SCHAUMBURG, SCHAUENBURG, GRAFEN VON
Lexikon des Mittelalters:
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Schaumburg, Schauenburg, Grafen, Grafschaft
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Den an der Mittelweser ansässigen Edlen Adolf 'de Scowenburg'
belehnte 1111 Herzog Lothar von
Sachsen (3. L.) mit der Grafschaft Holstein, wo Adolf I. und seine Nachfolger
im 12./13. Jahrhundert die Landesherrschaft durch die Kolonisierung
Wagriens begründeten. Die dänische
Besetzung Holsteins (1201-1225/27) und die Vertreibung Adolfs III. führten zu
einer Herrschaftsintensivierung in den Stammlanden. Vom Zentrum, der am
Südhang des Süntels gelegenen Burg Schaumburg, aus wurden die
Städte Rinteln (1239), Stadthagen und Hessisch Oldendorf
gegründet, und gemeinsam mit den - im 13. Jahrhundert noch
dominierenden - Bischöfen von Minden kultivierten die SCHAUENBURGER den
Dülwald durch Anlage von Hagensiedlungen.
Nach den Erbteilungen von 1273 (Linien Kiel-Itzehoe) und 1295/97
(Plön-Pinneberg-Itzehoe/Rendsburg), bei denen die Schauenburger Linie in
Holstein mit der Herrschaft Pinneberg abgefunden wurde, verstärkte
sich die Territorialisierung an der Weser. Der Einflußbereich der
in Schaumburg ansässigen Seitenlinie
beschränkte sich auf die Diözesen Minden und Hildesheim,
deren Domkapiteln häufig Grafen-Söhne angehörten; aus
ihr gingen einige Bischöfe hervor.
Unter Graf Otto I. (1366-1404) erstreckte
sich die in acht Ämter gegliederte Grafschaft vom Weserbergland
(1377 Kauf der Grafschaft Sternberg, ab 1400/05 an Lippe
verpfändet) bis zum Steinhuder Meer und von der Weser bis zum
Deister (Amt Lauenau vom Herzogtum Braunschweig 1331 angepfändet).
Ansprüche auf das Erbe der 1390 ausgestorbenen Plöner Linie wurden
übergangen bzw. durch Geldzahlungen abgefunden; gleiches geschah
1459 beim Tod Herzog Adolfs
VIII. von Schleswig-Holstein. Einen Landzuwachs brachte 1492 die
Erbschaft der westfälischen Herrschaft Gemen.
Ende des 14. Jahrhunderts (1389/97) gewann der aus der schon in
der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts starken Dienstmannschaft
hervorgegangene Adel Mitsprache in Landesangelegenheiten; seit dem
15. Jahrhundert bildete er mit Städten, Flecken und
Klöstern die Landstände. Größere wirtschaftliche
Bedeutung gewann seit dem 16. Jahrhundert der Abbau von
Sandsteinen bei Stadthagen und von Steinkohle bei Obernkirchen.
F.-W. Hemann
Literatur:
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G. Schmidt, Die alte Gft. S. (Stud. und Vorarbeiten zum Hist.
Atlas v. Niedersachsen, H. 5, 1920)
T. Dissmann, Die Landstände der alten Gft. S., 1938
W. Maack, Gft. S., 19642
H. bei der Wieden, S. Genealogie, 1966.
Ehemalige deutsche Grafschaft an der
Weser
Benannt nach der Burg Schaumburg zwischen Rinteln
und Oldendorf, deren Erbauer Adolf
I. bisher von Santersleben genannt,
wahrscheinlich ein Verwandter der Grafen von Walbeck, um 1030 von Kaiser
KONRAD II. mit dem umliegenden Landstrich belehnt wurde.
Dessen
Enkel Adolf III. erhielt
1106 die Grafschaft Holstein. Schaumburg
blieb bis 1290 mit Holstein vereinigt, bis Adolf
VI.,
Gerhards I. von
Holstein-Rendsburg
Sohn,
die Nebenlinie Schaumburg
begründete, welcher jedoch in Holstein
die Grafschaft Pinneberg verblieb. Nach dem Aussterben der Hauptlinie
1459
machte Otto II.
vergeblich Anspruch
auf das Herzogtum Holstein gegen Dänemark geltend.
Otto IV.,
1531-1537 Bischof von
Hildesheim, führte 1558 die Reformation
ein. 1620 in den Reichsfürstenstand erhoben, erlosch es 1640 mit Otto
III., worauf dessen Mutter Elisabeth,
Gemahlin des Grafen Georg Hermann von Schaumburg-Gehmen,
Tochter des Grafen Simon VI.
von der Lippe, ihren Bruder Philipp von der
Lippe zum Erben einsetzte. Darauf fiel ein Teil der Grafschaft
an Hannover,
der Rest der Grafschaft wurde 1647/48 zwischen Hessen-Kassel und einer
Linie des Hauses LIPPE
geteilt.