Lothar
III. (HRR)
Lothar III. (* vor dem 9.
Juni 1075; † 3. Dezember 1137 bei
Breitenwang, Tirol), auch Lothar
von Süpplingenburg
oder Lothar von Supplinburg
genannt, war Herzog
von Sachsen sowie König (ab
1125) und Kaiser (als Lothar III.)
(ab 1133) des römisch-deutschen
Reiches.
Leben:
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Der Vater Lothars, Graf Gebhard von Süpplingenburg,
gehörte dem
sächsischen Hochadel und der Opposition gegen Kaiser Heinrich
IV. an. Seine Mutter war Hedwig
von Formbach,
die Tochter Gertruds
von Haldensleben, die in zweiter Ehe mit Herzog Ordulf
von Sachsen vermählt war. Als Geburtsort Lothars wird in der alten
„Büntingschen Chronik“ Lutterloh im Landkreis Celle in der
Südheide
genannt. Sein Vater fiel kurze Zeit nach Lothars Geburt in der Schlacht
bei Homburg an der Unstrut am 9.
Juni 1075. Daher ist der Geburtszeitpunkt kurz vor diesem Termin
anzunehmen.
Im Jahr 1100, mit 25 Jahren, heirateten Lothar von Süpplingenburg
und Richenza
von Northeim († 1141), Tochter Heinrichs des Fetten und
seiner
Gattin Gertrud von Braunschweig,
der letzten Sachwalterin des brunonischen
Erbes. 1104/06 unterstützte er Heinrich V. im Thronkrieg gegen
dessen Vater, Kaiser HEINRICH IV.
Herzog von Sachsen:
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Als Herzog Magnus Billung
1106 ohne
männliche Erben starb, verlieh König HEINRICH V. das Herzogtum
Sachsen an Lothar und
nicht an Magnus'
Schwieger-Sohn Herzog
Heinrich den Schwarzen von Bayern.
Die Umstände dieser
Einsetzung sind unklar. Manche Historiker sagen, HEINRICH V. habe einen
schwachen Herzog einsetzen wollen, und für einen solchen habe er
Lothar gehalten, der bis
dahin nur über geringen Besitz
verfügte. Dafür spricht auch eine drohende Machtkonzentration
bei Herzog Heinrich dem
Schwarzen, der dann über zwei große
Gebiete geherrscht hätte. Andere vermuten, Lothar sei als
Nachkomme sächsischer Oppositions-Geschlechter eingesetzt worden,
um einen Ausgleich mit diesen herbeizuführen. Mit Sicherheit war
er damals nicht der stärkste Fürst im Herzogtum. Dennoch
betrieb er in Sachsen von Anfang an eine eigenständige Politik und
übergab zum Beispiel 1111 den SCHAUENBURGERN die
Grafschaften
Holstein und Stormarn.
In der sächsisch-salischen Auseinandersetzung
setzte er sich an
die Spitze der antikaiserlichen Opposition und profilierte sich alsbald
als kluger Politiker und geschickter Heerführer; zwar wurde er
1112 vorübergehend als Herzog abgesetzt, aber nachdem er sich 1114
dem Kaiser als Büßer unterworfen hatte, erhielt er sein
Herzogtum zurück und unterstützte diesen gegen die
niederrheinisch-westfälische Opposition. Alsbald trat er jedoch
mit weiteren ostsächsischen Fürsten wieder offen auf die
Seite der Aufständischen und nahm an der Schlacht
am Welfesholz teil, in der das Heer
HEINRICHS V. 1115 von den
Sachsen vernichtend geschlagen wurde. Dazu erbten er und seine Frau ab
1116 durch den Tod des Grafen Otto
II. von Northeim,
Gertruds von Haldensleben
und Gertruds von
Braunschweig einen Großteil der NORTHEIMER, brunonischen und
HALDENSLEBER Besitztümer.
In den nächsten Jahren baute er in
weiteren Kriegszügen seine Stellung auch in Westfalen aus und
setzte neue Grafen als Vasallen ein. Von nun an war die politische
Führungsrolle des Herzogs unumstritten. Seine politische Stellung
im Reich baute er systematisch durch seine Territorialpolitik aus;
davon profitierte besonders sein politisches Zentrum Braunschweig, dem
er die Stadtrechte verlieh.
Als Kaiser HEINRICH V. versuchte, mit Wiprecht von Groitzsch einen ihm genehmen neuen Markgrafen von Meißen einzusetzen, setzte Lothar mit Waffengewalt diesen ab, Konrad von Wettin als nächstberechtigten Erben ein und übergab die Mark Lausitz an Albrecht den Bären. In Halberstadt beeinflusste er die Wahl eines ihm genehmen neuen Bischofs. Auf einem Reichstag in Bamberg 1124, auf dem Lothar nicht erschien, wurde beschlossen, ihn durch einen Krieg niederzuwerfen, zu dem es aber nicht mehr kam. Zuletzt beherrschte er als erster Herzog das gesamte Herzogtum Sachsen.
