),
Herzog Georgs von Clarence, eines
Bruders der Stief-Mutter, und auch der niederländischen Herren Johann und Philipp von Kleve sowie Adolfs von Geldern und hielt
an der Verlobung mit Maximilian
fest. Als dieser im August in die Niederlande kam, wurde er auch von
den Ständen als Retter begrüßt. Am 19.8.1477 wurde in
Gent die Hochzeit gefeiert. Der Ehevertrag gestand nur den Kindern ein
Erbrecht zu; aber schon am 17. September setzte Maria ihren Gemahl für den Fall ihres kinderlosen
Todes zu ihrem Alleinerben ein. Maximilian
wurde Oberhaupt des Ordens vom Goldenen Vlies. Er übernahm sofort
die Führung des Verteidigungskrieges gegen Frankreich, der 15
Jahre dauern und den Niederlanden härteste Opfer abverlangen
sollte. Die Ehe selbst, geschlossen zunächst aus rein politischem
Kalkül, um den Häusern ÖSTERREICH
und BURGUND den Aufstieg
zur Weltmacht zu eröffnen, wurde eine überaus glückliche
Verbindung; Maximilian
berichtet davon in Briefen und später im „Weißkunig“ und im
„Theuerdank“. Doch bereits Anfang März 1482 stürzte Maria, eine leidenschaftliche Jägerin, bei der
Vogelbeize vom Pferd und erlag drei Wochen darauf in Brügge ihren
schweren Verletzungen. In ihrem Testament setzte sie ihre beiden Kinder
zu Erben ein und Maximilian
zu deren Vormund; kurz vor ihrem Tod verpflichtete sie die Ritter vom
Goldenen Vlies zum besonderen Gehorsam gegenüber Maximilian. Der Tod Marias verschärfte die schwelende burgundische Staatskrise,
doch war der Fortbestand der Dynastie durch die beiden Kinder gesichert.
Literatur:
------------
ADB 20; Briefe Maximilians, Theuerdank u. Weißkunig, siehe Artikel „Maximilian“; G.-H. Dumont, Maria de Bourgogne, 1943; P. Van Ussel, De Regeering
van Maria van Bourgondie over de
Nederlanden, 1943; Ders., Maria van Bourgondie, 1944; L. Hommel, Marie de
Bourgogne ou le grand héritage, 1951; Y. Cazaux, Marie de
Bourgogne, 1987; H. Wiesflekker, Kaiser Maximilian I., Das Reich,
Österreich u. Europa an der Wende zur
Neuzeit, Band 1: Jugend, burgundisches Erbe und Römisches Königtum bis zur
Alleinherrschaft 1459–1493, 1971; F. Unterkircher. Burgund. Brevier,
1974; C. Vossen, Maria von Burgund, 1982; B. Hamann (Herausgeber), Die Habsburger, 1988;
Wurzbach VII.
Autor:
--------
Inge
Wiesflecker-Friedhuber
Wiesflecker-Friedhuber, Inge, „Maria, Herzogin von Burgund“,
in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), Seite 188f. [Onlinefassung];
URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd11857776X.html