Schon anlässlich der Weihe des Aegidien-Klosters
1115 waren Lothar und Richenza, die Tochter der
Stifterin, anwesend,
was als politisches Signal gegenüber dem Kaiser gedeutet wurde.
Als HEINRICH V. 1125
starb, wurde Lothar am
24. August jenes
Jahres überraschend zum deutschen König gewählt, womit
der territoriale Schwerpunkt der mittelalterlichen Geschichte in den
Norden des Reiches rückte.
HEINRICH V., selber kinderlos, hatte eigentlich seinen Neffen Herzog Friedrich II. von Schwaben zum Nachfolger auserwählt, doch vor allem der Mainzer Erzbischof Adalbert I. stellte sich dem entgegen. Auf dem Hoftag in Mainz gab es letztlich drei Kandidaten für den Königsthron; neben Lothar und Friedrich rechnete sich auch Leopold III., Markgraf von Österreich, als Schwager HEINRICHS V. und Stief-Vater von Friedrich II. Chancen auf die Wahl aus, wenngleich seine Aussichten geringer waren als die der anderen beiden.
Für die Wahl wurde ein Gremium gebildet, das aus je 10 Vertretern der vier großen Stämme der Sachsen, Schwaben, Franken und Bayern bestand. Sie sollten sich auf einen der drei Kandidaten einigen. Da sich die Partei der Schwaben jedoch nicht von Anfang an bereit erklärte, jeglichen Ausgang der Wahl zu akzeptieren, wurde der sächsische Herzog, nachdem Herzog Heinrich der Schwarze von Bayern auf seine Seite gewechselt war, zum neuen König erhoben. Dieser Seitenwechsel erklärt sich aus dem Eheversprechen zwischen Lothars Tochter Gertrud und dem Sohn Heinrichs des Schwarzen. Schließlich huldigte auch der unterlegene Friedrich dem König, der sich fortan LOTHAR III. nannte. Die offizielle Krönung durch den Kölner Erzbischof erfolgte am 13. September in Aachen.
Konflikt mit den Staufern:
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Neue Auseinandersetzungen mit Herzog Friedrich II. ergaben sich,
als
dieser sich weigerte, Lothar Güter
zu übergeben, die der
König als Reichsgüter,
der STAUFER jedoch als
Erbe der SALIER auffasste.
Da die strittigen Güter mit benachbarten alten salischen Hausgütern schon
längst gemeinsam verwaltet wurden, war ihre Herkunft kaum zu
ermitteln und die Güter somit rechtlich schwer zu trennen. LOTHAR
vertrat den Grundsatz, dass alle fraglichen Güter durch das
Aussterben der SALIER nun
zu Reichsgütern geworden seien. Schon
1125 kam es zu den ersten Kämpfen zwischen LOTHAR und den
STAUFERN. Sie steigerten
sich in den folgenden Jahren, und nachdem ein
Feldzug LOTHARS gegen die STAUFER 1127 vor Nürnberg
gescheitert
war, erhoben die Schwaben gemeinsam mit den Franken Friedrichs
jüngeren Bruder Konrad zum
Gegen-König.
KONRAD suchte sofort in
Italien nach Unterstützung für sein
Königtum, welche er insbesondere in Mailand fand (in Monza 1128
Krönung mit der Eisernen Krone
zum König von Italien). Sein Vorhaben, in Italien eine solide
Machtbasis zu gründen, scheiterte allerdings. Im Jahre 1132 kehrte
er ins Reich zurück.
Königreich Burgund:
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Um den Übergang Burgunds an eine reichsfeindliche Macht zu
verhindern, übertrug er 1127 seinem getreuen Anhänger Konrad von Zähringen
das „Principatus Burgundiae“, das sogenannte Rektorat
über Burgund.
Einmischung in den Erbstreit um Böhmen:
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Soběslav I.
von Böhmen aus dem Geschlecht der PREMYSLIDEN war nach dem Tode
seines
Bruders Vladislav I.
1125 als dessen Nachfolger Herzog geworden, musste den Thron jedoch
gegen die Ansprüche Ottos
II. von Mähren-Olmütz
behaupten, der LOTHAR zu
Hilfe rief. LOTHAR marschierte
1126 mit einem
Heer in Böhmen ein, und am 18. Februar 1126 kam es zur Zweiten
Schlacht bei Chlumec.
Soběslav errang einen
überzeugenden Sieg. Sein Rivale Otto fiel,
LOTHAR wurde
gefangengenommen. Soběslav
ließ sich von LOTHAR
mit
Böhmen belehnen, ehe er ihn freiließ.
Schisma von 1130:
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In der Zwischenzeit war es 1130 in Rom bei der Papstwahl erneut zu
einem Schisma gekommen.
Nach dem Tod von Honorius II.
gab es zwei
aussichtsreiche Anwärter auf das Papsttum. Zuerst wählte eine
Minderheit der Kardinäle Innozenz
II. zum neuen Papst, bevor die
übrigen Kardinäle Anaklet
II. in einem tumultartigen
Verfahren zum Papst ernannten. Beide Päpste beanspruchten für
sich, rechtmäßig gewählt worden zu sein, doch anfangs
konnte sich Anaklet durchsetzen,
und Innozenz musste Rom
verlassen und
nach Frankreich fliehen. Während sich Anaklet lediglich der
Unterstützung durch Roger
II. von Sizilien
versichern konnte, gelang es Innozenz
mit Hilfe Bernhards
von Clairvaux, den französischen
König Ludwig VI.
und den
englischen König Heinrich I. für seine
Seite zu gewinnen.
Auch LOTHAR wurde von beiden Päpsten umworben, wobei ihm beide die Kaiserkrönung in Aussicht stellten. Erneut war es Bernhard von Clairvaux, der maßgeblich die Entscheidung LOTHARS III. zugunsten Innozenz’ lenkte. Im März 1131 trafen sich diese drei in Lüttich, wo LOTHAR dem Papst den Stratordienst leistete und ihm Hilfe im Kampf gegen Anaklet zusagte. Die ursprüngliche Bedingung, die Wiedereinsetzung in das volle Investiturrecht als Gegenleistung, ließ er schließlich fallen.
Im folgenden Jahr machte sich LOTHAR, der sich immer noch im
Konflikt mit dem staufischen Gegenkönig befand, mit einem kleinen
Heer nach Italien auf. Da Anaklet
erfolgreich die Peterskirche
verteidigte, musste man für die Kaiserkrönung in die
Lateranbasilika ausweichen.
Dort nahm LOTHAR am 4.
Juni 1133 die Kaiserkrone von Innozenz
in
Empfang. Kurz danach machte sich LOTHAR
wieder auf die Heimreise,
obwohl Innozenz sich
noch nicht gegen Anaklet
durchgesetzt hatte und
nur kurze Zeit später von Roger
II. erneut aus Rom vertrieben
wurde.
Zweiter Italienfeldzug und Tod:
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In Deutschland gelang es LOTHAR
schließlich im Jahre 1135 dank
der Hilfe Heinrichs des Stolzen,
der seit
dem Tod seines Vaters, Heinrichs
des Schwarzen, im Jahre 1126 Herzog
von Bayern war und Gertrud,
die einzige Tochter LOTHARS,
geheiratet
hatte, die STAUFER zu
besiegen. KONRAD wurde im
September in Mühlhausen wieder
in die kaiserliche Gunst aufgenommen und verpflichtete sich, am zweiten
Italienfeldzug des Kaisers teilzunehmen. Zu diesem machte sich LOTHAR,
da er im Reich jetzt der unbestreitbare Herrscher war, 1136 mit einem
wesentlich größeren Heer als beim letzten Mal auf. So
versprach dieser Feldzug wesentlich erfolgreicher zu werden. In der Tat
bemühte sich Roger II. bald
um Frieden. Jedoch kam es nun zwischen
LOTHAR und Innozenz II. zu Konflikten um
die Lehnshoheit über das
Herzogtum Apulien, und auch im eigenen Heer gab es Spannungen, so dass
LOTHAR auch diesen Italienfeldzug abbrach und den Heimweg antrat.
Auf der Rückreise verlieh er seinem Schwieger-Sohn Heinrich die Markgrafschaft Tuszien und das Herzogtum Sachsen. Zudem übertrug er ihm die Reichsinsignien, was je nach Standpunkt als Designation zum neuen König ausgelegt wurde oder nicht. Am 3. Dezember 1137 starb LOTHAR noch auf der Rückreise bei Breitenwang. Einen Monat später beendete der Tod Anaklets II. auch das päpstliche Schisma. Kaiser LOTHARS sterbliche Überreste verbrachte man nach Königslutter. Dort wurde er am 31. Dezember 1137 in der von ihm 1135 begonnenen und noch unvollendeten Stiftskirche St. Peter und Paul bestattet. Bei einer Graböffnung 1620 fand man unter anderem ein Schwert und einen Reichsapfel. LOTHAR hat sich mit dem Kaiserdom ein herausragendes architektonisches Denkmal gesetzt. Auch seine Herrschaftszeit war mehr als nur eine Episode zwischen SALIERN und STAUFERN. Sie gilt eher als selbstbewusste Herrschaft über das Reich, auch wenn die politische Vision von der Gründung eines welfischen Königtums am 7. März 1138 in Koblenz durch den „Staatsstreich“ der STAUFER zerstört wurde.
Nach seinem Tod wurde LOTHAR
als Friedenskönig betrauert, der
seinem Land Frieden, Eintracht und Ordnung gegeben hatte. Braunschweig
war mit LOTHAR III. erstmals
in den Blickpunkt der europäischen
Politik und Geschichte gerückt.
Tochter:
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- Gertrud (* 1115; † 1143) – verheiratet zuerst mit Heinrich dem Stolzen, Herzog von Bayern, später mit Heinrich Jasomirgott, Markgraf von Österreich zwischen 1141 und 1156, Herzog von Österreich von 1156 bis 1177 und Herzog von Bayern von 1143 bis 1156.